Gerold Leitner stammt aus Prägraten und hat die Fachschule für Holzbildhauerei in Elbigenalp absolviert. Er zählt zu jenen jungen, künstlerisch ambitionierten Larvenschnitzern, die dem Krampusbrauch in Osttirol sein aktuelles Gesicht geben – kunstvoll, kraftvoll und authentisch im besten Sinn des Wortes. Im Gespräch mit DOLOMITENSTADT-Redakteur Bernd Lenzer verrät Leitner, wie man aus einem Holzblock eine Osttiroler Krampuslarve schält.
Gerold, aus welchem Holz ist so eine echte „Larve“ denn geschnitzt? – Also, ich verwende zum Schnitzen einer Larve in erster Linie Zirbenholz. Es ist leicht zu bearbeiten, wodurch ich der Larve feinere Gesichtszüge verpassen und somit mehr Ausdruck verleihen kann. Man darf die Larve jedoch nicht aus einem Stück Holz schnitzen, sondern muss sie aus mehreren Teilen zusammenleimen.
Und warum? – Damit dem Holz die Spannung genommen wird und sich die Larve nicht selbständig spalten kann. Um dem entgegenzuwirken leime ich drei 10 cm dicke Holzbalken zusammen, die 32 cm hoch und 25 cm tief sind. Erst dann beginne ich mit der eigentlichen Arbeit.
Die sich wie fortsetzt? – Ich spanne den Holzklotz auf ein Gestell in meiner Werkstatt und schneide mit einer Motorsäge die ersten groben Konturen heraus. Die Kanten, die ich dem Klotz im vorderen Bereich des späteren Gesichts abschneide, spare ich mir auf, weil ich sie später dazu brauche, um aus ihnen die Ohren zu machen.
Weißt du da denn schon, wie die Fratze aussehen soll? – Nicht so ganz. Dazu muss ich auf das spätere Gesicht erst eine Triachse aufzeichnen. Aus dieser kann ich ersehen, wie ich das Gesichtsfeld der Larve einteilen kann. Erst nachdem ich weiß, wo ich bei dem Klotz die Augen, die Nase und das Maul platziere, beginne ich mit dem „Anhauen“.
Wie geht das vonstatten? –Ich haue mit dem Stemmeisen und einem Knüppel die Augen, Ohren und die Nase grob aus dem Holz. Danach kann ich mit dem „Anlegen“ beginnen, bei dem ich wichtige Einzelheiten wie Falten, die Augenpartie, die Nasenflügel und das Maul samt Zunge und Zähnen mit einem Schnitzeisen forme. Beim „Nachputzen“ erfolgen abschließend noch die Feinheiten, bei denen ich noch letzte Kleinigkeiten korrigieren kann.
Womit jetzt zwar der Klotz ein Gesicht hat, aber noch lange nicht aufgesetzt werden kann. – Das stimmt. Damit man das kann, muss ich dann mit der Motorsäge den Klotz innen aushöhlen und nachschnitzen und schleifen. Wenn das geschehen ist, spanne ich die Larve wieder am Bearbeitungsstand ein und grundiere sie vollkommen weiß.
Wozu? – Damit ich sie nach dem Trocknen bemalen kann. Dabei halte ich eine genaue Reihenfolge ein. Als Erstes bemale ich die großen Flächen, mit Ausnahme des Maules mit seinen Zähnen und der Zunge. Dieses kommt erst bei der Feinmalerei zum Zuge. Erst danach male ich die Augen. Das hat den Grund, dass ich dadurch die Farbe der Augen besser der Färbung der gesamten Larve anpassen kann. Auch die Richtung, in die der Klaubauf blickt, lege ich dabei fest.
Und dann ist die Larve fertig? – Nein, zuvor kommt noch ein Allwetterlack über die Holzlarve und je nach Modell befestige ich mit Leim und Klammern lange Pferdehaare am oberen Teil der Maske. Damit man die Klammern nicht sieht, überdecke ich diese Stelle mit einem farblich abgestimmten Fell am Hinterkopf.
Und der Innenteil? – Den polstere ich mit einem Stück Fell aus. Und zwar so, dass die Lederseite innen ist. Dadurch wird die Haut im Gesicht nicht so stark gereizt. Manche verwenden zum Auspolstern lieber Schaumgummi, aber das ist, wie die gesamte Larvenschnitzerei, individuell verschieden.
Ein ziemlicher Aufwand. Wie teuer ist so eine echte Osttiroler Holzlarve? – Hier variieren die Preise sehr stark, bewegen sich aber zwischen 350 und 700 Euro, wobei es nach oben hin keine Grenze gibt.
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