Ist die Isel ein „Wesen?“ Die Frage klingt für manche sehr fremd und doch liegt etwas Vertrautes darin, ansonsten würde es uns nicht berühren, indem es oft als irgendwie esoterisch abgelehnt, oder als unwissenschaftlich betrachtet wird. Als wir Iselfrauen uns zu Wort meldeten, waren es allerdings eher die Bilder und Gedichte die dem „Wesen“ näher kamen, als das analytische, messbare Denken.
Es ist mehr eine innere Wahrnehmung, die den Fluss und insgesamt die Natur als Teil von uns erkennt. Jeder Eingriff trifft nicht den „fremden Fluss“, sondern direkt oder indirekt auch uns. Die menschengemachte Klimakrise zeigt es uns jeden Tag. Das heißt nicht, dass wir nicht eingreifen dürfen und es manchmal sogar müssen, um uns zu schützen. Wie und in welchem Umfang, das erfordert allerdings eine Sicht, die die Natur nicht als reines Rohmaterial und Ware betrachtet.
„Wenn wir dem Fluss und dem Berg keine Persönlichkeit mehr zugestehen, machen wir sie zu Abfällen der industriellen Ausbeutung.“
Ailton Krenak
Ailton Krenak, ein brasilianischer Schriftsteller und Umweltaktivist meint: „Wenn wir dem Fluss und dem Berg keine Persönlichkeit mehr zugestehen, machen wir sie zu Abfällen der industriellen Ausbeutung.“ Er weiß wovon er spricht. Im Jahr 2015 brach in einer Mine des Konzerns Vale der Damm eines Rückhaltebeckens für Klärschlamm und ergoss sich in den Rio Doce, der auf 600 Kilometer verseucht wurde und in die Dörfer der Krenak, zu denen der Autor gehört.
Ein näher liegendes Beispiel wäre der Felsbruch in den gestauten Vajontsee, 1963, der Longarone und ganze Dörfer flutete, oder die Katastrophe im Martelltal im Vintschgau. Das sind drastische Beispiele, aber auch bei uns hat ein frei fließender Bach nicht den Stellenwert, den er haben sollte.
Am Tauernbach, dem Hauptzubringer der Isel, wird ein Kraftwerk gebaut, das im Winter kaum Strom erzeugen wird und das Wasser kilometerlang in Rohre zwingt. Vom „Nationalen Flussheiligtum Kalserbach“ (1998 von der Republik Österreich gemeinsam mit dem WWF, für den Schutz des Baches, zuerkannt), weiß man aktuell gar nicht, ob er wirklich „heilig“ genug ist, um unangetastet zu bleiben.
Aber zurück zum Wesen. Ein Wesen empfinden wir als etwas Persönliches und wir sprechen deshalb auch z. B. von Menschenwesen. Dem werden im juristischen Sinn Rechte zugestanden, die auch einklagbar sind. Inzwischen gibt es Vorbilder für eine Art „Naturrecht“. In Neuseeland wurde dem Wanganui Fluss die Rechtspersönlichkeit zugestanden, in Spanien erhielt die Salzwasserlagune Mar Menor diesen Status und in Bayern gibt es Bemühungen für die Loisach, die in Tirol entspringt.
Vielleicht wäre das auch etwas für die Isel? Wie ein Zuschauer beim Ausbaggern der Isel in Lienz meinte: „Ich möchte sehen, was mit 'unserer Isel' passiert, denn wenn ich Erholung brauche, gehe ich zu ihr.“ Also doch irgendwie zugehörig!
Anna Maria Kerber-Steixner, Oberlienz
Liebe Leserinnen und Leser, was fällt Ihnen zum Thema „Isel“ ein? Ein Gedicht, ein Foto, ein Video, ein Text, ein Aquarell oder vielleicht sogar ein Lied? Schicken Sie Ihren Beitrag per Mail an die Tiroler Umweltanwaltschaft, die für die Isel eine eigene Website eingerichtet hat: www.die-isel.at. Dolomitenstadt.at wird als Medienpartner der Umweltanwaltschaft die besten Beiträge veröffentlichen und im Iseljahr 2025 auch einen eigenen redaktionellen Schwerpunkt setzen.
15 Postings
@senf: Bitte genau lesen! Ich bin wie geschrieben für den Ausbau der Wasserkraft "mit Berücksichtigung der entsprechenden Auflagen", "mit garantierten Restwassermengen" ...... und nicht für schrankenlosen Ausbau! Bei der Frage nach "dein Patentrezept": Zum Beispiel bin ich für Technologieoffenheit! Ich glaube nämlich, dass etwa bei intensiver Forswchung bei Benzin- und Dieselmotoren noch viel Umweltschonung möglich (gewesen) wäre, hätten nicht die Produzenten auf Grund der politischen "Stimmung" nur mehr in E-Motoren-Entwicklung investiert ..... Außerdem finde ich bei den "Umweltschützern" auch nie Rezepte für die Zukunft, Patentrezepte schon gar nicht!
@heli52 Du scheinst nicht zu realisieren, dass die Wasserkraft schon praktisch ausgebaut ist. Alle Studien billigen der Wasserkraft nur zusätzliche 5 TWh zu, brauchen tun wir jedoch bis 2040 ca. 140 TWh zusätzlich. Die Wasserkraft hätte in der Energiewende nur mehr einen geringen Anteil. Der Rest kann bei dem von Österreich gewählten Energiesystem nur von Wind, PV, Speichern oder Ausfallkraftwerken kommen. Weder Speicher, noch Ausfallkraftwerke sind jedoch in Sicht, da sie sich einfach nicht rechnen. Bis 2040 haben wir nicht die geringste Chance, nur einen Bruchteil der erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Trotzdem geht auch die neue Regierung nicht vom Ziel ab. Die einzige schnelle Lösung wäre, wenn die EU ihre sinnlosen Ziele aufgeben würde. Für eine langfristige Lösung kommen wir um Kernenergie nicht herum. Schweden plant 4 zusätzliche Kernkraftwerke, dort sehen allerdings die "Grünen" die Kernenergie als einzige Lösung. Hätten wir in der Corona Pandemie auch den Schwedischen Weg verfolgt, stünden wir heute auch besser da.
Kernkraft ist die teuerste und sinnloseste Form der Energiegewinnung. Das Problem des Atommülls ist nach wie vor nicht gelöst. Eine Deponierung von Atommüll ist schon alleine aus dem Zeitrahmen abzulehnen. Die Kosten für die Jahrtausende der Müllbewachung und Behandlung werden nämlich ganz einfach zukünftigen Generationen umgehängt. Da gibt es ständig das Geplapper, daß wir den Nachkommen eine intakte Welt hinterlassen müssen und dann hinterlassen wir ihnen ein unlösbares Problem mit unendlichen Kosten? Die Kosten für die zukünftige Behandlung des Atommülls müssen jedenfalls von den Kraftwerksbetreibern vorgestreckt werden. Wenn man diese Summen auf den Strompreis umlegt, ist diese Technologie sofort erledigt. Leider gibt es bei der Atomlobby viel zu viele geschmierte Politiker, die es leider geschafft haben, die Behandlung des Mülls in die Verantwortung des Staats zu legen. Diese Kosten tragen daher zukünftige Generationen von Steuerzahlern und zwar für einen Zeitraum, der die bisherige Menschheitsgeschichte um ein Vielfaches übertrifft.
Wenn wir den aktuellen gesellschaftlichen Ansprüchen im geübten Ausmaß über die nächsten Generationen befriedigen wollen, dann sehe ich schwarz. Der Irrglaube, dass die dafür benötigte Energie und unsere natürlichen Ressourcen jederzeit und auf Dauer verfügbar bleibt, gründet wohl in der Selbstlüge.
Kaum jemand leistet einen ernsthaften Beitrag zur Sicherung des Wohlstandes, es gibt eigentlich keine Überlebensstrategie, denn noch ist ja alles da, wir "Zivilisierten" leben immer noch in Saus und Braus. Wir wurden dahingehend manipuliert, dass wir alles das brauchen, was uns die Wirtschaftswachstums-Heinis und Mächtigen einreden. Und das im Überfluss. Kaum jemand macht sich Gedanken was eigentliche ein "gutes Leben" ausmacht, wir leben ja nach Vorgaben dieser Macher. Braucht der Mensch tatsächlich Urlaub, irgendwo fernab seiner Kultur, seines Lebensraumes, ist die Mobilität in dieser Form das Allerheilmittel? Nur zwei Frage von vielen!
Eine zukunftsfähige Entwicklung wird eine grundlegende Veränderung unserer Ansprüche fordern - ob wir wollen oder nicht. Andernfalls wird dieser gesellschaftliche Zusammenhalt wohl bald zerfallen. Was aber dann?
die drau nutzt man mehr als die isel.
... ja klar, vor allem in Kärnten; für die Wirtschaftsfaschisten zählt halt nicht die Seele, da zählt die kWh, koste es was es wolle ... (dafür werden wir mit ganzseitigen Anzeigen in allen Medien belästigt, gezahlt von allen für die, die die Heimat verkauften)
Das traurige ist, dass der Ausbau der Wasserkraft keinen nennenswerten Beitrag zur Energiewende bringen könnte, alle negativen Auswirkungen wären daher komplett umsonst. Auch Windenergie und PV sind keine Lösung, da der Speicherbedarf niemals erfüllbar wäre. Demnach wären auch der Ausbau von Windenergie und PV auf lange Sicht auch nicht die Lösung. Wenn wir den eingeschlagenen Weg, der eine Kopie der Deutschen Energiewende werden soll, opfern wir unsere Natur einem Ziel, das wir auf diesem Weg nie erreichen werden. Nur wenn man weiß, wieviel zusätzliche Energie man tatsächlich für eine Energiewende benötigt, kann man die notwendigen Maßnahmen abschätzen und auch die Kosten dafür. Jeder Physiklehrer, jeder Lehrer an einer Berufsschule für Elektriker könnte mit den Schülern diesen Zahlenwert berechnen, falls er willig ist und sich getraut. Die dazu erforderliche Mathematik lernt man schon in der Volksschule, für das breitere Verständnis wäre 6. oder 7. Schulstufe oder Berufsschule zu empfehlen. Damit sich die Leser etwas vorstellen können, für eine volle Energiewende benötigt man mindestens eine Verdreifachung der derzeitigen elektrischen Energie. Das würde ca. 117 mittleren Donaukraftwerken zusätzlich entsprechen. Da können auch alle unsere letzten Bächlein zusammen nichts ausrichten, der Schaden wäre trotzdem angerichtet.
Was ist dann die Lösung?
Ich frage die Umweltschützer ernsthaft, was mehr Umweltschäden verursacht: Ein Wasserkraftwerk an den Iselzubringern (Tauernbach, Kalserbach, ...) mit garantierten Restwassermengen oder ein Windpark auf unberührten Almflächen mit breiten Zufahrtsstraßen etc. ....
Warum Unterschied, wozu der Vergleich, man möchte letztlich ja alle drei errichten. Wenn das alles ausgebaut ist, dann verpflastern wir noch die Gebirgslandschaft mit PV-Platten aus China. Vielleicht die Bretterwand in Matrei, die Ochsenbughänge in Virgen, die Alkuser Wiesen ... ? Und dann, was kommt dann?
"Man" möchte ja möglichst den gesamten Energiebedarf auf "grünen Strom" umstellen: Verkehr, Wärmeerzeugung, Industrie ..... Irgendwoher wird diese Energie aber kommen müssen! Riesige PV-Platten-Anlagen sind in unserer Gebirgslandschaft genauso ein No-Go wie Windparks auf den Bergen! Wir können die Wasserkraft nutzen! Natürlich mit den entsprechenden Auflagen. Wen stören bzw. welche "Umweltbelastung" sind denn etwa die Kraftwerke Tassenbach - Amlach oder im Villgratental? Windkraft in der Ebene, wo sie möglichst wenig umweltbelastend eingesetzt werden kann, PV-Anlagen auf Dächern, Wasserkraft in unseren Bergen! Die Alternative Atomkraftwerke möchte wohl kaum jemand ....
@heli52: wie du meinst, "Wir können die Wasserkraft nutzen!" Aber wie weit? Als ausbaufähiges Potenzial wird jener Anteil bezeichnet, der auch aus rechtlicher und ökologischer Sicht ausbaubar ist und gesellschaftlich akzeptiert wird. Und da stoßen wir halt an Grenzen. Ob es damit reicht, die unersättliche Gier nach Strom zu stillen, mag ich bezweifeln. Ausser wir streichen die Rahmenbedingungen zur WK-Nutzung und das wäre: Weg mit den rechtlichen Richtlineien, weg mit den ökologischen Erfordernissen, ja und die gesellschaftliche Ansprüche sind nach deiner Auffassung ja ohnehin überflüssig, die kommen ja eh nur von den bösen "Umweltschützer". Ist das deine Lösung?
Zu Windkraft, Photovoltaik, auch zu Atomkraft hast du Vorbehalte (gesellschaftlicher Anspruch), gegen den schrankenlosen Ausbau der Wasserkräfte anscheinend nicht. Das Wort Energie "sparen" kommt überhaupt nicht vor. Sag, wie schaut denn dein Patentrezept für die Zukunft dann eigentlich aus?
@senf: Energiesparen ist ein ständig laufender Prozess. In allen Bereichen der stromverbrauchenden Technologien wird immer auf möglichst niedrigen Verbrauch geachtet, denn ein niedriger Verbrauch ist bares Geld. Das könnte man natürlich auf die Spitze treiben, bringt aber bei weitem nicht den erhofften Effekt.
@steuerzahler, schon klar, trotzdem: es wird zu wenig nachgedacht, ob viele dieser Technoligien laufend oder überhaupt im Einsatz sein müssen. Bsp. Flugverkehr, Wärmetechnik, Beleuchtung uam. Großkaufhäuser mit abertausenden Besuchern am Tag brauchen immer noch keinen Windfang, in den meisten öffentlichen Gebäude kennt man keine Raumtemperaturabstufungen. Der sparsame Umgang mit Energie ist den Leuten immer noch wurscht, das eigene Brieftascherl wird ja nicht belastet, Hauptsache ...! Vermeidung, Zusammenarbeit, Akkordierung sind in der "modernen Gesellschaft" Fremdwörter, dafür jeder für sich, alles wurscht!
Von den unnötigen Rasen- und Straßenheizungen mal abgesehn.
Und ja SUV: tonnenweise Fahrzeuggewicht wird mit Unmengen an PS-Leistung den Berg hinaufgezogen und heruntergebremst. Das ist nicht einmal "modern" es ist den Besitzern einfach nur wurscht, Hauptsache ...!
So viel zum erhofften Effekt!
Wie man auf eine Frage mit "Rot" reagieren kann, bleibt mir rätselhaft! Ich kann es mir nur so erklären, dass man entweder die Antwort selber nicht weiß oder etwas zugeben muss, was einem nicht passt .....
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