Handwerkliches Talent hatte sie schon immer, auch die Lust, etwas Haptisches, Greifbares, Reales zu kreieren, aber erst vor zwei Jahren wurde daraus ein Projekt. Gsaller entdeckte im Internet ausgefallene Armbänder, offenbar handgemacht und ganz ihr Stil. Neugierig geworden, machte sie sich auf die Suche nach Utensilien für eine eigene kleine Schmuckproduktion.
Sie kaufte Süßwasserperlen, Glasperlen, Halbedelsteine und Silberdraht. „Ich verwende ausnahmslos hochwertiges Material, keine Massenware aus China und auch keinen Kunststoff“, erklärt sie. Qualität sei ihr wichtig, ebenso wie ein hoher handwerklicher Anspruch. Also holte sie einen Goldschmied an Bord, der die Verschlüsse aus Silber für sie entwarf und fand ein Unternehmen in Deutschland für den Guss der Knopfverschlüsse. Dann folgten Monate des Experimentierens. Die Wohnung der Autodidaktin ist zugleich ihr Atelier.
Wie das jeweilige Armband aussehen könnte, hat sie im Kopf. Sie lässt sich inspirieren von der Jahreszeit, von ihren Stimmungen, legt die bunten Perlen auf dem Arbeitstisch auf, verändert die Reihenfolge, die Farbfolge und beginnt sie aufzufädeln. Meistens ist das Ergebnis ein anderes als ursprünglich erdacht. Martina Gsaller zeichnet nichts auf, es gibt keine Skizzen, das Schmuckstück entsteht im Tun. Wenn es ihr nicht gefällt, wird es wieder aufgelöst und sie beginnt von Neuem.
Was ist wichtig bei diesem Handwerk? „Viel Geduld, präzise Feinmotorik und gute Augen“, erklärt die Psychologin. Und wie lange dauert es, bis ein Armband fertig ist? Das hängt, nicht ganz unerwartet, von dessen Breite ab. Es kann leicht einen halben Tag dauern, bis jedes Teilchen eines mehrreihigen Schmuckstücks mit dem Silberdraht aufgefädelt ist. Spannend ist der Moment, wenn die „Quetschperlen“ hinzugefügt werden und die Flachzange zum Einsatz kommt. Mit viel Feingefühl muss Martina auf diese Perlen drücken, damit das Schmuckstück nicht bricht – und alles von vorne beginnt.
Das erste Armband trug sie selbst. „Es war dekorativ, aber ganz zufrieden war ich nicht“. Die frisch gebackene Kunsthandwerkerin ist ehrgeizig, verschenkt die frühen Arbeiten an Familienmitglieder und im Freundeskreis, tüftelt und fädelt, sucht nach neuen kreativen Ideen, arbeitet an der Qualität und ist sicher, dass sich das Hobby auch zu einem Business machen lässt. Ein Jahr lang dauerte diese Test- und Entwicklungsphase, dann wusste Martina Gsaller, dass die Qualität ihrer Kollektion stimmt. Sogar ihr Armband mit kleinen 24 Karat vergoldeten Perlen hat die Testphase tadellos überstanden. Nichts ist abgeblättert.
Zeit also, sich über das Marketing den Kopf zu zerbrechen. Sie nennt ihr Label „PACCO Jewelry“. Warum PACCO, welche Bedeutung hat diese Bezeichnung? Martina Gsaller weiß es nicht. „Ich hatte das Wort seit zehn Jahren im Kopf, es war plötzlich da, keine Ahnung, woher es gekommen ist“, lacht sie, aber es klingt südlich, spanisch, orientalisch – und das wiederum passt zum Design ihrer besonderen Schmuckstücke. Jedes wird hübsch verpackt in einer individuellen Box verkauft, derzeit noch in kleinem Stil, aber mit vielversprechenden ersten Erfolgen.
Martina will durchstarten. Ihre Firmen-Website ist seit Kurzem online. Die kreative Schmuckdesignerin verkauft ihre Kollektionen auch im gehobenen Modehandel. Neben Armbändern gibt es auch Ohrringe und Anhänger für Leder- und Satinbänder. Ausgewählte Teile aus den Kollektionen Marroc oder Caribbean findet man in Lienz derzeit im „NewTakeFive“ in der Rosengasse.
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