Webhofer gilt quer über die Partei- und Gemeindegrenzen hinweg nicht nur als unumstrittener Fachmann, sondern auch als unermüdlicher Planer und Vernetzer jener Strukturen, die ein würdevolles, im besten Fall sogar ein entspanntes und behütetes Altern in Osttirol ermöglichen sollen. Das Fazit eines langen Gespräches mit dem Experten: Es sieht gut aus für alte Menschen im Bezirk Lienz. Ihre Versorgung ruht auf einer Reihe von miteinander verbundenen Säulen, die nicht nur stabil, sondern auch nachhaltig abgesichert sind. Die stärkste und wichtigste Institution lenkt Webhofer seit Jahren selbst, die Wohn- und Pflegeheime, deren Träger ein Gemeindeverband ist, dem derzeit die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik vorsteht.
Das Thema Pflege ist ebenso vielschichtig wie lebenswichtig. Betroffen sind zum einen ältere Menschen, die fürchten, sich bald nicht mehr selbst organisieren zu können und zum anderen deren Angehörige, die nicht selten außerhalb Osttirols leben und ihren Eltern ein angenehmes Altern mit guter Pflege sichern möchten. Die meist gestellte Frage beider Gruppen ist:
Immer wieder ist die Rede von langen Wartelisten. Entsprechend groß ist die Angst, dass in einer Akutsituation – etwa nach einem Schlaganfall – kein Platz verfügbar sein könnte. Webhofer zerstreut diese Sorge nicht ganz, aber weitgehend. „Osttiroler sind gewissenhafte Menschen. Deshalb gibt es ca. 250 vorsorgliche Anmeldungen. Diese Liste sagt wenig aus, weil sich die Leute damit in erster Linie selbst beruhigen. Die meisten denken gar nicht daran, sofort ins Heim zu gehen und wir belästigen sie auch nicht, wenn etwas frei wird. Akut warten derzeit 40 Personen auf einen Platz.“ Mit diesen Menschen und deren Angehörigen sind die Pflegeeinrichtungen permanent in Kontakt.
Neben den Wohn- und Pflegeheimen haben auch das Bezirkskrankenhaus Lienz und die acht Sozialsprengel des Bezirkes eine wichtige Funktion im sozialen Netz für alte Menschen. Diese Institutionen arbeiten praktisch nahtlos zusammen, eine Errungenschaft, die Osttirol zur Musterregion macht. Was dem Bezirk immer wieder als Nachteil angerechnet wird – im Bereich der Altenpflege wird es zum Vorteil: die Homogenität und Intimität einer ländlich geprägten, in sich geschlossenen Gesellschaft. Auch wenn sich die traditionellen Familienstrukturen auflösen – noch immer sind die Wege kurz und das Netz an persönlichen Kontakten ist dicht. Genau diese Qualitäten und die vernetzte Struktur der Pflegeeinrichtungen greifen voll, wenn ein alter Mensch in Osttirol plötzlich zum Pflegefall wird.
In dieser akuten Problemsituation muss die Lösung nicht zwingend „fixer Heimplatz“ lauten. Als Puffer, um Zeit für die Entwicklung einer nachhaltigen Pflegestrategie zu gewinnen, wird eine Kurzzeitpflege angeboten, für ein, zwei Wochen, maximal für 28 Tage. Webhofer: „Das wird viel genutzt und vom Land Tirol finanziell sehr gut unterstützt. Wir haben derzeit zwei Betten in Lienz, zwei Betten in Matrei und ein Bett in Sillian für Kurzzeitpflege reserviert und sind permanent ausgelastet.“ Damit bleiben den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen einige Wochen Zeit zur Organisation dauerhafter Pflegelösungen. Manchmal wird die Kurzzeitpflege auch als „Verschnaufpause“ genutzt. Pflege strengt an, besonders dann, wenn sie von Angehörigen neben dem beruflichen Alltag geleistet wird.
In Osttirol werden 80 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen zu Hause versorgt. Das ist auch in anderen Regionen des Landes so. Der Bezirk liegt auch bei der 24-Stunden-Betreuung zu Hause im Landesschnitt. Diese Pflege durch fix angestellte Pflegerinnen, von denen viele aus dem Osten Europas kommen, wurde 2007 legalisiert und wird attraktiv gefördert, wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Es gilt eine Einkommensobergrenze und man muss nachweisen, dass eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung nötig ist. Dann gibt es 550 Euro Zuschuss pro Monat für selbständige und 1100 Euro für angestellte Betreuerinnen. Rund 100 Menschen in Osttirol werden nach diesem Modell gepflegt. Sie sind die Ausnahme.
„Was diese Leute leisten, ist manchmal fast unmenschlich. Ohne sie hätten wir ein gesellschaftliches Problem. Das ist unser größtes Potenzial in der Altenpflege.“
Die weitaus meisten alten Menschen werden von den eigenen Angehörigen betreut. Webhofer: „Was diese Leute leisten, ist manchmal fast unmenschlich. Ohne sie hätten wir ein gesellschaftliches Problem. Das ist unser größtes Potenzial in der Altenpflege.“ Deshalb arbeiten Land, Gemeinden und alle Institutionen auf die Unterstützung der Angehörigen hin. Die Kurzzeitpflege ist dafür ein Beispiel. Webhofer: „Wenn man den Menschen die Möglichkeit gibt, sich zumindest eine Zeit lang auszurasten und eine Pause zu machen, dann sehen sie sich länger dazu im Stande, eine Pflege zu Hause zu bewältigen.“
In das selbe Schema passt die „Tagespflege“, die von den Sozialsprengeln angeboten wird. Sehr erfolgreich wird dieses Modell in Abfaltersbach umgesetzt, in eigens adaptierten Räumen des Sprengels. Dort werden alte Menschen tagsüber betreut, das gibt den Angehörigen eine Verschnaufpause und verhindert, dass den Senioren zu Hause „die Decke auf den Kopf fällt“. Auch ein Mittagessen wird angeboten. Je nach Förderstufe kann man diese Leistung schon ab ca. 15 Euro halbtags und ca. 25 Euro ganztags in Anspruch nehmen. Tagesbetreuungen bieten auch die Wohn- und Pflegeheime in Lienz und Matrei an. Seit kurzem haben Senioren in einer besonders entlegenen Ecke Osttirols ebenfalls die Möglichkeit, ein paar Stunden „unter die Leute“ zu kommen und zugleich die eigenen Angehörigen zu entlasten. In St. Veit im Defereggental wurde ein Haus neben der Kirche restauriert, samt gemütlicher Bauernstube. Unter-stützt vom Sozialsprengel Defereggental-Kals, aber auf der Basis ehrenamtlicher Nachbarschaftshilfe, werden dort alte Menschen betreut.
Allein von 2009 bis 2013 wuchs die Zahl der mobil von den Sozialsprengeln gepflegten Personen von 720 auf 888 an. Im Jahr 2010 wurden ohne Wegzeiten von den Sprengelmitarbeitern rund 88.000 Stunden für die Betreuung aufgewendet, 2013 waren es bereits mehr als 120.000 Stunden. Trotz all dieser Anstrengungen hält Experte Franz Webhofer die Abfederung von Akutsituationen für ausbaufähig. „Es gibt noch ein Verbesserungspotenzial. Wir planen eine Übergangspflegestation. Gemeinsam mit dem Lienzer BKH wird an einer Station mit 25 bis 30 Plätzen gearbeitet, in der alte Menschen bis zu drei Monate bleiben können. Dort bekommt der Patient eine Therapie, um wieder mobil und selbständig zu werden. Es bleibt ausreichend Zeit, einen Heimplatz zu finden oder die Wohnung zu adaptieren“.
Osttirols Modellcharakter führt Webhofer auf die Überschaubarkeit und die Organisation der Pflege zurück: „Alle Anbieter kennen sich bestens, zudem sind die Wohn- und Pflegeheime in einer Hand.“ Das hat historische Gründe. Das Haus in Lienz wurde als erstes gebaut und von der Stadt betrieben, mit dem Ausbau in den Tälern entstand dann ein gemeinsamer Verband, was Webhofer für einen entscheiden Vorteil hält: „Wenn in Matrei gerade nichts frei ist und in Lienz oder Sillian ein Platz verfügbar, kann ich das überbrücken, ohne dass ich jemand anderen kontaktieren muss. Das ist in Nordtirol anders.“ Alle 33 Osttiroler Gemeinden sind Mitglieder im Verband. Die Bürgermeister treffen sich zwei Mal im Jahr und handeln die wichtigen Themen ab, das Budget, den Rechnungsabschluss und Projekte wie den Neubau in Nußdorf-Debant oder neue Schritte wie den Ausbau des „betreuten Wohnens.“ Für Webhofer ist „Ausbau“ ein Stichwort. Er ist bekannt für seinen Elan als Bauherr. Das führt zur nächsten Frage:
Jedenfalls komfortabler als noch vor wenigen Jahren, lautet die Antwort. Im jüngsten Projekt des Verbandes, dem Wohn- und Pflegeheim Nußdorf-Debant werden neue Maßstäbe gesetzt. Es gibt nur noch Einzelzimmer mit rund 20 m2 Nutzfläche und 4,5 m2 Sanitärbereich. Sobald dieses Haus in Betrieb geht, werden auch im ältes-ten Heim des Verbandes, jenem in Lienz, die Mehrbettzimmer reduziert. „Eigentlich müssten wir nach den Vorgaben bereits mindestens 90 Prozent Einzelzimmer haben“, erklärt der Verwalter, doch früher waren die Zeiten eben anders.
Im Oktober 1971 wurde das von Architekt Buchrainer geplante Haus eröffnet und galt als sehr modern. „Es war damals überhaupt nicht selbstverständlich, dass man in jedem Zimmer WC und Dusche hat und das war beim Bau auch umstritten“, erzählt Webhofer. Damals redeten noch geistliche Schwestern mit bescheidenen Ansprüchen bei der Planung mit und meinten, eine Dusche und ein WC pro Etage seien völlig ausreichend. Zum Glück für die heutigen Heimbewohner setzte sich Buchrainer durch. In Lienz gibt es heute noch ein Drittel Drei- und Zweibettzimmer, in Matrei haben 30 Prozent der Zimmer zwei Betten, in Sillian die Hälfte. Vor diesem Hintergrund bringt der Neubau in Nußdorf-Debant zwar 90 neue Betten aber nur 60 neue Heimplätze, weil in den anderen Heimen Mehrbettzimmer aufgelassen werden.
Verändert haben sich über die Jahre aber nicht nur Ausstattung und Architektur der Wohn- und Pflegeheime, sondern auch das Alter, die Befindlichkeit und die Einstellung der betagten Bewohnerinnen und Bewohner. In den siebziger Jahren, als das Haus in Lienz eröffnet wurde, ging man relativ rüstig ins Heim – das damals mehr Komfort bot als manches Bauernhaus – um sich noch ein „paar schöne Jahre“ zu machen.
Ab Mitte der Achtziger wurden zunehmend Pflegestationen gebaut, eher mit Krankenhäusern vergleichbar, bevor sich die heute übliche Integration von Wohnbereich mit möglicher Vollpflege etablierte. Die Veränderung in der Funktion der Räume spiegelt den Trend zu immer höherem Eintrittsalter wider, mit sämtlichen damit verbundenen Konsequenzen. Heute sind die Heimbewohner auch in Osttirol weit älter als vor 30 Jahren, haben entsprechend mehr Beschwerden und brauchen mehr Betreuung.
Da passt es ins Bild, dass derzeit eine weitere Wohnvariante für ältere Menschen entsteht: betreutes bzw. betreubares Wohnen. Webhofer: „Im Idealfall wird diese Variante der Altenbetreuung direkt neben den Wohn- und Pflegeheimen realisiert, weil eine Durchmischung gewünscht ist.“ In betreuten Wohnungen leben rüstigere Senioren in privater Atmosphäre in 40, 50 und 60 m2 großen, speziell adaptierten Wohnungen. Sie können nach Wunsch jene Versorgungen zukaufen, die sie wirklich brauchen und wollen. „Im Heim gibt es Pauschalversorgung, aber im betreuten Wohnen könnten wir zum Beispiel die Reinigungsleistungen anbieten und die Sozialsprengel diverse Pflegeangebote machen. So stellt sich der Kunde sein abgestuftes Pflegeprogramm selbst zusammen, erklärt Franz Webhofer.
In Matrei war im Sommer 2014 Baubeginn für ein Pilotprojekt in Osttirol. Bauherr ist die Osttiroler Siedlungsgenossenschaft. „Es wird einen Verbindungsgang zum Heim geben, den wir sogar zur Hälfte mitfinanzieren“, erklärt der Pflegeheimleiter, „damit die Leute witterungsgeschützt aus ihren Wohnungen in das Heim kommen und die Struktur mitnützen können.“
Pläne gibt es auch schon in Lienz, wo der Parkplatz neben dem Altenheim ein guter Standort für neue Seniorenwohnungen wäre. In Sillian startet die Genossenschaft Frieden demnächst ein Projekt, das auch Räume für den Sozialsprengel integriert und in Nußdorf-Debant war eine entsprechende Erweiterung bereits Vorgabe bei der Planung des neuen Heimes. Diese Durchmischung und fast stufenlose Erweiterung von geschützten und privaten Bereichen hat auch einen wichtigen sozialen Aspekt. „Mit diesen Projekten bringen wir rüstigere Menschen ins Haus und mit ihnen auch Aktivitäten, Leben und Abwechslung für die Heimbewohner.“
Durch das permanente Ansteigen des Altersschnitts und den Trend, nur noch wirklich Pflegebedürftige in den Heimen unterzubringen, verschwindet das Bild von den lebenslustigen Senioren, die immer einen Scherz auf den Lippen haben, zunehmend aus dem Heimalltag. Das drückt nicht nur die Stimmung, es wird auch zur Belastung für das Personal, das im Vergleich zu früher weit mehr klassische Pflegeleistungen erbringt. Beim Thema Personal kommt Webhofer ins Schwärmen. Auch hier wird die Randlage Osttirols und die tendenziell niedrige Mobilität der Einheimischen von der strukturellen Schwäche zum Vorteil.
98 Prozent aller Beschäftigten der Osttiroler Wohn- und Pflegeheime stammen aus der Region, oft sogar im engeren Sinn. In Matrei arbeiten Iseltaler, in Sillian Oberländer. „Für die alten Menschen ist das eine wunderbare Sache. Das vermittelt einfach große Vertrautheit, wenn man in Matrei von jemandem betreut wird, der weiß, was der Kranzltag bedeutet.“ Von 320 Bediensteten sind 290 Frauen. Viele arbeiten Teilzeit, mit flexiblen Arbeitszeiten. „Junge Pflegehelferinnen und Diplomkräfte, die eine Familie gründen, kommen nach drei, vier Jahren zurück und haben kein großes Problem wieder einzusteigen, weil sie einfach gebraucht werden“, erklärt Webhofer. Zunehmend interessieren sich auch „Umsteiger“ für Pflegeberufe, vorwiegend Frauen ab Mitte 30, die aus der Gastronomie oder dem Handel kommen, sowohl Stress als auch den Umgang mit Menschen gewöhnt sind, sich nach Jahren der Unregelmäßigkeit und Saisonarbeit aber eine planbare Zukunft wünschen.
Die Krankenpflegeschule Lienz bietet eine berufsbegleitende Ausbildung zum Pflegehelfer für Quereinsteiger an. Ein Erfolgsmodell, wie Webhofer erläutert: „Der letzte Lehrgang hat Mitte April begonnen und dauert 15 Monate, dann sind wieder 30 neue Kräfte verfügbar. Alle Absolventinnen des letzten Lehrgangs, der im Mai endete, haben bereits eine Stelle oder eine Zusage, entweder bei den Sozialsprengeln oder bei uns.“ Die Leistung, die das Personal der Pflegeheime und Sozialsprengel erbringt, ist enorm, wird entsprechend geschätzt und für regionale Verhältnisse auch gut bezahlt. „Wir zahlen nach dem Tiroler Vertragsbedienstetengesetz. Da gibt es keine Ausnahmen“, erzählt der Altenheim-Chef, „auf unserer Website steht exakt, was man verdient und das ist – gemessen an der Ausbildungszeit – nicht so schlecht. Die Mitarbeiter sind nicht überbezahlt, weil sie auch viel leisten, aber im Vergleich mit Handel und Gastronomie steigen sie gut aus.“ Eine Pflegehelferin verdient nach 15 Monaten Ausbildungszeit beim Einstieg mit zwei Wochenend-Diensten und einem Nachtdienst 1.600 Euro netto. Diplomkräfte erhalten beim Einstieg monatlich 1.750 Euro netto.
Hier kommt vom Experten ein klares Ja. Wer einen Platz braucht, bekommt ihn nach Verfügbarkeit völlig unabhängig vom Einkommen. Webhofer: „Das schaffen wir immer. Wo sich das finanziell nicht ausgeht, muss eine Mindestsicherung beantragt werden, früher hieß das Sozialhilfe, dann Grundsicherung. In absehbarer Zeit wird man es wieder umbenennen, da Hilfe für betreuungsbedürftige Menschen ja keine Mindestsicherung ist, sondern eher eine Daseinsvorsorge.“
Die Mindestsicherung übernimmt jene Restkosten, die der Heimbewohner nicht selbst decken kann. Die Insassen zahlen – etwas vereinfacht – 80 Prozent ihrer Pension für die Unterbringung plus das jeweilige Pflegegeld. Ein Taschengeld von 44,30 Euro im Monat, die verbleibenden 20 Prozent der Nettopension und der 13. und 14. Pensionsbezug in voller Höhe verbleiben den Senioren als persönliches Einkommen. Webhofer: „Bei der Prüfung ob Mindestsicherung gewährt wird, kommen dann die Dinge ins Spiel, die manchmal für Verunsicherung sorgen, Haus- und Grundeigentum über 7.000 Euro, das einbringlich gemacht werden muss. Das heißt natürlich nicht, dass jemand Haus oder Grund verkaufen muss, aber dieses Eigentum wird pfandrechtlich belastet. Da springt im Prinzip das Land Tirol als Bank ein und macht den Betrag im Verlassenschaftsverfahren wieder geltend“.
Bleibt abschließend die Frage, wieviel die öffentliche Hand zum System der Altenpflege beisteuert und ob sich die immer älter werdende Gesellschaft die umfassende Betreuung ihrer Ältesten auch künftig leisten kann. Hier verblüfft der Experte mit einer unerwarteten Rechnung. 80 Prozent und damit die gesamten laufenden Kosten der Wohn- und Altenheime bezahlen die Insassen selbst, mit ihren Pensionen, mit ihrem Pflegegeld-Anteil und ihren Vermögens-werten. Die verbleibenden 20 Prozent übernehmen zu 35 Prozent die Gemeinden und zu 65 Prozent das Land, wobei die Kommunen seit vier Jahren zur Abpufferung zusätzliche Mittel aus dem neuen Pflegefond bekommen.
Das Pflegefondgesetz wurde zur Querfinanzierung durch den Bund entwickelt, um Länder und Gemeinden zu entlasten. Wir werden immer als der große Kostenfaktor hingestellt und wollen da demnächst kommunikativ in die Offensive gehen. Wir möchten das MCI in Innsbruck gewinnen, um zu ermitteln, wie das tatsächlich ausschaut. Da wird man draufkommen, dass viele Kosten und Aufwendungen wieder 1 zu 1 zurückgehen an den Staat und in die Region. Die Lohnsteuer und die Sozialversicherung gehen 1 zu 1 zurück an den Staat. Und letztendlich wird das, was unsere Mitarbeiter verdienen, zu fast 100 Prozent im Bezirk wieder umgesetzt. Diese Menschen leben hier mit ihren Familien, beleben die regionale Wirtschaft und das im täglichen Leben. Auch die Heimbauten und andere Investitionen zählen auf der Habenseite.
Altenpflege als wirtschaftliche Chance für einen Bezirk in Randlage? Franz Webhofer kann dieser Idee etwas abgewinnen.
Genau 370 Personen werden derzeit in Osttirols Wohn- und Pflegeheimen stationär, also dauerhaft betreut. Das Heim in Lienz bietet 240 alten Menschen Platz, Matrei hat nach dem jüngst erfolgten Ausbau mittlerweile 86 vollstationäre Plätze, das Heim in Sillian 40 und bis Anfang 2017 soll das neue Haus in Nußdorf-Debant fertig sein, mit 90 zusätzlichen stationären Heimplätzen. 80 bis 90 Menschen pro Jahr beenden ihr Leben in einem der Wohn- und Pflegeheime Osttirols.
Vollstationär betreute Personen | 365 |
Durchschnittsalter | 83,74 Jahre |
Zahl der über Neunzigjährigen | 94 |
Zahl der über Hundertjährigen | 3 |
Verweildauer im Schnitt | 4,35 Jahre |
Bis 2050 wird die Bevölkerung in Osttirol nach aktuellen Prognosen von derzeit ca. 49.000 Menschen auf 45.000 Einwohner schrumpfen. Der Anteil der über 85-Jährigen an der Bevölkerung wird sich aber fast verdreifachen. Heute sind ca. 1.100 Menschen im Bezirk älter als 85 Jahre, 2050 werden es fast 3.000 Menschen sein. Die Zahl der Pflegegeldbezieher ab 65 Jahren könnte von heute rund 2.000 Menschen auf 4.800 in 40 Jahren ansteigen.
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