Wenn man im Frühjahr zum ersten Mal den Ruf des Kuckucks vernimmt, ist man aufgefordert, eine gewisse Summe bei sich zu tragen. Es würde einem dann, so verkündet der Volksmund, das ganze Jahr das Geld nicht ausgehen. Die Bundesregierung hat davon offenbar noch niemals gehört. Das kommt davon, wenn man dem Volk, das für diese Nachlässigkeit jetzt aufkommen muss, aufs Maul zu schauen vergisst.
Wenn man heuer schon kein Bargeld auftreiben kann, so sollte man wenigstens seine Bankomatkarte nicht mit sich tragen, wenn man den Kuckuck hört. Die Schulden, die sich auf dem eigenen Bankkonto häufen, soll der Kuckuck nicht auch noch vermehren!
Im Biologieunterricht verteilt der Kuckuck Geschenke, auf die sich andere Vögel dann draufsetzen. Im richtigen Leben setzt sich der Kuckuck auf die Besitztümer anderer. Auf den Fernseher oder das Auto zum Beispiel. Pfändungsmarke heißt das auf österreichisch, Pfandsiegel auf gut Deutsch.
Auf meine Bankomatkarte hat sich der Kuckuck noch nie draufgesetzt, auf mein Smartphone aber schon. Das ist äußerst unangenehm, denn mit Corona kam der bargeldlose Zahlungsverkehr, und ohne Smartphone wird das zahlungslose Einkaufen zum Spießrutenlauf.
Die Jungen werden das einmal für uns ausbaden müssen, aber Gottseidank wird es dann nicht mehr so viele Junge geben, denn während Corona hat sich die Zahl der Geburten deutlich verringert. Wie hätten damals die Geschlechtspartner auch, trotz zahlungslosem Verkehr, die Distanz von eineinhalb Metern zu überwinden vermocht? In den RKI-Protokollen steht davon jedenfalls nichts. Und mich hat ja keiner gefragt!
Wir alle haben seit Generationen fest an das Wirtschaftswachstum geglaubt, aber den jetzt Heranwachsenden wird es zum ersten Mal schlechter gehen als ihrer Vorgängergeneration. Induktive Schlüsse sind trügerisch. Nur weil gestern und heute die Sonne aufging, heißt das nicht, dass sie es morgen ebenfalls tut. Im Gegenteil – für die nächsten Tage sind Regenschauer vorhergesagt.

Womit wir beim nächsten Vogel angelangt wären, dem Hahn. Auf dem Land hat der Hahn noch ganz andere Aufgaben, als die Bauern ans Aufstehen zu erinnern, falls einmal die Sonne nicht aufgehen sollte. Vor gut zweitausend Jahren verriet der Hahn den Bauern, dass ein gewisser Petrus seinen Meister verraten hat.
Der Karfreitag fiel heuer auf einen Freitag. Letztes Jahr war das genauso, und es wird nächstes Jahr aller Voraussicht nach wieder so sein. Man kann sich darauf verlassen. Wie beim Villacher Fasching, der immer an einem Dienstag stattfindet, wenigstens was seine Übertragung im österreichischen Fernsehen anlangt.
Wer sich aber 2025 darauf verlassen hatte, wurde nicht nur enttäuscht, sondern eines Besseren belehrt: Der tödliche Messerangriff vom 15. Februar, so hieß es seitens der Faschingsgilde, ließ „schon ob der zeitlichen und räumlichen Nähe ein Feiern in der gewohnten Art und Weise einfach nicht zu“.
Verbieten wollte man die Feierlichkeiten allerdings auch nicht. Für die Sicherheit der Gedenkstätte in Hauptplatznähe werde gesorgt, versprach der Villacher Bürgermeister, der einen allgemeinen Appell an diejenigen richtete, die den Fasching trotzdem zu feiern gedachten: Es sei die Würde des Platzes zu wahren und man möge sich in seiner unmittelbaren Umgebung entsprechend verhalten.
Was damit gemeint war, ist freilich Auslegungssache, doch nicht ohne Beispiel: „Sinnbildlich und schweigend“ marschieren alljährlich, trotz Veranstaltungsverbots und seit ungefähr dreihundert Jahren, die Tresdorfer Kreuzziacher mit ihrem Christus den Ölberg hinauf. Aber erst im kommenden Jahr dürfen sie das ganz offiziell.
Da vorerst nicht davon auszugehen ist, dass durch das Mölltaler Passionsspiel „eine Verletzung des nach Art. 9 EMRK garantierten Schutzes der Religionsausübung vorliegt und der religiöse Frieden insgesamt gefährdet ist“, hat der Verfassungsgerichtshof das von Karfreitag bis Karsamstag zu Mittag verhängte Veranstaltungsverbot am 11. Dezember vergangenen Jahres gekippt.
Damit ist ab 1. Jänner 2026 auch in Kärnten dem Gleichheitsgrundsatz zwischen Karfreitag und Faschingsdienstag Genüge getan.
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Dann erfahren die Tresdorfer Passionsspiele endlich ihre längst verdiente Würdigung und Bekanntheit, und können aus dem Schatten des Villacher Faschings heraustreten.
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