Dieses Magazin ist dem „guten Leben“ gewidmet und nicht von ungefähr rückt deshalb eine Institution in den Fokus, die Menschen mit besonderen Bedürfnissen durch dieses Leben begleitet. Die Lebenshilfe ist in Osttirol zwar sichtbar und spürbar durch viele – auch medienwirksame – Aktivitäten. Die Größe und Aufgabenfülle dieser Organisation ist der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum bewusst.
1972 wurde im Lienzer Franziskanerkloster die erste „geschützte Werkstätte“ eröffnet. 45 Jahre später begleitet ein Team von 155 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen insgesamt 251 Schützlinge durch praktisch alle Lebensphasen. Es gibt Angebote für Kinder vom Säuglingsalter bis zum Schuleintritt, Freizeitbegleitung für Kinder und Jugendliche, viel Beratung und für mehr als 40 Menschen auch betreutes Wohnen in den eigenen vier Wänden, in vier Wohnhäusern in Lienz, Sillian und Matrei. Ein fünftes Haus ist in Planung.
Ganz wesentlich bleibt von der Gründung bis heute die Werkstätten-Idee, umgesetzt in verschiedensten Modellen individueller Förderung. Es gibt eine Kunstwerkstatt in Lienz mit renommierten Kunstschaffenden wie Elfriede Skramovsky, Clemens Erlsbacher, Dietmar Geppert (verstorben im März 2o16), Thomas Baumgartner und Günther Steiner, um nur einige zu nennen.
Mehr als 60 betreute Personen arbeiten in der Lienzer Messinggasse, rund 30 in Matrei und 26 in Sillian in produktiven Werkstätten, stellen Nützliches aus Keramik, Holz und Textilien her, pflegen aber auch Anlagen, Gärten und Gräber. Der Bogen im „unterstützten Arbeiten“ spannt sich so weit, dass sich fast jedes Talent entfalten und manche Vorliebe entwickeln kann. Auf dieses Prinzip gründet die Idee zur künstlerischen Fotostrecke dieser Ausgabe des DOLOMITENSTADT-Magazins, umgesetzt in nur einer Stunde nahe der Lebenshilfe-Werkstatt in Matrei.
Kunststudentin und Fotografin Steffi Wurnitsch arbeitete dort vor Jahren in den Ferien und bemerkte schnell, dass jeder der Schützlinge dieser Werkstätte, in der hauptsächlich Holzanzünder und Bienenstock-Rahmen gefertigt werden, ein „Spezialgebiet“ hat, eine Passion, etwas, was ihn oder sie auch privat begeistert und auszeichnet: Es sind musische Talente, sportliche Ambitionen, handwerkliches Geschick oder einfach nur die Lust am Ausleben der eigenen Fantasie und Kreativität. Die Betreuer der Lebenshilfe fördern diese Talente und leisten dabei selbst Erstaunliches. Auch das wurde uns bei der Arbeit an dieser Fotostrecke bewusst.
Die folgenden Bilder haben in der DOLOMITENSTADT-Redaktion ganz spontan sofort gute Laune verbreitet und damit ein Gefühl, das schon beim Shooting in Matrei bestimmend war: So viel Herzlichkeit, Originalität, Witz und freudige Mitmach-Stimmung begegnet uns nur selten bei einem Projekt. Steffi hat das meisterlich mit der Kamera eingefangen und holt sie buchstäblich vor den roten Vorhang, die besonderen Talente der Lebenshilfe. Chapeau!
Mehr Informationen zu den Einrichtungen der Tiroler Lebenshilfe:
www.tirol.lebenshilfe.at
Stefanie Wurnitsch
Jahrgang 1994, stammt aus Virgen in Osttirol. Sie besuchte nach der Matura zunächst die Universität für Bodenkultur, sattelte aber um in das kreative Fach und absolvierte das Kolleg für Fotografie und audiovisuelle Medien an der Grafischen in Wien. Seit 2015 studiert Steffi in der „Klasse für Ideen“ an der Universität für angewandte Kunst. Die „Angewandte“ gilt als Kaderschmiede vor allem für die Werbe- und Kreativbranche. Steffis Liebe gilt nach wie vor der Fotografie, nicht nur mit digitalen Kameras, sondern auch mit der guten alten Analog-Methode.
Karl Holzer
Mut zur Veränderung – den hat Karl Holzer und er gibt ihn auch seinen Schützlingen weiter. Der gelernte Tischlermeister sprang 1999 ins kalte Wasser und startete in der Lebenshilfe Lienz als Assistent. 2006 wechselte Holzer nach Matrei. Ob bei der Arbeit in der Werkstatt oder beim Sport – er hat einen direkten Draht zu den Klienten der Lebenshilfe, die er mit sehr viel Geduld fordert und fördert. Er bringt ihnen bei, Neues zu probieren, die eigenen Grenzen zu überwinden, eigenständig und selbstbewusst durch das Leben zu gehen.
5 Postings
Chapeau!
Ein eindrucksvoller Bericht mit tollen Bildern! Gratulation an das Team, das mit viel Einfühlungsvermögen ein Klima schafft, in dem sich die Menschen mit einem Handicap wohlfühlen. Die betreuten Menschen werden so gefördert, dass sie ihre speziellen Fähigkeiten entwickeln können und dann auch die Ergebnisse stolz präsentieren dürfen. Integration bzw. Inklusion können das nie bieten!
Ja wirklich fantastisch, was sie alles leisten und mit welcher Freude sie mit dabei sind. Da könnte so mancher Mensch ohne Handicap sehr viel lernen - vor allem, Mitmenschen mit Liebe und Respekt zu begegnen.
Schöner Bericht und tolle Fotos!
Vielen Dank für die tollen und interressanten Einblicke in das Leben von Menschen mit Handicap! Einfach nur schön anzusehen, welche Lebensfreude und Begeisterung alle ausstrahlen, trotz ihres Handicap! WOW!!!
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