Geschichten erzählen und andere Menschen begeistern – Fähigkeiten, die Clara Schneeberger auf jeden Fall in sich trägt. Das bewies sie schon vor einigen Jahren als Autorin bei Dolomitenstadt.at, aber auch in einem persönlichen Gespräch darüber, was seit dem letzten Heimweh-Interview vor acht Jahren passiert ist.
Die Art, wie sie ihre Worte wählt, lässt bunte Bilder vor dem inneren Auge auftauchen, wer selbst einen kleinen Einblick haben möchte, liest am besten hier Claras Erzählung über ihr Auslandssemester in Peru. Dorthin zog es sie nämlich hin, kurz nachdem sie im Jahr 2017 mit Dolomitenstadt.at über ihr Studium plauderte. Man könnte fast sagen, dass ihr Rucksack damals schon gepackt in der Ecke stand: „Aber das ist etwas, das ich immer erst im letzten Moment mache“, lacht Clara.
Gemeinsam mit einer Studienkollegin machte sie sich auf, um in Lima, der Hauptstadt von Peru, zu studieren. Besonders prägend sei es gewesen, auf der einen Seite den wohlhabenden Teil der Bevölkerung zu sehen, während der Großteil der Menschen, die dort leben, mit weniger als dem Notwendigsten auskommen müssen: „Einmal haben wir mitgeholfen, ein Haus zu bauen. Dann ist ein kleines Kind gekommen, das mit einem Ball gespielt hat. Es war total fasziniert, dass der Ball vom Holzboden zurückspringt, weil es vorher nur Sandböden gekannt hat“, schildert Clara.




Die Zeit nach dem Auslandssemester nutzte sie, um möglichst viel von Südamerika zu sehen. Claras lebendige Reiseerzählungen verleiten dazu, sofort in den Flieger zu steigen und den Kontinent zu entdecken: In der peruanischen Bergwelt schwamm sie auf 4600 Höhenmetern in einem eiskalten Bergsee und am Vinicunca, dem sogenannten Regenbogenberg, war nicht nur der Ausblick, sondern auch die Höhenluft atemberaubend. Mit dem Rad ging es einmal quer durch die Atacamawüste in Chile, Ecuador beeindruckte mit wundervollen Wasserfällen und in Kolumbien übernachtete sie mehr als einmal in einer Hängematte. „Bei einem Segeltörn durch die Karibik waren wir mehrere Tage am offenen Meer unterwegs, auch bei Gewitter“, erinnert sie sich. An Land ging es dann wieder in Panama: „Das war ein Traum und so unerwartet vielseitig.“ Weiter ging es nach Costa Rica und Mexiko. „Von dort sind wir dann wieder nach Österreich geflogen“, schildert Clara.
„Nicht zu planen, haut für mich einfach gut hin.“
Clara Schneeberger
Langweilig wurde der Oberlienzerin auch zurück in der Heimat nicht, zunächst zog es sie zum Arbeiten nach Wien, während sie gleichzeitig ihr Studium für Tourismus & Leisure Management am IMC in Krems abschloss. Im Anschluss schrieb sie sich für einen Marketing-Masterstudiengang ein: „Das war auch eine spontane Entscheidung, hat aber rückblickend gut gepasst. Nicht zu planen, haut für mich einfach gut hin.“
Auch während ihres Masterstudiums zog es die abenteuerlustige Oberlienzerin wieder ins Ausland: „Ursprünglich wollte ich nach Japan, das hat dann aber aufgrund der Pandemie nicht funktioniert.“ Doch sich lange zu ärgern, liegt nicht in Claras Naturell, kurzfristig orientierte sie sich um und fand schließlich die Möglichkeit, ein Semester lang in Schweden zu studieren: „Dort waren die Coronaregeln etwas entspannter und wir durften beispielsweise auf die Uni gehen.“
Auch kleine Reisen innerhalb Schwedens waren möglich: „Einmal waren wir zum Beispiel ganz oben im Norden in Lappland, spazierten über zugefrorene Seen, machten ein Lagerfeuer, bestaunten die Nordlichter und sahen Elche und Rentiere. Die Natur ist dort wirklich unglaublich schön!“, erzählt Clara begeistert.


Wie es der Zufall wollte, lernte sie über die Entscheidung, nach Schweden zu gehen, ihren Partner Stefan kennen: „Kurz bevor ich nach Schweden gegangen bin, sind wir uns in Krems über den Weg gelaufen und draufgekommen, dass er sein Auslandssemester in derselben Stadt absolviert hatte, in der ich dann auch studierte. So sind wir zum Reden gekommen und heute Eltern von zwei kleinen Söhnen“, schmunzelt Clara.
Nach ihrem Masterabschluss arbeitete sie zunächst für ein Unternehmen in St. Pölten in der PR-Abteilung. „2022 war ich dann mit unserem ersten Sohn Aaron schwanger. Ich hatte geplant, danach wieder relativ schnell ins Arbeitsleben einzusteigen“, schildert Clara, doch es kam anders: „Am ersten Tag des Mutterschutzes, etwa acht Wochen vor der Geburt, wurde ich auf dem Zebrastreifen von einem Auto angefahren und habe einen Schädelbasisbruch erlitten. Das war alles zusammen eine echt schwierige Situation.“ Während man als junge Mama ohnehin schon genügend Aufgaben hat, musste sie nach dem Unfall erst selbst wieder auf die Beine kommen: „Ich war dann, sobald es mit Aaron möglich war, zweimal auf Reha.“
Die Nachwirkungen des Unfalls spürt sie bis heute: „Über längere Zeit am Computer zu arbeiten ist nicht möglich, weshalb ich nicht mehr in mein ursprüngliches Berufsfeld zurückkehren kann.“ Stattdessen zog es sie in dieser Zeit in die Natur: „Das hat mir immer schon gutgetan und ganz besonders in dieser Phase geholfen.“ Per Zufall wurde Clara dann auf das Thema Waldbaden aufmerksam und sie absolvierte einen Kurs zur zertifizierten Waldbadetrainerin.
„Ich finde es in unserer gestressten Welt wahnsinnig wichtig, den Bezug zur Natur nicht zu verlieren.“
Clara Schneeberger
„Das passierte alles während meiner ersten Karenzzeit, da war also richtig viel los“, schildert sie. Zwei Jahre später kam ihr zweiter Sohn Gabriel zur Welt. „Ich bin einfach erleichtert, dass ich diese Karenzzeit jetzt viel bewusster genießen kann.“ Auf der Suche nach Herausforderungen ist Clara trotzdem immer: „Seit dem letzten Jahr absolviere ich eine Ausbildung zur Erlebnispädagogin und Outdoor-Trainerin. Ich finde es in unserer gestressten Welt wahnsinnig wichtig, den Bezug zur Natur nicht zu verlieren. Mir gefällt der Gedanke, dass ich mit dem Waldbaden und der Erlebnispädagogik Menschen etwas anbieten kann, das entspannend und gesundheitsfördernd ist“, freut sie sich. „In der Natur sind so viele Stoffe, Farben und Formen, die beruhigen, und beispielsweise der Stressprävention dienen.“

Die Gegend in der Wachau bietet sich dafür ideal an, schildert Clara: „Besonders im Herbst ist es hier wunderschön, weil sich die ganzen Blätter in den Weinbergen verfärben. Wenn du dann da durchspazierst, kommst du dir vor, wie in einem goldenen Meer.“ Auch wenn sie die Osttiroler Bergwelt vermisst, hätten die sanften Hügel rund um Krems auch ihre Vorteile, beschreibt Clara: „In Osttirol kannst du immer noch höher, immer noch weiter gehen. Wenn du in der Wachau auf einen Hügel wanderst, bist du irgendwann einfach am Ziel und überblickst die ganze Umgebung. Das hat etwas unglaublich Beruhigendes.“
Und Ruhe, aber gleichzeitig auch eine ansteckende Abenteuerlust und Energie strahlt Clara auch selbst aus. Eine Mischung, die es auch insbesondere dann braucht, wenn man mit Kind auf Reisen geht: „Mit Aaron verbrachten wir ein Monat in Mexiko und waren zwei Wochen lang in Israel unterwegs. Als Familie reist man anders als allein, auf jeden Fall langsamer und bewusster, was sehr schön ist.“



Im Rückblick auf die vergangenen Jahre meint Clara: „Das mit dem Unfall war schon echt schwierig, aber sonst wäre ich vermutlich nicht so schnell dahin gekommen, wo ich jetzt gerade bin.“ Man solle dem Leben auf jeden Fall eine Chance geben, „egal wie herausfordernd es gerade wirkt, man kann immer etwas draus machen. Das Wichtigste ist, das Interesse an den verschiedensten Dingen nicht zu verlieren und achtsam mit sich selbst umzugehen.“
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