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Mehr als 60 Interessierte machten sich am 8. März auf einen spannenden Rundgang durch die Geschichte(n) der Frauen von Lienz. Foto: Frauenzentrum

Mehr als 60 Interessierte machten sich am 8. März auf einen spannenden Rundgang durch die Geschichte(n) der Frauen von Lienz. Foto: Frauenzentrum

Spaziergang durch Lienz „mit weiblichem Blick“

„Bildung und Wissen sind die wirksamsten Waffen in den Kämpfen der heutigen Zeit.“ (Maria Ducia)

Das Frauenzentrum Osttirol lud am Frauentag zu einer spannenden Reise durch die Geschichte(n) der Frauen von Lienz. 65 Menschen und ein Hund folgten der Einladung und machten sich auf einen Spaziergang durch Lienz „mit weiblichem Blick“. Der kleine Hund begleitete Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, die sich auch unter den Zeitreisenden befand. Schon Jahre vor Blanik war das Lienzer Oberhaupt weiblich: Helga Machné wurde 1994 die erste weibliche Bürgermeisterin von ganz Tirol.

„Es gibt noch viel zu tun“, erklärte Brigitte Schieder (2.v.r.) vom Frauenzentrum Osttirol den Teilnehmer:innen am „Spaziergang mit weiblichem Blick“. Foto: Frauenzentrum

Der 1. Internationale Frauentag wurde am 11. März 1911 begangen – auch in Lienz. Im Gasthaus Glöcklturm forderte Maria Ducia in der sehr gut besuchten Versammlung das Wahlrecht für Frauen. Von ihr stammt das Zitat in der Überschrift. Die Bildungsarbeit der Frauen war Ducia ein besonderes Anliegen im Kampf um die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen. 

Das Idealbild einer Familie mit dem Vater als Ernährer und der Mutter als Hausfrau entsprach schon immer eher den ideologischen Vorstellungen konservativer Eliten. Tatsächlich waren viele Frauen aus sozialer Not heraus gezwungen, erwerbstätig zu sein.

Beim Bau der Pustertalbahn zum Beispiel haben Frauen den Mörtel angerichtet – das war bei fast allen Baustellen Frauenarbeit. „Mörtelweiber“ waren auch schon im Spätmittelalter beim Wiederaufbau der St. Johanneskirche nach dem Brand im Jahr 1444 beteiligt oder haben wie Margret, die Tochter des Schusters Änder Stolz, bei Steinmetzarbeiten auf der Baustelle geholfen.

Zum Sammeln von Spendengeldern für den Kirchenbau wurden Büchsen in den Wirtshäusern von Lienz aufgestellt. Die Frau eines Gastwirts wird als eine der eifrigsten Spendenüberbringerinnen genannt. Sie fand trotzdem einen tragischen Tod: Als am 1. August 1478 das Gerücht verbreitet wurde, die Osmanen stünden vor den Toren der Stadt, brach Panik aus. 

Die Lengholtzerin und andere schwangere Frauen sind vor Schreck gestorben, und ein Bauer ist sich „zu Tode geloffen“. Die Osmanen sind nicht einmal bis an die Grenzen des heutigen Osttirols gekommen. Es gibt viele spannende Geschichten von Frauen in Lienz zu erzählen, man muss sie allerdings ein wenig suchen. Die Geschichte wurde von Männern geschrieben, die Frauen wurden von der patriarchalen Gesellschaft ins Private verbannt.

Bis 1918 war es Frauen verboten, sich politisch zu organisieren. Den Frauen, die es wagten, aus der ihnen zugewiesenen Rolle auszubrechen, drohte Ausgrenzung, Anfeindungen und Gewalt.

Maria Ducia hatte es schwer in dem kleinbürgerlichen, konservativen Städtchen Lienz um das Jahr 1900. Noch Jahrzehnte später, als Tiroler Landtagsabgeordnete, wurde ihr öffentlich vom Osttiroler Parteikontrahenten Natalis Obwexer ihre Berufstätigkeit als Frau bei einer politischen Debatte vorgeworfen: „Bei uns hat man gesagt, dass die Kindererziehung bei der Frau Ducia nicht sie, sondern ihr Mann zu besorgen hat.“

Der Frauenbewegung ging es nie nur allein um die formale Gleichstellung. Die Frauen kämpften besonders für bessere Lebensbedingungen und gegen die allgegenwärtige Abwertung ihrer Geschlechtsgenossinnen. Ihre Gegner dabei waren nicht nur Männer, sondern auch konservative Frauen.

Noch im 19. Jahrhundert attestierte man Frauen eine geringere intellektuelle Leistungsfähigkeit und Kreativität. Das ist wohl mit ein Grund, dass die Akademie der Bildenden Künste in Wien erst 1920 ihre Türen für Frauen öffnete und dort Frauen lange noch mit Vorurteilen zu kämpfen hatten. Man glaubte, Frauen seien weniger belastbar und neigten generell zur psychischen Labilität. Das „schwache Geschlecht“ also.

Der Kampf hat sich gelohnt: 1918 wurde allen Frauen das Wahlrecht verliehen. Mit Ausnahme von Prostituierten, sie durften erst ab 1923 wählen. Das Heiratsverbot für Lehrerinnen wurde erst 1938 abgeschafft. Noch bis zur Familienreform 1975 galt die Gehorsamspflicht der Frau gegenüber dem Familienoberhaupt. Der Mann konnte seiner Frau die Erwerbstätigkeit verbieten und hatte per Gesetz das alleinige Bestimmungsrecht über den Wohnort der Familie.

1950 zog die erste Frau in den Lienzer Gemeinderat ein: Anna Waldeck. Die Journalistin und sechsfache Mutter engagierte sich über 21 Jahre im Lienzer Gemeinderat und eine Amtsperiode als Stadträtin aktiv für die Gestaltung der Stadt Lienz. Mutige Frauen ernteten nicht nur Anfeindungen, sondern auch Anerkennung und Respekt, wie Waldeck in ihren Büchern erzählt. So wie Gisela Wanner. Sie übernahm 1924 den Sägebetrieb ihres Vaters und war weit und breit die einzige Frau in diesem Männerberuf. Ihr Arbeitsplatz war am Schreibtisch, im Wald und im Haus, wo sie neben dem Haushalt ihre fünf Kinder versorgte.

Heute sind von den 21 Lienzer Gemeinderät:innen ein Drittel Frauen. Die Bezirksverwaltung ist mit Bettina Heinricher in weiblicher Hand, und die politisch einflussreichste Person der Stadt heißt Elisabeth Blanik.

Und dennoch: „Es gibt noch viel zu tun,“ sagt Brigitte Schieder vom Frauenzentrum Osttirol. Im Jahr 2024 wurden 322 Mädchen und Frauen im Frauenzentrum Osttirol beraten, und in der Übergangswohnung wurden sieben Frauen und sieben Kinder betreut. Ein Blick zurück auf die Geschichte der Frauen kann helfen die Gegenwart besser zu verstehen. Maria Ducias einleitendes Zitat ist wohl aktueller denn je.

Evelin Gander ist nicht nur Stadtführerin und Biobäuerin, sondern auch Ideenlieferantin und Geschichtenerzählerin mit viel Einfühlungsvermögen. Thema ihrer Reportagen und Podcasts ist das Leben in all seinen Facetten.

3 Postings

pierina
vor 2 Wochen

die Frau gehört hintern Herd, der Herd ghört in Keller und da Keller unter Wasser.........so sogt mei Schatz holt olm ze mir 🤷‍♀️🤦‍♀️

 
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    Village Pizza
    vor 2 Wochen

    Alt und dumm. Der "Scherz" und dei Schatz.

     
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    0815
    vor 2 Wochen

    und warum geht dei schotz nicht in Keller würde für diesen blöden spruch sogor wasser und schlauch bringen

     
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