Sommer, Eis und eine Garage in Matrei
Sommer, Eis und eine Garage in Matrei
Werner Baic kam durchs Fußballspielen nach Osttirol. Er verliebte sich und blieb. Sein Eisladen ist seit sechs Jahren fixer Bestandteil von Matrei, früher am Rauterplatz, heute ein wenig weiter weg vom Zentrum; sehr klein, ein wenig retro, viel öko und besonders liebevoll.

Eine ehemalige Postbusgarage in Matrei, davor ein Parkplatz, ein bisschen Grün, einige Bäume. Dazwischen ein paar Möbel, Blumenstöcke, das eine oder andere liebevolle Detail, kleine Gießkannen, Bilder, lustige Sitzgelegenheiten und eine Hängematte. Alles sehr einladend. Eine Stilmischung, doch überwiegend eine Interpretation der 1960er Jahre.

In der Garage stehen ein Kühlschrank und eine Eisvitrine, cremiges Milcheis vom befreundeten Konditor Pletzer („Wir kennen uns vom Schi fahren!“) und ein selbstgemachtes, sorbetartiges Wassereis. Letzteres, betont Werner, der ursprünglich aus Neukirchen am Großvenediger stammt, mag er besonders, „weil es so erfrischend ist und man die Früchte gut rausschmeckt.“ Dann fährt er breit grinsend fort: „Jetzt probieren wir Fruchteissorten aus und lernen das Ganze ein wenig. Das macht Mordsspaß.“ Außer Früchten, Wasser und Zucker darf nichts in sein Eis.

Die Früchte kommen aus der Region – oder Südtirol – und sind wenn möglich bio. Der ökologische Gedanke taucht in Werners Gesprächen häufig auf. Als ein Credo. So lebt er, so möchte er seinen Betrieb haben. Wenn er andere dazu bringt, auch nachzudenken, ist das gut. Es ist aber kein Muss. So sagt eine seiner Kundinnen, dass sie gerade das am Eisladen mag, dass sich dort viele Verschiedene treffen, Kinder, Erwachsene, so und anders Denkende. Menschen, die das Eis genießen und bei Werner miteinander ins Gespräch kommen.

Deshalb liebt er seinen Beruf: wegen der Menschen. „Der Eisladen ist so eine Idee von früher. Das wollte ich schon immer und ich habe mir gedacht, das passt auch zu mir. Nicht zuviel Alkohol und von klein auf kommen die Leute. Das macht auch vom menschlichen Aspekt her Spaß.“

Das Eis von Werner Baic und seine selbstgemachten Stanitzel schmecken allen, auch den Kleinsten.

Die Begeisterung wirkt selbstverständlich an ihm. Nur eines versteht er nicht: Ein Interview? „Also, das habe ich ja noch nie gehabt!“ Ein bisserl verunsichert wirkt er tatsächlich. Er kaschiert es, indem er von dem schwärmt, was ihm wichtig ist, etwa dass er es bald schaffen möchte, den Müll zu verringern. Es sei unfassbar, all das Plastik! Seine leise Stimme wird ein wenig lauter: „Ich wollte schon den Müll von zwei Wochen hier auf dem Platz ausstreuen. Das wäre eine super Sache, wenn die Leute einmal sehen könnten, was in zwei Wochen so alles zusammenkommt. Die Leute verstehen so etwas.“ Werner Baic sieht seine Kunden als kleine Familie: „Die Dinge müssen langsam wachsen, damit sie halten.“

Ob man vom Eisverkauf leben kann? Es gäbe 5.000 Matreier, antwortet er. Touristen auch? Eher nein, die würden lieber in den Bergen herumkraxeln. Gerade sei eine Schweizer Familie bei ihm gewesen. Sie hätten in ihrem Ort keinen Eissalon, daher seien sie auch bei ihm skeptisch gewesen – aber nur kurz, denn offensichtlich mochten auch sie den kleinen Laden in der Virgener Straße.

Auf die Frage, welche Eissorte gerade „in“ sei, antwortet er spitzbübisch: „Gutes Eis ist in.“ Auf die Diskussion, ob veganes Eis nachgefragt werde, lässt er sich erst gar nicht ein. Seine Stanitzel aber, die macht er teilweise selbst. Darauf ist er stolz. Sie sind glutenfrei – darüber würden sich viele Kunden freuen, sagt er. Zum Espresso serviert er sie auch, als kleine Waffel, in Blumen- oder Tierform.

Im Winter ist sein Laden geschlossen. Es wäre schon interessant, auch dann etwas mit dem Platz zu machen, findet Werner: „Aber man darf das nicht unterschätzen, das Eisgeschäft, das sind sieben Monate im Jahr, ohne freien Tag. Da muss man höllisch aufpassen, dass man nicht überpowert.“ Außerdem hat er schon ein Winterprogramm: „Im Winter denke ich nach.“

Warum Matrei, und nicht Lienz? „Ich wollte eh schon einmal beim Joast einen Handwagen auf die Terrasse stellen, etwas ganz Nostalgisches.“ Die Stadt sei vom ersten Anlauf allerdings nicht recht begeistert gewesen. Die Zeit werde zeigen, was kommt. Sein Motto ist einfach: „Es macht nur Spaß, wenn’s Spaß macht.“

Credits
  • Autorin: Daniela Ingruber
  • Fotografie: Miriam Raneburger

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