Drei Monate nach Einführung des Einweg-Pfandsystems auf Getränke-Kunststoffflaschen und Metalldosen in Österreich zieht das zuständige Unternehmen Recycling Pfand Österreich per Aussendung eine positive Bilanz: Rund 255 Millionen Pfandgebinde wurden demnach in den ersten drei Monaten in Umlauf gebracht, davon wurden 36 Millionen retourniert.
80 Prozent der Bevölkerung stünden hinter dem Pfandsystem, sagen die Betreiber. Ihr Ziel ist, jährlich 2,2 Milliarden Flaschen und Dosen zurück in den Kreislauf zu führen und im ersten Jahr eine Rücklaufquote von 80 Prozent zu erreichen, die bis 2027 auf 90 Prozent gesteigert werden soll.

Der Unterschied zwischen in Umlauf gebrachten und retournierten Gebinden sei nicht ungewöhnlich, argumentiert man: „Da nicht jede Flasche oder Dose sofort konsumiert wird, werden nicht alle Gebinde unmittelbar nach dem Kauf zurückgebracht. Wir rechnen mit einer durchschnittlichen Dauer von etwa vier bis acht Wochen, bis die Konsument:innen ihre leeren Einwegpfand-Verpackungen retourniert haben“, so die Geschäftsführung von Recycling Pfand Österreich. Österreichweit stehen den Konsument:innen fast 13.000 Rückgabestellen zur Verfügung, darunter mehr als 6.000 Rückgabeautomaten zum Beispiel in Supermarktfilialen.
Kritiklos bleibt das neue System freilich nicht. So spricht etwa Recyclingexperte Christian Abl im Standard von einer „verpassten Chance“ und altmodischer „Zettelwirtschaft“, weil man ein System kopiert habe, das es anderswo seit 20 Jahren gibt.
Vor dem Hintergrund der oben erwähnten Rücklaufquoten ist noch ein Faktor spannend: der sogenannte „Schlupf“. Selbst wenn die Betreiber 80 Prozent Rücklaufquote schaffen würden, blieben Laut Abl rund 80 Millionen Euro „Körberlgeld“ für sie übrig, weil das Pfand für jede fünfte Flasche nie zurückverlangt wird. Und damit nicht genug. Sogar von den zurückgegebenen Flaschen bleibt noch Pfandgeld in der Kassa der Sammler, weil gar nicht wenige Bons zerknüllt in Hosentaschen und Papierkörben landen. Das ist dann der „Schlupf-Schlupf“.
Das führt zu der Frage, wer denn eigentlich hinter der Sammlung von Kunststoffflaschen und Metalldosen steckt? Die einfache Antwort: Ein Zusammenschluss aus großen Supermarktketten, Getränkeherstellern und Wirtschaftskammer-Lobbyisten, die sich im Grunde ein geschlossenes Sammelsystem eingerichtet haben. Dazu wurde – im Auftrag des Klimaministeriums – der „Trägerverein Einwegpfand“ gegründet. Dieser Verein ist laut eigener Website „Eigentümer der durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, betrauten zentralen Stelle EWP Recycling Pfand Österreich gGmbH, die den Betrieb des Einwegpfandsystems koordiniert.“
Wo werden nun die Plastikflaschen und Aludosen technisch recycliert? Das passiert für ganz Österreich im burgenländischen Müllendorf. Dort wurde eine ehemalige Druckerei geschlossen und an deren Standort eine Sammel- und Sortieranlage für Pfandflaschen und -dosen errichtet. Im Auftrag von Recycling Österreich übernimmt die regionale Firma Nemetz in Müllendorf das Sortieren der Einwegverpackungen. Für den Westen des Landes hatte sich auch der Osttiroler Abfallspezialist Rossbacher als Sammler und Sortierer angeboten. Letztlich wurde entschieden, nicht dezentral zu sammeln.
Der weite Weg der Pfandgebinde und ein relativ komplizierter Abwicklungskreislauf – der etwa kleine Verkäufer wie Würstelstände und Buffets vor organisatorische Herausforderungen stellt – werden wohl weiterhin diskutiert werden.
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