„Beim Klettern gibt es keine Grenzen. Ob Stadt, Land, Fels oder Metall, es läuft alles auf das Gleiche hinaus: was zählt ist das Erlebnis“. Kein Geringerer als David Lama beschreibt so, was er fühlt, wenn er klettert. Lama muss es wissen, er ist fast überall gekraxelt, wo man sich irgendwie festhalten kann und sorgte erst kürzlich für Begeisterungsstürme in der Szene, als er mit seinem Osttiroler Kletterpartner Peter „Luner“ Ortner (ihn porträtieren wir auf Seite 78) den Cerro Torre im freien Stil bezwang. Sogar Bergsteiger-Legende Reinhold Messner schickte dazu eine Gratulationsbotschaft. Mit einem Kletterabenteuer der anderen Art kann Altmeister Messner vermutlich weniger anfangen. Für ein Fotoshooting des Sportausstatters Mammut erklomm Lama nämlich einen Hochofen, der seinen Namen verdient. 70 Meter erhebt sich die spektakuläre Industrieruine mitten im Ruhrpott. Wo bis 1985 noch Roheisen geschmolzen wurde, spazieren heute Besucher durch einen „Landschaftspark“ der jedem Endzeitepos als Kulisse dienen könnte. Über den Köpfen der nicht Schwindelfreien genoss der 20-jährige Innsbrucker, an einem Stahlträger hängend, einen atemberaubenden Blick über Duisburg in der Abenddämmerung. Verewigt wurde dieser Augenblick von Rainer Eder, selbst Kletterer und Profifotograf, dessen Bilder regelmäßig in renommierten internationalen Sport- und Fotomagazinen zu sehen sind.
Eder, der aus Lienz stammt und seit 1989 in der Schweiz lebt, hatte zunächst nur eine Idee. Eine Fotostrecke sollte das Thema Klettern aus einer ganz neuen Perspektive zeigen. „Ich wollte zeigen, dass es beim Klettern nicht einfach um Sport geht, sondern um eine Lebenseinstellung, unabhängig vom Ort, an dem man sich als Kletterer verwirklicht.“
Mit Skizzen der geplanten Szenen begeisterte Eder die PR-Abteilung von Mammut und einige der besten Sportler der Szene, darunter Lama und die Tiroler Boulder-Weltmeisterin Anna Stöhr. Auch sie hakte die Finger in rostiges Metall, auf einem Schweizer Schrottplatz, den Eder im Internet entdeckte.
Fünf unterschiedliche Motive entstanden auf diese Art. Die Schweizer Klettermeisterin Christina Schmid kämpfte sich durch einen 120 Meter tiefen Liftschacht und der 23-jährige norwegische Ausnahmeathlet Magnus Mitboe posierte auf einem riesigen Baukran für Eder, vor der grandiosen Bergkulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau.
Beim Shooting mit Extrem-Alpinist Stephan Siegrist bewies Eder hinter der Kamera seine Klasse als Kletterer und agierte in schwindelerregender Höhe auf den Stützen einer Luftseilbahn in Oberaar. Belohnt wird der Osttiroler Outdoor-Fotograf mit einem Medienhype und Bildstrecken in vielen internationalen Magazinen, aber auch mit lukrativen Aufträgen von bilderhungrigen Sportartikelherstellern. Zu den Shootings gibt es auch Making-of-Videos.
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