Ein Gesetzesentwurf des neuen Finanzministers Markus Marterbauer (SPÖ) sieht eine neue Sonderabgabe für Stromerzeuger vor. Die Abgabe ist Teil der im Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS paktierten Verlängerung des Energiekrisenbeitrags. Wie die „Presse“ berichtet, sollen die Erzeuger grünen Stroms pro Megawattstunde drei Euro an den Fiskus abführen und Gaskraftwerke vier Euro. Dabei geht es um insgesamt 200 Mio. Euro, sagte die Sprecherin des Ministers.
Laut „Presse“ würde eine Abgabe von drei bzw. vier Euro pro Megawattstunde jährlich 250 Mio. Euro einbringen. Für die Verlängerung des Energiekrisenbeitrags waren bisher rund 200 Mio. Euro veranschlagt. 2024 brachte der Energiekrisenbeitrag 272 Mio. Euro ein. Dadurch kamen in der Branche Befürchtungen auf, die heimische E-Wirtschaft könnte mehr als doppelt so stark zur Kasse gebeten werden wie ursprünglich geplant.
Dies verneinte die Minister-Sprecherin gegenüber der APA am Donnerstag. Eine Verdoppelung des Beitrags entspreche nicht dem Vorhaben der Regierung. Aus dem Finanzministerium hieß es zu dem Entwurf, oberste Prämisse sei die Sanierung des Budgets. „Aus dem Energiesektor müssen dafür 200 Millionen kommen.“
Marterbauer: „Sturm im Wasserglas“
Marterbauer sprach vor dem Budgetausschuss im Parlament von einem „Sturm im Wasserglas“. „Es geht jetzt um die Frage, auf welchem Weg wir zu den 200 Mio. Euro kommen, und da sind die Fraktionen im Gespräch. Wir werden eine sehr pragmatische Lösung finden, also die Aufregung ist ein bisschen umsonst“, so Marterbauer zum ORF. Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) sagte, die neue Maßnahme sei „noch in Prüfung“.
Das Gesetz soll bereits am Freitag beschlossen werden. ÖVP und NEOS sehen laut der Zeitung aber noch Redebedarf. Das Finanzministerium bestätigte der „Presse“, dass ein entsprechender Entwurf verschickt wurde, der sich aber „noch in finaler Abstimmung“ befinde. Dem Zeitungsbericht zufolge soll auch die Wiener SPÖ unglücklich mit dem Entwurf sein, die der Stadt gehörende Wien Energie ist der mit Abstand größte Gas-Kraftwerksbetreiber im Land.
E-Wirtschaft: Macht Strom „deutlich teurer“
Die Stromerzeuger übten Kritik an den Plänen. „Eine neue Stromsteuer tut für den Standort Österreich das Falsche. Sie macht Strom nicht günstiger - sondern ganz im Gegenteil deutlich teurer“, sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Windkraft, Florian Maringer. Auch andere Verbände der Strombranche warnten vor höheren Strompreisen und negativen Folgen für den Erneuerbaren-Ausbau. Für die Industriellenvereinigung (IV) ist die „Einführung einer komplett neuen Steuer unter dem Titel ‚Energiewirtschaftstransformationsbeitrag‘ das absolut falsche Signal für die Industrie und die Energiewende.“
Die Interessenvertretungen kennen den Entwurf des „Budgetsanierungsmaßnahmengesetzes 2025“ (BSMG) bereits. Demnach soll neu ein sogenannter Elektrizitätswirtschaftstransformationsbeitrag (EWTB) pro Megawattstunde für Anlagen mit einer installierten Kapazität von mehr als einem Megawatt (MW) eingeführt werden. Der bestehende Energiekrisenbeitrag (EKB), der den Erlös (Umsatz) von Energieerzeugern ab einem Marktpreis von 120 Euro pro Megawattstunde abschöpft, soll künftig ab 100 Euro greifen. Außerdem sollen 95 Prozent der „Überschusserlöse“ abgeschöpft werden anstatt wie bisher 90 Prozent. Auch sollen Investitionen in neue Ökostrom-Anlagen nicht mehr wie bisher angerechnet werden.
Dieser Artikel wurde am 6. März um 14.00 Uhr aktualisiert.
10 Postings
Headline: "Marterbauer plant Sonderabgabe für Stromerzeuger" Betrifft das jetzt auch private Energieerzeuger?
Das Problem dabei ist halt, dass solche Kosten einfach an den Letztverbraucher weitergegeben werden.
... wer soll denn sonst sparen wie der 'Letztverbraucher', der schreit doch nach immer mehr und mehr ? ...
@irina: Letzverbraucher oder Verbraucher?
@tirolerbua: Ja alle die damit satte Gewinne machen. Bei Wasserkraft: mit dem Volksvermögen, also unserem Wassergut. Ok?
@wolf_C: da ist tatsächlich was dran!
@Senf: kannst du mir bitte erklären was "Volksvermögen" ist? Und was Wasser damit zu tun hat?
@F_C: ganz einfach: Von den rund 900 Kleinwasserkraftwerken in Tirol werden etwa 2/3 mit Wasser aus dem Öffentlichen Gut - Gewässer bespeist. Sie alle erzeugen Strom aus Wasserkraft, der zum maximalen Tarif an den Landesversorger verscherbelt und übers Netzt an die Verbraucher vertrieben wird. Eine ausgleichende Gegenleistung über die Jahre in der jeweils betroffenen Region für den Eingriff in die Natur ist leider nicht üblich.
Verwalter des Wassergutes bei Kleinanlagengenehmigungen ist der Landeshauptmann, der das Wassernutzungsrecht für mindestens 25 bis maximal 90 Jahre den Betreibern kostenlos vergibt. Das Öffentliche Gut - Gewässer mit den Bach- oder Flussbetten ist parzelliert und als Eigentum des Staates im Grundbuch eingetragen. Es zählt also zu unserem Volksvermögen (nach meinem Verständnis) oder zum "Familiensilber". Der oder die Betreiber genießen das kostenlos übertragene Wasser-Nutzungsrecht zur Energieerzeugung und verdienen sich dabei eine goldene Nase.
Was sie nicht haben ist ein Versorgungsauftrag, also die Bereitstellungsgarantie. Auch nicht in Notzeiten! Dafür wird der Landesversorger verdonnert, aber den man nicht so gerne, wie man hört.
... mag man nicht so gerne ...
Hättest du bitte auch Quellen für diese Zahlen?
@F_Z: Na klar, alles hat eine Geschichte: Wasserrecht: Von den Anfängen der Nutzung der Wasserkraft in Österreich, 1918 (W.E.W.A -Staatsarchiv), dann zum WRG 1959 bis heute in der geltenden Fassung, (RIS-BKA). Öffentliches Wassergut in Tirol: Die Fläche des Öffentlichen Wassergutes in Tirol beträgt mehr als 95 km² (das sind ca. 9.500 ha bzw. 95 Mio. m²) mit über 4.700 Grundstücken und stellt damit den zweitgrößten Grundbesitz in Tirol dar (Tiris), 994 anerkannte Kleinwasserkraftwerke in Tirol (E-Control - KLWK) ...
"Goldene Nase": Frag mal nach, wie viele weiter Kleinwasserkraftwerke derzeit in Tirol geplant sind und wie sie finanziert werden. Es scheinen die sichersten Investitionen zu sein. Warum wohl? Kein Wunder, bei dieser Gier nach Energie. @Wolf_c schreibt es ja: ... immer mehr und mehr ...
Das ist kein Problem, sondern die einzige Möglichkeit.
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