Die Diskussion ist nicht neu, aber durch einen Vorstoß des Tiroler Landeshauptmanns, flankiert vom ÖVP-Gefolge, und durch Forderungen der Immobilienwirtschaft neu aufgeflammt.
Die Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Tiroler Wirtschaftskammer glaubt zu wissen, dass die Mietpreise im Land aufgrund „restriktiver“ Kreditvergabe für den Kauf von Eigentumswohnungen so hoch sind. Die einfache Logik hinter dieser Annahme erläutert Obmann-Stv. Arno Wimmer: „Die strengen Kreditvergaberichtlinien haben dazu geführt, dass viele Kaufinteressenten keine Finanzierung für Wohneigentum erhalten konnten. Infolgedessen ist die Nachfrage nach Mietobjekten erheblich gestiegen, was zu überproportionalen Mietpreissteigerungen in einigen Regionen geführt hat.“

Argumente wie dieses veranlassten Landeshauptmann Anton Mattle zu einem Warnruf in Richtung Finanzmarktaufsicht. Die FMA arbeitet derzeit offenbar an einer Nachfolgeregelung für die am 1. Juli auslaufende und vor allem von ÖVP-Wirtschaftskreisen bekämpften KIM-Verordnung. Dabei zeichne sich keine Lockerung ab, beklagt Mattle.
Was ÖVP und Immobilienbranche für „restriktiv“ halten, ist aus Sicht der FMA wohl eher vernünftig: Wer einen Wohnkredit aufnimmt, sollte zumindest ein Fünftel der Kaufsumme an Eigenmitteln besitzen, nicht mehr als 40 Prozent seines Einkommens für die Rückzahlung brauchen und auch nicht länger als 35 Jahre Kreditlaufzeit in Anspruch nehmen.
Für die ÖVP sind diese Vorgaben verantwortlich für „eine eingebrochene Bauwirtschaft, junge Menschen, denen der Traum vom Eigenheim verwehrt bleibt und mehr Menschen in Miete statt in Eigentum“, beanstandet deren Tiroler Wohnbausprecher Dominik Mainunsch. Sophia Kircher, JVP-Landesobfrau und neuerdings Kanzler-Stellvertreterin, schlägt in die selbe Kerbe: „Junge Menschen wollen in Tirol wohnen, leben und arbeiten – dafür brauchen sie auch eine realistische Chance auf Eigentum. Wir dürfen nicht in die Situation geraten, in der sich Leistung nicht mehr lohnt.“
Ganz anders sehen die Grünen das Bild und die Gründe, warum Mieten aber auch die Preise für Eigentum permanent steigen. „Die Tiroler:innen scheitern nicht primär an den Kreditvergaberichtlinien – sie scheitern an den viel zu hohen Grund- und Baupreisen sowie an den im Verhältnis dazu niedrigen Einkommen. Doch diesen ehrlichen Blick in den Spiegel meidet die Landesregierung lieber“, kritisiert Zeliha Arslan, Wohnungssprecherin der Tiroler Grünen.

Arslan vermisst die großen Würfe und wirksamen Maßnahmen der Landesregierung, um Wohnen in Tirol leistbarer zu machen: „Es gibt sie nicht. Die Leerstandsabgabe wurde verwässert, bei den Freizeitwohnsitzkontrollen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ÖVP den Immobilien-Lobbyist:innen nachgibt, und bei der Mobilisierung gewidmeten Baulands geht kaum etwas weiter. In Tirol geben Investoren den Ton an – und die bauen oft am tatsächlichen Bedarf vorbei. Dazu kommt ein Übermaß an Zweitwohnsitzen, die nachweislich preistreibend wirken und in vielen Gemeinden kaum ernsthaft kontrolliert werden.“
Die Grünen sprechen sich nicht grundsätzlich gegen eine Evaluierung der KIM-Verordnung aus, fordern aber eine ehrliche Debatte. „Selbstverständlich müssen Finanzierungsrichtlinien regelmäßig überprüft werden. Aber so zu tun, als würde allein eine Lockerung der KIM-Verordnung das Wohnproblem in Tirol lösen, ist billiger Populismus – und nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver.“
4 Postings
"Die KIM-Verordnung ist keineswegs das Problem. Die maximalen 40 % des Haushaltseinkommens sind ein gesundes Maß, das man wirklich nicht überschreiten sollte. Über die 20 % Eigenkapital kann man diskutieren, doch in der Praxis wird diese Vorgabe ohnehin nicht allzu streng gehandhabt."
Die KIM Verordnung ist das Problem, die wurde gemacht, damit die Dicken es sich leisten können und der kleine sich das nicht mehr leisten kann.
Mit maximal 40% des Haushaltseinkommens damit zahlst du keine Miete heutzutage ! Vom Einkommen gehen heutzutage schnell mal 50% für die Wohnung drauf.
Wer hat denn als junger mal schnell 20% von ca 440000 EUR so herzunehmen...
Um 440k hat man vor 15Jahren ein Haus gebaut. Heutzutage braucht man leider 700k +
Ja, 700k inkl. Grundstück, das kommt hin. Besser jedoch man rechnet gleich mit 730k, dann ist man vor Überraschungen auch geschützt.
Quelle: bin gerade selbst in der Umsetzung.
Die KIM-Verordnung ist keineswegs das Problem. Die maximalen 40 % des Haushaltseinkommens sind ein gesundes Maß, das man wirklich nicht überschreiten sollte. Über die 20 % Eigenkapital kann man diskutieren, doch in der Praxis wird diese Vorgabe ohnehin nicht allzu streng gehandhabt.
Das eigentliche Problem sind die exorbitanten Immobilienpreise. Eine Neubauwohnung mit 85 m² ist hier im Talboden für weniger als 400.000 € – und das ohne Nebenkosten oder Einrichtung – kaum noch zu finden. Doppelhaushälften starten bei 510.000 €, wie etwa beim Bauprojekt „Kreuzgasse“.
Vom Hausbau möchte ich gar nicht erst sprechen. Baugrundstücke im Talboden sind unter 300-350 €/m² so gut wie nicht mehr zu finden – wenn überhaupt etwas angeboten wird. Für ein gewöhnliches Einfamilienhaus, das ja auch noch gebaut und finanziert werden muss, sind weniger als 550.000 € kaum realistisch. Ältere Objekte sind zwar teilweise vorhanden, allerdings ebenfalls völlig überteuert. 300.000€ für eine Wohnung aus den 70ern. Völlig absurd!
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