Die österreichische Medizinerin Carmen Possnig (36), die Ersatzmitglied im Astronautenkorps der europäischen Raumfahrtagentur ESA ist, hat den ersten Block ihres Astronauten-Trainings erfolgreich abgeschlossen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen absolvierte sie seit Jänner ein zweimonatiges Programm im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln. Dazu zählte eine Tauchausbildung ebenso wie ein einwöchiges Winterüberlebenstraining, wie Possnig der APA berichtete.
Die ESA hat im Herbst 2022 aus mehr als 22.500 Bewerberinnen und Bewerbern aus ganz Europa fünf „Karriereastronauten“ und zwölf „Reserveastronauten“ ausgewählt, unter letzteren die in Klagenfurt geborene Medizinerin Possnig. Sie hatte bereits 2018 ein Jahr lang im Auftrag der ESA in der französisch-italienischen Antarktis-Station „Concordia“ geforscht.
Die Karriereastronauten erhielten einen Vertrag mit der ESA und wurden bereits ein Jahr lang am EAC für künftige Weltraummissionen ausgebildet. Die Reservisten bleiben vorerst in ihren angestammten Jobs, werden aber regelmäßig trainiert, um sie künftig rasch in Projekte und Missionen einbinden zu können.
Erster Trainings-Block umfasste Theorie und Praxis
Possnig ist derzeit im Endspurt ihres PhD-Studiums im Bereich Weltraummedizin an der Universität Innsbruck. Sie absolvierte nun gemeinsam mit Anthea Comellini (Italien), Meganne Christian und John McFall (beide Großbritannien) den ersten Block des „Astronaut Reserve Training Program“, der theoretische und praktische Einheiten umfasste.

Als „Höhepunkt“ des Ausbildungsblocks bezeichnete Possnig die Tauchausbildung in der „Neutral Buoyancy Facility“, ein zehn Meter tiefer Pool, in dem auch Teile der Internationalen Raumstation ISS versenkt werden können. Beim Tauchen wird die Schwerelosigkeit im Weltraum simuliert. So können Weltraumspaziergänge und Außeneinsätze trainiert werden. „Vor diesem Training war ich am nervösesten“, sagte die angehende Astronautin, da ihr Basistauchkurs, der Voraussetzung für das Training war, schon Jahre zurücklag.
Im Herbst 2023 war Carmen Possnig zu Besuch bei uns im Podcast-Studio
Überleben bei Minus 15 Grad Celsius
Im Endeffekt sei die Tauchausbildung aber „sehr cool gewesen, aber noch cooler war die einwöchige Winterüberlebensübung in einem Nationalpark in den spanischen Pyrenäen“. Dabei wurden nicht nur Teamwork- und Leadership-Fähigkeiten trainiert, sondern auch Fähigkeiten wie Feuermachen, Unterschlupf-Bau oder Umgang mit kältebedingten Verletzungen vermittelt. Zum Abschluss musste die Gruppe 30 Stunden bei Minus 15 Grad Celsius im verschneiten Nationalpark überleben. „Diese Übungen sollen uns auf potenzielle Notsituationen vorbereiten, wenn etwa eine Raumkapsel an einem abgelegenen, schwer erreichbaren Ort landet“, so Possnig.
Zu den Theorieeinheiten zählten u.a. ein Biologiekurs mit praktischen Laborübungen als Vorbereitung für Experimente im Weltraum sowie menschliches Verhalten, etwa wie Astronautinnen und Astronauten interagieren, kommunizieren und in Teams arbeiten. Das seien entscheidende Fähigkeiten für das Leben auf der Raumstation. Zusätzlich erhielt die Gruppe ein vielseitiges Fitnesstraining.
Parabelflug bei nächster Einheit
Nachdem nun beide Gruppen der ESA-Astronautenreserve ihr erstes Ausbildungsprogramm durchlaufen haben, werden sie im Herbst dieses Jahres gemeinsam die nächste Phase des Trainings absolvieren. Diese umfasst u.a. ein Überlebenstraining auf hoher See, sollte eine im Meer gelandete Raumkapsel nicht gleich gefunden werden, und einen Parabelflug, bei dem Schwerelosigkeit simuliert wird. Der Theorieteil werde sich etwa technischen Aspekten von Raumschiffen und -stationen sowie der menschlichen Physiognomie im Weltraum widmen.
2026 ist laut Possnig ein weiterer zweimonatiger Ausbildungsblock geplant. Wie es danach weitergehe, hänge auch von der künftigen ESA-Budgetierung ab. Die Chancen, tatsächlich in den Weltraum zu fliegen, sei „eine politische Entscheidung und hängt auch davon ab, wie viel in die Weltraumforschung investiert wird“, so Possnig.
Ein Posting
schon als Kind wollte ich immer Astronautin werden - leider ist's aber beim Raumschiff Enterprise im Fernsehen geblieben. Ich bewundere Frau Possnig und wünsche Ihr alles Gute, falls mit dem Trip ins All klappt. Trainings in Teamwork und Leadership wären auch für Schulen und Firmen eine tolle Sache, vielleicht gäbe es dann weniger Negatives in der heutigen Gesellschaft. Ich wünsche ihr alles Gute für die Zukunft!
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