Maria Peskoller wurde als Maria Greil am 5. Dezember 1902 in Dölsach geboren. 1928 heiratete sie den Eisenbahnbediensteten Josef Peskoller, mit dem sie 1932 nach Villach zog. Ihre beiden Töchter Helga und Roswitha wuchsen dort auf, verbrachten aber immer wieder Zeit auf dem Greil-Hof in Görtschach. Josef Peskoller gehörte zuerst der sozialdemokratischen, später der kommunistischen Partei an, war Widerstandskämpfer und dadurch immer wieder im Gefängnis.
„Unser Vater war durch die vielen Gefängnisaufenthalte wenig da, aber unsere Mama war die beste Mutter der Welt. Sie war ja gelernte Köchin und hat sich selber das Nähen beigebracht“, erzählt dazu die inzwischen 96-jährige Tochter Helga Emperger, die am 14. März mit der Theaterwerkstatt Dölsach und dem Autor Ekkehard Schönwiese im Tirolerhof das Stück „Anna und die Partisanen“ vorstellte.

Anna war der Deckname von Maria Peskoller in den Jahren 1940 bis 1944, in denen sie selbst zur Widerstandskämpferin wurde, Flugblätter verteilte, politische Nachrichten zwischen den Partisanen übermittelte und 1944 auch den verwundeten Deserteur Erich Ranacher aus Lienz in ihrer Wohnung gesund pflegte. Bei ihrem letzten Besuch bei ihrem Mann im Gefängnis warnte dieser sie noch: „Maria, lass die Finger davon. Der Karren läuft nicht mehr lang.“
„Mein Kind, du musst jetzt sehr stark sein.“
Maria Peskoller
Am 11. November 1944 wurden Maria und ihre beiden Töchter jedoch verhaftet und am Tag vor dem Heiligen Abend wurde Maria durch das Fallbeil am Landesgericht in Graz hingerichtet. Helga Emperger erinnert sich noch ganz genau an die letzten Worte ihrer Mutter an sie: „Mein Kind, du musst jetzt sehr stark sein. Wir müssen uns voneinander verabschieden und werden uns nicht wiedersehen. Werdet anständige Menschen, so wie ich es war.“

Im April 1945 wurde Helga als damals 16-Jährige aus dem Gefängnis in Graz wieder entlassen. „Man sagte mir, dass um 16.00 Uhr ein Zug nach Villach ginge. Es war ein wunderschöner Tag, aber ich sah überall Schuttberge. Auch unser Haus in Villach war nur mehr eine Brandruine. Eine Concierge einer Bank, die ich kannte, hat mich sofort, als sie mich gesehen hat, in ihre Arme genommen. ‚Die arme Mama, die arme Mama, die arme Mama‘ hat sie immer wieder gesagt. Da hab ich zum ersten Mal wirklich realisiert, dass sie tatsächlich gestorben ist.“
Mit dem Geld, das sie von der Dame erhielt, fuhr Helga nach Dölsach und ging zu dem Hof ihrer Großeltern nach Görtschach. „Ich wusste, dass die hintere Tür immer offen war.“ Was sie nicht wusste, war, wo ihre Schwester war und ob sie Roswitha und ihren Vater jemals wiedersehen würde. „Ich saß beim Greil vor dem Haus, da sah ich ihn die Straße heraufkommen. Ich hab ihn sofort gefragt wo meine Schwester sei und er sagte mir, dass sie bei einem Onkel in Thörl-Maglern in Sicherheit sei.“
Der Tirolerhof ist bis auf den letzten Platz gefüllt, doch wenn Helga Emperger erzählt, könnte man eine Stecknadel fallen hören. Man möchte ihr am liebsten stundenlang zuhören, was Ekkehard Schönwiese nicht nur in der Vorbereitung des Stückes, sondern schon in der Erarbeitung von „Das Virtuelle Haus der Geschichte“, für das er auch Helga Emperger portraitierte, getan hat. Sein daraus entstandenes Theaterstück wird nun anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges am Samstag, 10. Mai, im Kultursaal des Tirolerhofes in Dölsach uraufgeführt. Es beschreibt die letzten tragischen und dramatischen Tage von Maria Peskoller und stellt auch den Widerstand der Partisanen eindrucksvoll vor. „Wir waren nur ein Sandkorn, aber viele Sandkörner im Getriebe können etwas bewirken“, zitiert Schönwiese einen Partisanen und mit „es wird an unserem Engagement gemessen werden, ob wir in der Lage sind, uns zu engagieren“ einen anderen.

Das imposante Bühnenbild zu dem Stück hat der bekannte Dölsacher Bildhauer Lois Fasching entworfen. Er hat dafür Gedenksteine in einer Perspektive aufgereiht, die „einen Kontrapunkt zu dem organischen Teil der Schauspieler, eine Gegensatzwelt“ darstellen. Zu sehen ist diese spektakuläre Bühne und dieses berührende Stück neben der Premiere auch noch am 11., 16., 17., 18., 23., 24. und 25. Mai um jeweils 20 Uhr. Erna Inwinkl, die Leiterin des Projektes, sowie die 16 Darsteller:innen auf der Bühne und das große Team der Theaterwerkstatt Dölsach dahinter freuen sich schon auf zahlreiche Besucher:innen.
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Brutal und unvorstellbar was in der Vergangenheit in unserer Gesellschaft passierte und doch vielerorts leider die Realität ist. Danke für den Bericht, dieses Stück muss man wohl sehen!
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