Umgeben von Blumen- und Kräuterwiesen, liegt Johannas Haus in Oberleibnig auf ca. 1.250 Meter. Es duftet angenehm nach Holz – es ist ja auch ein Holzhaus – und sobald sich die Tür öffnet, strömen uns Aromen von Kräutern und Bienenwachs entgegen. In manchen Ecken hängen ganze Kräuterbüschel kopfüber zum Trocknen, in anderen stehen Glasflaschen aller Formen und Größen, gefüllt mit Ölen und Hochprozentigem – so soll den beigemischten Kräutern und Wurzeln ihre Kraft entlockt werden.
Das Wissen über die Kräfte der Natur haben Johanna und ihre Geschwister von ihren Großeltern, vor allem vom „Hofer Tate“. Wenn im Sommer „die Fremden“ kamen, mussten die Geschwister jedes Jahr das Elternhaus in Oberleibnig räumen und zogen den Sommer über bei ihren Großeltern in Huben ein. Aus ihren Kinderzimmern zu Hause wurden „Fremdenzimmer“. In Huben ist es aber „immer fein gewesen“. Der Hofer Tate sammelte Beeren, Kräuter und Wurzeln und die Kinder halfen gerne mit. Die Hofer Mame setzte das Gesammelte dann an – dafür nahm sie Schnaps oder Öl. Überall standen irgendwelche Flaschen herum und ständig kamen Besucher vorbei, die mitgebrachte Naturalien für Hilfsmittel gegen ihre Beschwerden tauschten.
Für unsere Lärchenpechsalbe werden verschiedene angesetzte Öle in der Pfanne erwärmt, aber Vorsicht: heißer als 30 Grad sollte es nicht werden. Danach wird das Pech eingerührt. Dann kommen einige Tropfen ätherisches Öl dazu. Johanna nimmt Pfefferminzöl aus der Apotheke, das öffnet die Poren. Bienenwachs folgt, dann wird auf einem Teller die Konsistenz geprüft. Zum Schluss wird die Salbe in Tiegel eingefüllt.
Nun bleibt die Frage, wie man diese angesetzten Öle herstellen kann. Auch darauf gibt es eine Antwort. Es beginnt mit dem Kräutersammeln während der Schönwetterperiode. Die Kräuter werden grob geschnitten und drei Tage lang schattig angetrocknet. Dann werden sie in die Flaschen gegeben, die dann mit guten Ölen gefüllt werden. Ganz wichtig: jedes Kraut einzeln ansetzen. „Sonst fangen sie an zu streiten“, das wusste schon die Hofer Mame. Jedes will seine eigene Heilwirkung entfalten. Die Ringelblume zum Beispiel ist ein dominantes Kraut und würde das eher „schüchterne“ Johanniskraut nicht zur Geltung kommen lassen. Acht Wochen entsprechen zwei Vollmondphasen und genau so lange sollen die Öle im Warmen stehen gelassen werden. Laut Johanna ist es aber nicht schlimm, wenn man die Mondphase beim Sammeln nicht beachtet.
Bei der Salbenherstellung sollten immer mehrere Kräuteröle gemischt werden. Jeder Körper habe unterschiedliche Bedürfnisse – und so könne der Körper selbst entscheiden, welches der Öle er am meisten braucht. Die Kräuter müssen aber schon zusammenpassen. In unsere Salbe kommen Goldrute, Arnika, Ringelblume, Schafgarbe und Johanniskraut. Mit dem Pech gemischt, ergibt das eine Wund- und Zugsalbe, die auch bei schmerzenden Gelenken hilft. Möchte man etwas gegen Halsentzündung, Husten und Schnupfen machen, wären Kräuter wie Spitzwegerich, Quendel (wilder Thymian), Huflattich und Hollerblüte besser geeignet. Das Pech bleibt aber die wichtigste Zutat: Es allein hat schon eine antimikrobakterielle (gegen Bakterien, Viren und Pilze) Wirkung, außerdem ist es entzündungshemmend. Wie es den verletzten Baum heilt, so wirkt es auch auf den Menschen wohltuend.
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