Foodwatch Österreich hat 112 „Kindergetränke“ aus Supermärkten, Drogerien und Diskontern auf ihren Zuckerhalt geprüft. Das Resultat stufen die Tester als „mehr als beunruhigend“ ein: „Der Großteil der als ‚kinderfreundlich‘ vermarkteten Getränke ist völlig überzuckert“, hieß es am Dienstag. 79 Prozent der Getränke enthalten demnach mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter, bei 45 Prozent sind es sogar mindestens acht Gramm.
Ein durchschnittliches „Kindergetränk“ bringe es auf 24 Gramm Zucker pro Packung - das entspreche mehr als sechs Stück Würfelzucker, kritisierten die Fachleute. „Trinkpäckchen und Bubble Teas übersteigen mit bis zu 60 Gramm Zucker pro Packung die gesamte empfohlene Tagesdosis für Kinder um mehr als das Dreifache. Auch Fruchtsäfte, oft als gesund beworben, enthalten in vielen Fällen sogar noch mehr Zucker als Limonaden.“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass bei Kindern weniger als fünf Prozent der täglichen Energiezufuhr aus Zucker stammen sollte. Das seien bei Vier- bis Siebenjährigen 19 Gramm pro Tag. Dieser Wert werde oft mit dem Konsum von nur einem der untersuchten „Kindergetränke“ weit überschritten. Besonders Erzeugnisse mit „gesunden“ Werbeversprechen wie zugesetzten Vitaminen entpuppten sich laut Foodwatch dabei häufig als die größten Zuckerfallen.
In Österreich fehle eine fundierte Datengrundlage, kritisierte die Organisation. Die bisher letzte Erhebung zum Zuckerkonsum von Kindern stamme aus 2012. Verlässliche Zahlen über die aktuelle Situation gebe es nicht.
Hoher Zuckerkonsum im Kindesalter sei mit vielen Gesundheitsgefahren verbunden, das Risiko für Übergewicht und Adipositas steige stark, wurde gewarnt. In Österreich seien bereits 34 Prozent der Buben und 26 Prozent der Mädchen im Volksschulalter übergewichtig, davon gelten 16 Prozent der Buben und acht Prozent der Mädchen als adipös.
Foodwatch fordert als Gegenmaßnahmen eine „Kracherl-Steuer“, ein Verbot der Bewerbung von ungesunden Lebensmitteln auch an Kinder, die verpflichtende Nutri-Score-Kennzeichnung und eine Altersgrenze für Energy Drinks. „Unsere Marktstudie hat gezeigt: Sogar bei Kindergetränken setzt die Industrie weiterhin auf Profit statt Gesundheit. Deshalb muss die Politik endlich Verantwortung übernehmen“, sagte Miriam Maurer von Foodwatch Österreich.
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