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Zwischen voluminösem Stoff und enger Korsage

Mia und Emely nähten für ihre Diplomarbeit Kleider, die an Kaiserin Elisabeth erinnern.


Im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der CHS Villach tauschten die Lienzerin Mia Straganz und die Feldkirchnerin Emely Greschitz Stoffhose und Blazer gegen Korsage, Perlen, Reifrock und Cape. An ihren Kleidern im kaiserlichen Sisi-Stil nähten sie jeweils rund 100 Stunden, 150 Stunden kamen für die schriftliche Abhandlung und eine Kreativmappe in Form eines Look-Books hinzu. Der Aufwand hat sich gelohnt, beide haben ihre Präsentation am Dienstag, 18. März, mit der Note Eins bestanden.

(v.l.) Mia Straganz und Emely Greschitz absolvierten am Dienstag, 18. März, erfolgreich ihre Diplomarbeitspräsentation. Am Abend erzählten sie von ihrer Abschlussarbeit. Foto: Dolomitenstadt/Hassler

Cape

Vor gut fünf Jahren hat sich Mia eher spontan als geplant für den Modezweig im Centrum Humanberuflicher Schulen des Bundes (CHS) in Villach entschieden. Während sich die Lienzerin eigentlich für Kunst interessierte, musste sie schweren Herzens eine Absage hinnehmen. Da sie aber etwas außerhalb der Heimat suchte und somit eine Schule in Osttirol nicht in Frage kam, meldete sie sich eben für den zweiten kreativen Zweig im CHS an. Dort traf sie auf Emely, die sich ursprünglich für den Sportzweig interessierte.

In das neunte Schuljahr starteten die beiden mit 21 Mitschüler:innen. Ab der zweiten Klasse freundeten sich Mia und Emely mehr und mehr an. Im letzten Semester sitzen nur noch 13 Schüler:innen in der Modeklasse und treten zum Abschluss an. Die erste Etappe ihrer Matura haben sie bereits gemeistert. Die Präsentationen der Diplomarbeiten liegen hinter ihnen. Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen stehen noch bevor. Also Cape drüber, denn es gilt, sich warm anzuziehen. 

Für Ausgleich neben dem Schulstress geht Mia klettern. „Das gibt mir oft sehr viel Kraft“, betont die Lienzerin. Schon als kleines Mädchen war sie für diesen Sport zu begeistern. Meistens wird sie von ihrem Papa begleitet. „Ansonsten lese ich viel“, zählt Mia ein zweites Hobby auf. Fantasy-Romane und die Autoren George Orwell und Hermann Hesse haben es ihr angetan. Zuletzt steckte sie ihre Nase, auf der eine viereckige Brille sitzt, in ein Buch über Sissi. Ihre Freundin Emely geht zweimal die Woche zum Tanzen.

Reifrock

Am 20. Februar haben Mia und Emely ihre Diplomarbeit mit dem Titel „Die Schatten werden länger - Kaiserin Elisabeth“ abgegeben. Von der ersten Idee bis zur Abgabe haben die beiden ein Jahr lang am schriftlichen Teil, an Outfits und einer Kreativmappe gearbeitet. Während die Feldkirchnerin eine Biografie mit besonderem Fokus auf die Mode der historischen Persönlichkeit verfasste, untersuchte die Lienzerin die Darstellung der Ikone in verschiedenen Verfilmungen und Musicals inklusive Einblick in die Welt der Kostümbildnerei. 

Aktuell sind die Kleider in der Schule ausgestellt. Fotos: Ramona Waldner
Im April präsentieren die jungen Damen ihre Abschlussarbeiten im Rahmen einer kleinen Modeschau für Freunde und Familie.

Gar nicht so einfach, alles unter einen Reifrock – äh Hut – zu bringen, wie die beiden sich erinnern. Gleich zu Beginn hatten sie viel zu erledigen, da ihre Betreuungslehrerin recht früh hohe Anforderungen stellte. Was das Schreiben angeht, hatte Emely anschließend viel Material zur Verfügung. „Es war nur schwierig, so wirklich die Wahrheit herauszufinden, weil jedes Buch zeigt Sissi ein bisschen anders“, erklärt die Kärntnerin.

„Das war bei mir leider überhaupt nicht der Fall“, erzählt Mia von ihrem Schreibprozess. „Über die Filme habe ich schon relativ viel gefunden, aber über die Kostümbildnerei nichts. Ich habe das ganze Internet durchforstet und es gibt genau zwei Bücher zu dem Thema, die man als seriöse Quelle verwenden kann.“ Da es keine Ausbildung in Richtung Kostümbild gibt, fehlen die Lehrmaterialien. „Das war etwas frustrierend“, gibt die Absolventin zu. 

Auf der Suche nach Informationen wandten sich die Schülerinnen an einen Kostümfundus in Wien. Dort wurden sie auf zwei preisgekrönte Kostümbildnerinnen aufmerksam, die bereits Sisi-Verfilmungen ausgestattet hatten. Emely erzählt: „Die haben uns Namen genannt und dann haben wir einfach Anfragen geschickt.“ „Und zwei positive Rückmeldungen erhalten“, ergänzt ihre Freundin. So interviewten sie die beiden Expertinnen Tanja Hausner und Monika Buttinger.

Korsage

Während das Verfassen der Diplomarbeit außerhalb des Unterrichts stattfand, wurde im Unterricht genäht. Acht mal acht Stunden hatten die Schüler:innen zur Verfügung, um an ihren Outfits zu arbeiten. Die Stoffe bestellten sie online oder kauften sie in Stoffläden in Wien. Die Schnittmuster erstellten sie mit einem Computerprogramm. Da Mia und Emely auch einige kleine Details anfertigten, arbeiteten sie auch zu Hause an ihren Abschlussarbeiten. 

Die Kleider bestehen aus Reifrock, Überrock, Korsage und Accessoires. Foto: Ramona Waldner

Inspiration holten sich die beiden Freundinnen von Kaiserin Elisabeth persönlich: „Es gibt nicht so viele Bilder, aber ich habe mir Gemälde angeschaut“, gibt die Kärntnerin einen Einblick in die Entwurffindung. In ihrer Arbeit schreibt Emely, dass sich Sissi elegant und zum Teil zurückhaltend kleidete und im Gegensatz zu ihren Zeitgenossinnen in ähnlicher gesellschaftlicher Position auf Federn, übertriebene Diamanten und andere prunkvolle Accessoires verzichtete. 

Nach rund 100 Stunden waren die Schülerinnen mit ihren „Sissi-Kleidern“ fertig. Für das Look-Book stand abschließend noch ein Fotoshooting auf der To-do-Liste. So haben sich Mia und Emely in den Weihnachtsferien mit der Fotografin Ramona Waldner verabredet. Das Grand Hotel Lienz bot die perfekte Location. Eine halbe Stunde brauchten die Freundinnen, bis Reifrock, Korsage, Überrock, Bluse und Cape richtig saßen. Unter den hohen Fenstern und Kronleuchtern erinnerten die beiden jungen Damen an Kaiserinnen. Mia in edlem Blau und Emely passend zur Einrichtung in Rot und Gold gekleidet, posierten sie anmutig. 

Posieren für das Look-Book im stilgerechten Ambiente des Lienzer Grandhotels – Mia in edlem Blau, Emely in Rot und Gold. Foto: Ramona Waldner

Perlen

Zielstrebig verfolgen Mia und Emely ihre Träume, die sich wie Perlen auf einer Kette zu einer strahlenden Zukunft fädeln lassen. Nach Abschluss ihrer Matura geht es an die Wohnungssuche in Wien. Gemeinsam mit zwei weiteren Klassenkameradinnen ziehen die beiden in die Bundeshauptstadt, um die einjährige Meisterschule für Damenkleidermacher:innen zu absolvieren. Die Zusage haben sie erst kürzlich erhalten.

Für die Aufnahme mussten Mia und Emely eine Mappe vorbereiten, gefüllt mit einzelnen kleinen Nähstücken und zehn Schnittmustern. Diese haben die beiden Absolventinnen nach Fertigstellung persönlich in der Meisterschule abgegeben. „Weil da sehr viel Arbeit drin steckt, wollten wir das nicht mit der Post verschicken, nicht dass da etwas verloren geht oder nicht rechtzeitig ankommt“, erklärt Emely und ergänzt: „Also haben wir einen Mädelsausflug gemacht.“ Ein paar Tage darauf reisten sie erneut nach Wien. Ein persönliches Bewerbungsgespräch stand an. 

Insgesamt nähten die jungen Schneiderinnen je 100 Stunden an ihren Kleidern.
Inspiration holten sie sich von der Kaiserin persönlich.

Am 1. September dieses Jahres beginnt die Ausbildung. Als zwei von insgesamt 35 Teilnehmenden werden Mia und Emely ein Jahr geschult. Der Schwerpunkt liegt im ersten Semester entweder auf Haute Couture oder Bühnenkostüm, im zweiten Semester geht es um Jacken. Abschließen werden sie die Schule mit einer Meisterprüfung. „Viele unserer Lehrer haben diese Ausbildung gemacht und sie empfohlen.“

Und danach? „Also ich werde in der Modebranche bleiben, aber vielleicht einmal ein Jahr im Ausland was machen“, ist sich Mia sicher. Wo genau es hingeht, bleibt noch offen. Emely hat auch schon Pläne. Sie wird man im Theater finden – entweder als Kostümbildnerin hinter oder nach einer Musicalausbildung auf der Bühne. 

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

Ein Posting

bb
gestern

Schön zu sehen, was es für tolle Ausbildungen gibt - danke...

 
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