Dolomitenstadt-Mitarbeiterin Evelin Gander ist auch Stadtführerin in Lienz und betreut den Cityguide-Lienz.at, ein digitales Branchenverzeichnis der Dolomitenstadt. Manchmal veranstaltet Evelin Führungen für Kinder und damit die Knirpse die Stadt als spannendes Abenteuer erleben und dabei auch noch allerhand lernen, baut sie diese Kinderführungen wie eine Schatzsuche auf.
Evelin versteckt kurz vorher kleine „Schätze“, einen geheimnisvollen Brief, einen Schlüssel mit einer Botschaft und „stolpert zufällig“ mit ihren Schützlingen über diese Botschaften. So beginnt dann eine Entdeckungsreise durch die Geschichte und Geografie von Lienz. Doch wie der Zufall so spielt, wurde die ortskundige Stadtführerin plötzlich selbst in eine Schatzsuche verwickelt. „Vor einiger Zeit rief der TVB Lienzer Dolomiten an, weil im Büro Leute nach einem Bild mit einer steinernen Schnecke auf dem Hauptplatz fragten. Ob ich wisse, wo diese Schnecke sei?“ Es stellte sich heraus, dass es „Geocacher“ waren. Gander holte Infos ein. „Es schien mir spannend, aber auch kompliziert.“
Die Zeit verging und heuer im Sommer stieß die Reiseleiterin neuerlich auf das Thema und zwar an völlig unerwarteter Stelle. Sie nahm an einem Anfängerkurs für Paddler mit Hans Mayer teil. Im Team war auch eine deutsche Geocacherin. „Die hat mir unter einer Lienzer Brücke eine Dose gezeigt, die mit einem Magneten befestigt war! Ich fand das unglaublich spannend, weil ich ja selbst auch Schatzsuchen veranstalte.“ Das Thema ließ Evelin nicht mehr los. Sie googelte, entdeckte im Internet eine Welt von mehr oder weniger gut versteckten Schätzen und bekam Einblick in ein Hobby, dem rund um den Globus zigtausende Menschen verfallen sind.
Geocaching lässt sich vereinfacht als eine Art moderne Schatzsuche mit GPS-Geräten beschreiben. Es gibt Leute (Geocacher), die irgendwo eine Dose mit Notizbuch (Logbuch) verstecken und die Koordinaten dieses Verstecks im Internet veröffentlichen. Andere Geocacher machen sich mit Hilfe dieser Koordinaten und einem GPS-Gerät bzw. einem GPS-fähigen Smartphone auf die Suche nach diesem Versteck und tragen sich vor Ort in das Logbuch mit Nickname und Funddatum ein. Danach wird der Cache bzw. die Dose wieder exakt an die gleiche Stelle zurückgelegt – für den nächsten Geocacher. Zu Hause wird der Fund im Internet mit Kommentar „geloggt“.
Bei der Besprechung der Themen für dieses Magazin steckte Evelins Begeisterung die Dolomitenstadt-Redaktion an. Wir fragten uns, ob es noch mehr versteckte Schätze in unserer näheren Umgebung gibt, loggten uns auf der Plattform www.geocaching.com ein und suchten nach „9900 Lienz“. Bumm. Das Ergebnis war auf den ersten Blick erstaunlich. 251 Treffer allein in der Dolomitenstadt.
Es gibt in Osttirol unzählige versteckte Caches, zum Beispiel einen „Skiing Multicache“ auf dem Zettersfeld: Um Fragen zu beantworten, muss man quer durch das Schigebiet fahren. Es gibt einen „Schatz am Tristacher See“, einige Caches entlang des Zabarotsteiges zur Karlsbader Hütte und zum Hochstadelhaus. Die Lienzer Dolomiten und auch die „Sonnenwege“ am Fuß des Zettersfeldes sind voller Schätze mit Positionsangabe. Man kann sich aber auch zwischen Ainet und St. Johann auf die Suche nach einem Krokodil begeben. Ein Multicache (bestehend aus einer ganzen Reihe von Schätzen) führt lehrreich quer durch Obertilliach. Im Villgratental, in Kals, im hinteren Iseltal, bei den Jagdhausalmen, selbst am Prijakt und auf vielen anderen Gipfeln gibt es Dinge zu entdecken, die kein Wanderer oder Bergsteiger bewusst wahrnimmt, es sei denn, er oder sie ist Geocacher!
Nun hatten wir zwar massenhaft – vorerst nur auf der Internet-Landkarte und nicht im richtigen Gelände – Schätze gefunden, aber wo waren deren teils geheimnisvolle „Verstecker“? Geocacher scheinen grundsätzlich einen Hang zum Geheimnisvollen zu haben oder jedenfalls einen ausgeprägten Spieltrieb, gepaart mit einer Menge kreativer Energie und Fantasie. Deshalb treten viele von ihnen mit Fantasienamen auf und lüften ihre Identität nur ungern. „Schistl“ zum Beispiel. Hinter diesem Pseudonym versteckt sich eine ganze Cacher-Familie mit „Osttiroler-Wurzeln“, wie wir erfahren. Tausende Schätze haben sie bereits gehoben und einige Dutzend platziert, darunter auch den mysteriösen „Schneck“ auf dem Lienzer Hauptplatz, der Evelin Gander und das Tourismusbüro beschäftigte.
Ein junger Schatzsucher traute sich dann doch vor die Kamera von Expa-Fotograf Hans Groder. Benni aus Kals, elf Jahre alt und Geocacher, seit vor einem Jahr ein Beitrag in der TV-Sendung Löwenzahn seine Neugier geweckt hat. Benni fand seinen ersten Cache bei der Kirche in Kals, gemeinsam mit seinem Cousin.
Manchmal geht er allein auf die Suche, meistens aber mit seinem Papa, weil Caches oft an gefährlichen Stellen versteckt sind: „Einmal mussten wir sogar unter einen Wasserfall hinein und sind beide richtig nass geworden“, erzählt er. Ab und zu nimmt Benni Freunde mit, zum „Schmiere stehen“. Man sollte nämlich ganz unaufällig nach dem Cache suchen, damit die „Muggles“, die Unwissenden, es nicht bemerken und das Versteck sicher bleibt. Bei Harry Potter sind Muggles Leute ohne magische Fähigkeiten, beim Geocaching sind es schlichtweg Ahnungslose. Findet Benni einen Cache, wird er geloggt, zuerst im Buch vor Ort und dann auf der Website, mit einer Anmerkung. Mindestens „TFTC“ (thanks for the cache) sollte man schreiben, aber jeder Cachebesitzer freut sich über mehr.
Inzwischen hat Benni einen eigenen Cache gelegt, in Kals, in einer Mauer zwischen zwei Häusern. „Mehr wird nicht verraten“, meint er, „die GPS-Koordinaten findet man ja auf der App.“ Benni hat extra eine größere Dose gewählt, damit ein Tauschgegenstand darin Platz hat.
Ein Spielzeugauto wartet auf den Finder, der einen gleichwertigen Gegenstand wieder hinein legen sollte. Ungefähr jede Woche schaut Benni bei seinem Cache nach dem Rechten und im Internet sieht er, ob jemand dort war. „Trackables“ findet der junge Kalser Schatzsucher besonders spannend. Die kann man um ein paar Euro erwerben und mit einem Auftrag auf die Reise schicken! Einen dieser „Geocoins“ fand er bereits in seinem Cache und hat sich besonders darüber gefreut. Der Coin hatte den Auftrag „travelling around the world“, war vor der Ankunft in Osttirol schon in Helsinki und ist schon wieder on Tour.
Was braucht man zum Geocaching? |
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In jedem Fall ein GPS-Gerät oder ein GPS-fähiges Smartphone. Alle Details, unzählige Tipps und das nötige Zubehör findet man unter: www.geocaching.com |
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