Sechs neugierige JungfotografInnen verbrachten im Rahmen von Spielfeld Kultur eine spannende Woche auf dem Kreativcampus in der Tamerburg. Beim Fotoworkshop „Ich mach mir ein Bild von der Welt“ erkundeten Mira, Stella, Moritz, Viki, Leonnard und Katja gemeinsam mit Fotograf Bernhard Krause, was man hinter der Kamera so alles anstellen kann. Krause verbrachte einige Jahre seiner Kindheit in Lienz und lebt und arbeitet heute als freier Fotograf, Musiker und Dozent im Großraum Tübingen in Deutschland.
Nach einer kurzen Einführung – Warum gibt es so wenige Bilder unserer Großeltern? Wann ist ein Bild unvorstellbar wertvoll und für wen? Ein Bild muss nicht unbedingt perfekt sein, wenn es einen einzigartigen Moment zeigt. – ging es auch schon an die Arbeit.
Die erste Aufgabe: „Sucht euch ein Motiv, das ihr später verwildern wollt!“ Die jungen Fotografinnen und Fotografen erkundeten also die Tamerburg und Umgebung – natürlich nicht ohne eifrig zu knipsen. Die so entstandenen Fotos wurden später ausgedruckt und nun war Fantasie gefragt: Mit Gräsern, Blättern, Blüten, Steinen und anderen spannenden Fundstücken aus der Natur wurden die ausgedruckten Werke „verwildert“ und gleich noch einmal abgelichtet – so entstanden völlig neue Werke.
Es ist eine Freude, die Kinder zu beobachten, wie sie Schritt für Schritt immer mehr begreifen.
Besonders spannend fanden die Kinder die selbst gebaute „camera obscura“ – gleich ein ganzer Raum wurde als Kamera genutzt. So geht’s: Fenster mit Blick zur Schleinitz lichtdicht abkleben, eine kleine runde Öffnung lassen und eine Produktionsfläche wie Leinwand oder ein weißes Blatt Papier an der Wand anbringen – mehr braucht es nicht und der Effekt ist beeindruckend. „Warum steht das Bild auf dem Kopf? Hui, es ist ja auch noch gespiegelt!“ An der Decke sind sogar noch die vorbeikommenden Autos und Radfahrer zu sehen. „Es ist eine Freude, die Kinder zu beobachten, wie sie Schritt für Schritt immer mehr begreifen“, schwärmt Bernhard Krause.
Doch weiter zum nächsten Thema – Belichtungszeit. Auch hier wurde wieder fleißig experimentiert, zuerst mit ganz langer Belichtungszeit: Die Kinder verdunkelten einen Raum und schrieben mit Taschenlampe und Fahrradlicht ihre Namen ins Bild, dazu noch ein Blitz. Unerlässlich für diese Aufgabe: Teamwork. Ein Kind fotografierte und gab das Startkommando, eines war für die Verdunkelung zuständig. So waren am Ende an einem Foto alle in irgendeiner Form beteiligt.
Auch mit ganz kurzen Belichtungszeiten kann man Spaß haben: Die Truppe begab sich also in die Stadt und versuchte sich an Fotos mit extrem schnellen Verschlusszeiten – so kann man zum Beispiel Sprünge „einfrieren“. Auf diese Weise kam es, dass am 10. August „Hexen und Zauberer“ die Dolomitenstadt auf Besen fliegend unsicher machten oder beim Versuch zu telefonieren einfach davonflogen. Außerdem entstanden an diesem Tag auch Fotos, die erst auf den zweiten Blick erstaunen. Erwachsene sind zum Beispiel mit ihren Smartphones von ihrer Umgebung abgeschirmt, während die jungen Herrschaften die New York Times lesen.
Auch hinter der Tamerburg entstanden Schwebebilder. Diesmal sprangen die Kinder aber nicht, sondern loteten die Möglichkeiten der digitalen Bildretusche aus.
Bei den Schwebebildern war wieder Teamwork gefragt. Der Fotograf gab die Kommandos, die Requisiteure mussten – zack, zack – die Accessoires (Schemel) wegstellen und auch die „Models“ mussten schleunigst wieder aus dem Bild verschwinden. Der Trick ist nämlich, dass noch eine zweite, „leere“ Aufnahme gemacht wird und das am besten, bevor sich Licht und Schatten zu sehr verändern. Beide Aufnahmen werden in einem Programm wie zum Beispiel Photoshop übereinander gelegt und maskiert – fertig ist die Schwebeaufnahme!
Auch ein Ausflug in die faszinierende Welt der Makrofotografie durfte nicht fehlen. Bernhard Krause hatte kleine Figuren für Modelleisenbahnen besorgt – die Kinder drapierten und positionierten sie und brachten die Figürchen so in völlig neue Zusammenhänge.
Einmal schwärmte die Gruppe aus, um Tiere einzufangen – natürlich mit der Kamera. Spannend für solch ein Unterfangen ist übrigens auch das Thema Porträt: Ob Mensch, Pflanze oder Tier, die Augenhöhe ist wichtig. „Das funktioniert sogar bei einem Auto. Da ist die Augenhöhe bei den Scheinwerfern und schon ist das Fahrzeug präsenter im Bild. Und denkt auch an den goldenen Schnitt …“, erklärt Krause. Auch zum Thema Selfie hat der Experte einen Tipp: „Macht nicht 0815-Selfies, sondern sucht euch in Spiegeln, Schaufenstern, Wasseroberflächen“, empfiehlt er. Übrigens: Auch mit Filtereffekten, zum Beispiel durch Glasscherben, Farbfolien, Spiegel, Flaschenböden oder geschliffene Gläser entstehen spannende Bilder.
Die Woche verging wie im Flug – nicht nur für die Kids. „Eine unvergessliche Woche. Tausend und ein Dank an Spielfeld Kultur“, resümiert auch der Fotograf.
2 Postings
W E L T K L A S S E !!!!!! Einfach nur grandios. Gratulation an die Kids, den kreativen Fotokünstler und an die und den Organisatoren von Spielfeld Kultur!
Wow, wie schön, dass es so spannende Angebote für Kinder gibt, und so niveauvoll.
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