Die Logik von Jubiläen ist zirkulär. Ohne sie wären Ereignisse nicht geschichtlich und hätte die Geschichte keine Ereignisse zu verzeichnen. Das Erste Konzil von Nicäa jährt sich heuer zum 1700. Mal. Das wiederum hängt in komplexer Weise mit dem wahrscheinlich bedeutsamsten Ereignis der Geschichte zusammen: Christi Geburt. Ohne die hätte das Konzil keinen Anlass gehabt und wäre sein Jubiläum nicht rund.
Der Einladung Konstantin I., selbst zeitlebens Heide, als Kaiser jedoch auch der Pontifex Maximus, waren rund zweitausend Bischöfe, Priester und Diakone in das heutige İznik in der Türkei gefolgt, um strittige Glaubensfragen zu klären und die Einheit der Völker des Römischen Reiches zu wahren. Vorwiegend ging es um das Verhältnis Jesu Christi zum Vater, welches das Nicänische Glaubensbekenntnis abschließend so formulierte: „gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“. Und weil man schon dabei war, brachte man gleich noch einen weiteren Glaubensinhalt ins Spiel: „Et in Spíritum Sanctum – und an den Heiligen Geist“. Esprit, Spiritualität und Inspiration leiten sich von ihm ab.

Anlässlich eines Ausstellungsbesuches des Diözesanbischofs auf Schloss Bruck 2023 entstand die Idee, an das Konzil mit einer bescheidenen Intervention zu erinnern. Dass jedoch zwischen Kleckern und Klotzen die Optionen inzwischen deutlich in Richtung letzterer gerückt sind, geht nicht allein auf das Konto des selbst künstlerisch tätigen Bischofs: Glettlers Leibkurator Hubert Salden hatte 2022 die Ausstellung „Losing by Winning“ zum 80. Todestag der in Auschwitz ermordeten jüdischen Philosophin und katholischen Ordensschwester Edith Stein im Stift Stams ausgerichtet.
Salden wurde schon 1998 zum Leiter eines ehrgeizigen künstlerischen Projektes bestellt, der im stillgelegten Salzlager in Hall untergebrachten Kunsthalle Tirol. 2001 wurde er schon wieder gekündigt und das vom Land Tirol mit über 2 Millionen Euro bezuschusste Objekt kommerziell erfolgversprechenderen Zwecken gewidmet.
2021 gestaltete Salden im Auftrag des Bischofs eine auf fünf Barockräume zwischen Innsbruck und Hall verteilte Schau anlässlich des 500. Geburtstages des Diözesanpatrons Petrus Canisius. „Die hier präsentierte Gegenwartskunst provoziert ein frisches Nachdenken über grundsätzliche Fragen des Menschseins und des Glaubens“, kommentierte Glettler damals die hochkarätigen Exponate.
„Gebt mir Bilder!“ Damit das Motto des Jesuitenheiligen der Gegenreformation, die das Bild als bestimmendes Medium katholischer Propaganda inaugurierte, sich nicht als das Menetekel der ab Ende Mai präsentierten Ausstellung auf Schloss Bruck „blicke nach innen. Nicäa“ erweist, wird diese zum großen Teil von der Diözese Innsbruck mitfinanziert. Die Namen der Künstler, darunter Francesco Clemente, Gerald Domenig, Rebecca Horn, Gülsün Karamustafa, Hermann Nitsch, Andy Warhol und das unter dem Label SUSI POP schon für frühere Aktionen Saldens produzierende Künstlerkollektiv, legen die Messlatte jedenfalls auf eine für Lienz in der Regel unerreichbare Höhe.
Blicke nach innen. Nicäa
Jahresausstellung im Museum Schloss Bruck, Lienz
Kuratiert von Hubert Salden, gefördert von der Diözese Innsbruck
29. Mai bis Mitte Oktober 2025, Haupttrakt
Ein Posting
Hört sich gut an! Hubert Salden hat seinerzeit in der Kunsthalle in Hall ausgezeichnete Ausstellungen gemacht, ich würde sagen, es war lange Zeit der beste Ort für zeitgenössische Kunst. Bin gespannt...
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