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Foto: iStock/AB Photography

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Wolf nur noch „geschützt“: Jubel und Warnungen

Die Herabstufung des Schutzstatus wird vor allem von Bauern begrüßt. WWF: „Gefährlicher Rückschritt“.

Der Tiroler Bauernbund, in der Landesregierung prominent durch Josef Geisler vertreten, reagierte prompt auf die am 7. März nun tatsächlich erfolgte Herabstufung des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ durch den ständigen Ausschuss der Berner Konvention.

„Der Wolf ist keine gefährdete Art mehr“, erklärt Geisler. Mit einer steigenden Zahl von Wölfen und einer jährlichen Reproduktionsrate von etwa 30 Prozent sei der günstige Erhaltungszustand bereits erreicht, was die bisherige Schutzmaßnahme als nicht mehr zeitgemäß erscheinen lasse.

Tirol habe in den letzten Jahren eine klare Vorreiterrolle eingenommen, unterstreicht der Landesrat und Bauernbund-Obmann, man habe federführend einen raschen Verordnungsweg eingeführt, der es ermöglicht, Wölfe gezielt zu töten.

Geisler betont allerdings auch, dass die Entnahme weiterhin nur unter klar definierten Bedingungen erfolgen könne, was eine verantwortungsvolle Handhabung sicherstelle. Die EU-Kommission müsse nun schnellstmöglich einen Vorschlag zur Anpassung der FFH-Richtlinie vorlegen, „um die Rechtslage in Einklang mit der gelebten Praxis und den aktuellen Herausforderungen vor Ort zu bringen“, so Geisler.

Ganz anders sehen – naturgemäß – die Naturschutz- und Umweltorganisationen die aktuelle Entwicklung. Artenschutz müsse stets wissenschaftsbasiert erfolgen, kritisiert das Ökobüro als Allianz der Umweltbewegung. Sowohl die Berner Konvention als auch die FFH-RL würden wissenschaftliche Nachweise einfordern. „Die erforderlichen wissenschaftlichen Nachweise für die Herabsetzung des Schutzstatus wurden im Vorschlag der EU nicht erbracht.“

Tatsächlich bleibt auch künftig – trotz der Herabstufung des Schutzstatus – der Erhaltungszustand der geschützten Art ein zentrales Kriterium. Österreich muss also nachweisen, ob der Wolf vor Ort – nicht irgendwo auf der Welt – tatsächlich nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. Zufallsfunde, Risse oder Spuren lassen Umweltorganisationen als Beleg nicht gelten. Sie fordern ein aktives Monitoring der Wolfspopulation und sehen vor allem generell Gefahren für den Artenschutz.

„Das ist der völlig falsche Weg und könnte letztlich zu einer Aushöhlung des Naturschutzes in der EU führen - mit dramatischen Folgen für gefährdete Arten und Lebensräume”, sagt WWF-Experte Christian Pichler. Er hält die Entwicklung für einen „gefährlichen Rückschritt“. Denn es sei nun zu erwarten, dass auch der strenge Schutzstatus weiterer gefährdeter Arten und wertvoller Naturgebiete in Frage gestellt werden könnte.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Ein Posting

nervensaege
vor 4 Tagen

Es ist sicher notwendig, jahrzehntealte Rechtsordnungen der heutigen Realität anzupassen, das ist ein völlig normaler Vorgang. In diesem Fall ist es genauso wichtig, dem von den bekannten Lobbygruppen vertretenen Automatismus: Wolf=töten zu beenden! Unter Berücksichtigung, dass die meisten Wölfe illegal vergiftet werden, unterstütze ich den sachlich wissenschaftlichen Ansatz, dass ein korrektes Wolfsmanagement zu erfolgen hat, unter Einbeziehung aller Aspekte, die bei diesem Großpredator zu berücksichtigen sind. Keine Lynchjustiz, sondern Rechtsstaat - auch wenn es einigen schwer fällt!

 
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