Ab diesem Wochenende rollt der Ball wieder auf den Osttiroler Fußballplätzen. Anlass für mich, erneut einen Blick hinter die sportlichen Ergebnisse zu werfen. In der Rückrunde gilt es, die guten Leistungen zu halten oder mehr Punkte zu holen als im Herbst – die Osttiroler Mannschaften der 1. Klasse A stehen zwischen Abstiegskampf und Aufstiegsträumen.
Letztere hegt der FC Union Raiffeisen Sillian-Heinfels schon seit zwei Jahren. Gelingt heuer der Sprung in die Unterliga? „Das ist das Minimalziel“, betonen Vereinsobmann Peter Mair, sein Stellvertreter Konrad Werth und Nachwuchsleiter Hans Christian „HC“ Kraler. Immerhin startet die Elf von Markus Hanser als Tabellenführer ins Frühjahr.
„Zunächst wollen wir erfolgreich um die Meisterschaft mitspielen“, erklärt Mair. Durch die Erweiterung einer Unterliga-Region im Kärntner Fußballverband (KFV) ab Saison 2025/26 werden mindestens die drei Erstplatzierten der 1. Klasse A aufsteigen. Die Tabellenführung wollen die Sillianer dennoch auf gewohnt hohem Niveau verteidigen. „Den Aufstieg wollen wir als Meister feiern, das macht natürlich am meisten Spaß“, unterstreicht Werth das Saisonziel.


An einem Freitagabend Mitte März treffen wir die drei Vertreter des Sportvereins. Mit Fragen rund um den Verein und Kamera für Fotos im Gepäck halten wir uns jedoch nur kurz auf der Sillianer Sportanlage namens „Drauparkstadion“ auf. Noch ist der Platz nicht hergerichtet für den Meisterschaftsbetrieb. Die Tore fehlen und der Kiosk ist zugestellt. Trainiert wird auf dem Kunstrasen in der Nachbargemeinde Heinfels. Im angrenzenden Sportstüberl halten die Tennisspieler ihre Jahreshauptversammlung ab.
Wir wechseln also die Location und nehmen in einem Gasthof Platz. Einer der vielen Sponsoren des Sillianer Fußballvereins, wie Werth informiert. Neben mehreren Unterstützern aus der Region, allen voran die Raiffeisenbank als Großsponsor, sowie den Einnahmen aus Eintritten und Kiosk finanziert sich der Verein zusätzlich durch die Mithilfe bei Festlichkeiten. „In Sillian gibt es im Sommer die Mittwochsfeste. Da übernehmen wir ein bis zwei Mal den Ausschank. Oder letztes Jahr zum Beispiel war in Obertilliach der IBU Cup, da hatten wir eine Bar über“, erklärt Kraler.
Stehen die Fußballer und Funktionäre nicht hinter einer Theke, dreht sich freilich alles um den Sport. Und das schon bei den Jüngsten. Mit einem Fußballkindergarten bringen der Verein sowie die umliegenden Gemeinden auf spielerische Art und Weise den Ballsport im Vorschulalter ins Rollen. Im Regelbetrieb betreut der Verein die Kinder und Jugendlichen aufgeteilt auf acht Mannschaften. Eine davon, die U15, wird als Spielgemeinschaft mit dem URC Thal/Assling geführt.
„Wir sehen uns als Verein der gesamten Region.“
Hans Christian Kraler
Rund 100 Kinder und Jugendliche trainieren in Sillian. Das Einzugsgebiet umfasst neun Gemeinden. „Wir sehen uns als Verein der gesamten Region“, erklärt der Nachwuchsleiter. Zu den Trainings werden die Youngsters von den Eltern gefahren, oder wie im Fall der Obertilliacher mit dem öffentlichen Bus. Diesem Aufwand und dem Vertrauen sind sich die Funktionäre bewusst und bedanken sich daher auch bei dem Engagement der Familien.
Im Gegenzug lädt der Fußballclub immer wieder zu gemeinsamen Abenden. Letztes Jahr waren die Nachwuchskicker und ihre Eltern zum „Trainieren wie die Großen“ bei Flutlicht eingeladen. Eineinhalb Stunden lang spielten die Kleinsten mit den Spielern der Kampfmannschaft. Nebenbei organisierte der Verein Speis und Trank. „Das war eine absolut gelungene Aktion“, erinnert sich Werth. „Mit solchen Veranstaltungen versuchen wir den Verein nicht nur zu positionieren, sondern auch den Zusammenhalt zu leben“, erklärt Kraler.
Ergebnis der umfangreichen Nachwuchsarbeit ist ein Kampfmannschaftskader mit ambitionierten Spielern. Die Truppe besteht aus Oberländern und Osttirolern zwischen 18 und 36 Jahren sowie zwei Legionären. Trainiert werden sie von Markus Hanser, der gleich nach seiner Übernahme im Jänner 2022 die damalige abstiegsgefährdete Mannschaft in einen starken Gegner verwandelte. „Hanser hat einfach die Fähigkeit, die Spieler zu motivieren und voranzutreiben“, betont Mair.
Im gleichen Atemzug kommen die Funktionäre auf die Challenge zu sprechen. Auch hier wird ein erster Platz angestrebt. Die Reserve wird nämlich als Spielpraxis und Sprungbrett für die erste Mannschaft gesehen. Es kommt daher recht regelmäßig vor, dass einige Spieler da und dort eingeteilt werden. An einem durchschnittlichen Spieltag laufen die in Rot gekleideten dann vor rund 200 Zuschauern auf.


Im Rahmen des Projektes „Helfende Hände“ setzt der Verein auch auf Themen rund um den Sport. ÖFB und KFV greifen in Kooperation mit der ÖGK den teilnehmenden Fußballvereinen unter die Arme. Sillian beteiligte sich an der Initiative als erster Verein in Osttirol. Mittlerweile wurde schon einiges umgesetzt, angefangen bei einem neuen Leitbild über Markenbildung mittels einheitlicher Kleidung bis hin zu einer externen Vertrauensperson und einem eigenen Gesundheitsbeauftragten.
In Zukunft wollen die Funktionäre zudem den Social Media Auftritt verstärken. Aufgestockt wird aber nicht nur online, sondern auch vor Ort. Das Drauparkstadion, das der Verein in Eigenleistung in Stand hält, erhält noch in diesem Jahr neue Flutlichter. Die Kosten übernimmt die Gemeinde. Eine weitere Erneuerung stellt die Kooperation mit der Sportunion Heinfels dar. Die langjährige, enge Partnerschaft wurde erst kürzlich verlängert.

Wir werfen auch einen Blick in die Vergangenheit. Die Sportunion Sillian wurde 1959 gegründet. Noch im selben Jahr nahm die erste Mannschaft am Meisterschaftsbetrieb teil. In den folgenden Jahren gab es stets ein Auf und Ab in der Tabelle, bis der Verein 1970 mitten in der Saison ohne Fußballplatz dastand - am ehemaligen Standort wurde ein Hallenbad erbaut. Die Sportunion Leisach stellte ihren Rasen zur Verfügung und so konnte die Saison abgeschlossen werden.
Während den Bauarbeiten wurde ein provisorischer Sandplatz angelegt, der, so steht es in der Chronik, „eigentlich niemandem Spaß machte“. Vielleicht ein Grund, warum damals die spielerischen Erfolge ausblieben. Nachdem in der Saison 1975/76 erneut auf Leisach ausgewichen werden musste, stellte der Verein für fünf Jahre seinen Spielbetrieb ein. In der Zwischenzeit wurde der heutige Fußballplatz errichtet.
Dem Neustart im Jahr 1982 folgte 1988 der erstmalige Aufstieg in die 1. Klasse A. Noch eine Liga höher schafften es die Sillianer im Jahr 2006. Drei Jahre hielten sie sich damals in der Unterliga, die aktuell wieder angestrebt wird. Nach zwei Jahren Tabellenzweiter – 2022/23 hinter Lurnfeld und 2023/24 hinter Seeboden - steht dem Aufstieg in die Unterliga derzeit nichts im Wege. Zwei Punkte trennen die Sillianer von ihren Verfolgern aus Greifenburg. Im Hinspiel beendeten die Osttiroler den Höhenflug der Oberkärntner mit einem 4:1-Heimsieg.
Als Auftakt der Rückrunde treffen die beiden Mannschaften wieder aufeinander. Ob die Tabellenführer auch auswärts dominieren werden? „Einfach weil wir in Heinfels den Kunstrasenplatz zum Trainieren haben, stehen die Jungs seit Ende Jänner am Platz. Diese lange Vorbereitung spricht meiner Meinung nach für uns“, betont Werth. Die Einschätzung der drei Vereinsvertreter lautet: „Gewinnen werden wir!“
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