Schwimmen, singen und fürs Wasser sensibilisieren

Es ist kurz vor 9:00 Uhr. Im Eingangsbereich des Lienzer Dolomitenbades warten Lara und ihre Tochter Mia darauf, hineingelassen zu werden. Sie sind aber nicht die einzigen mit Babyschale, Badesachen und Schwimmwindel. Mit ihnen warten noch andere Mütter sowie Pensionisten, eben jene, die Zeit haben, an diesem Dienstagvormittag, 25. Februar. „Heute ist sozusagen Halbzeit, fünf Kurse haben schon stattgefunden. Wir sind das vierte Mal dabei“, erzählt Lara, die aus Sillian kommt und den Babyschwimmkurs des Eltern-Kind-Zentrums meint.

Mit ihrer Tochter Mia, die aktuell fünfeinhalb Monate alt ist, besucht Lara den Babyschwimmkurs „Goldfische“ für Anfänger im Alter von drei bis sechs Monaten. Goldfische sind gesellige Tiere, die sich in einem kleinen Schwarm so richtig wohl fühlen. Die teilnehmenden Elternteile und ihre Babys bilden auch einen kleinen Schwarm. „Pro Kurs sind maximal zwölf Babys dabei“, informiert Tanja Goller, die gemeinsam mit Elisabeth Tschojer den aktuellen Anfängerkurs leitet. Mit jeweils einer Puppe zeigen die beiden Trainerinnen die jeweiligen Übungen vor. 

Am Beckenrand liegen Matten, Bälle, Schwimmnudeln, Becher, Wasserspielzeug und Schwimmhilfen für die nächsten 55 Minuten bereit. Langweilig wird es sicher nicht. Zu Beginn steht aber die Begrüßung an, und die erfolgt musikalisch. Die Teilnehmer:innen bilden gemeinsam mit Tanja und Elisabeth einen Kreis. Alle singen und bewegen sich im Uhrzeigersinn, später wird die Richtung gewechselt. „Wir singen, damit die Kinder Spaß haben“, klärt Tanja auf.

Dann beginnt die spielerische Erkundung der nassen Umgebung. Abwechselnd wird in Rücken- und Bauchlage geplanscht. Die Babys haben sichtlich Freude an den Bewegungen und spätestens bei der „Regen-Runde“ wird ihnen die letzte Angst vor dem Wasser genommen. Denn am Ende des Tunnels aus Schwimmnudeln wartet nämlich kein Licht, sondern Tanja mit der Gießkanne. Die Reaktionen der Kleinen fallen unterschiedlich aus. Um Vertrauen zu schaffen, zeigen die Trainerinnen den Müttern und Vätern auch immer, wie man das Kind richtig hält und ihm so Sicherheit gibt. 

Es folgen Übungen am Beckenrand. Die Säuglinge sollen lernen sich dort festzuhalten. Damit werden erste Selbstrettungen inszeniert. Einer der primären Gründe, sich für einen Babyschwimmkurs anzumelden. Weitere Vorteile sind die Förderung der motorischen, geistigen und sozialen Entwicklung, die Sinnesschulung, die körperliche Betätigung und die Vorbereitung auf das Schwimmen selbst. Aber auch die Eltern profitieren davon. Durch das gemeinsame Lernen mit ihren Babys, muten sie ihnen im Umgang mit Wasser leichter etwas zu. Außerdem erleben sie „eine sehr intensive Zeit“, betont Tanja und ergänzt: „Etwa eine Stunde lang sind Eltern und Kind wirklich nur mit sich selbst beschäftigt.“

Auch Tauchübungen stehen am Programm. Aber nicht jene, die vermehrt im Internet kursieren, wo die Kleinen wortwörtlich ins Becken geworfen werden. „Das wird vielleicht bei echten Schwimmtrainings gemacht, aber nicht bei einem Kurs der wöchentlich stattfindet“, klärt Tanja auf. Es stimmt, dass Babys bis ca. einem Jahr nach der Geburt den Reflex haben, unter Wasser automatisch die Luft anzuhalten. Aber ein Kleinkind ins Wasser zu schmeißen, wäre eher traumatisierend als lehrreich. 

Ein Mutter-Tochter-Duo aus Oberkärnten war krankheitsbedingt erst bei drei Kursen anwesend, dennoch taucht die kleine Matilda schon ganz mutig. „Heute sind wir schon zum zweiten Mal untergetaucht. Ihr macht das richtig Spaß“, freut sich ihre Mama Elena. Das Tauchen wird schon so früh geübt, damit die Kleinkinder ein Gefühl dafür bekommen, was passiert, wenn sie zum Beispiel vom Beckenrand ins Wasser plumpsen. In den Anfängerkursen wird dies demonstriert, mit zunehmendem Alter können die Kinder dann selbst einschätzen, ob sie ins Wasser springen oder nur am Beckenrand planschen wollen. Zum Tauchen gezwungen wird aber niemand.

Ein letzter Singkreis läutet das Ende des heutigen Kurses ein. Nach und nach kommen die Mütter mit ihren Babys im Arm aus dem Wasser. Der kleine Noah wird von Papa Pascal gehalten. Pascal hat seine Partnerin Melanie und ihren Sohn Noah heute zum Schwimmkurs begleitet und die meisten Übungen durchgeführt. „Das war eigentlich ganz cool, hat richtig Spaß gemacht“, resümiert der junge Vater. Es ist keine Seltenheit, dass ein Papa unter den Teilnehmenden ist. „Es sind immer wieder Väter dabei. Die machen auch gerne mit. Meistens sind sie auch etwas wagemutiger bei der Ausführung der Übungen“, gibt Tanja einen Einblick.

Es ist kurz nach 10.00 Uhr. Während nebenan Wassergymnastik stattfindet, packen die Eltern ihre Babys wieder warm für die kühle Februarluft ein. Mit Babyschalen und Taschen voller nasser Bikinis und Schwimmwindeln unter dem Arm machen sich die Eltern wieder auf den Heimweg. Fünf Termine stehen noch an. Tanja empfiehlt, danach entweder weitere Kurse zu besuchen oder regelmäßig privat ins Hallenbad zu gehen. Auf diese Weise können die Babys die Sicherheit behalten, die sie im Anfängerkurs gelernt haben.

Die nächsten Baby- und Kleinkinderschwimmkurse des Eltern-Kind-Zentrums beginnen bereits im April. Anmeldungen sind ab 3. März telefonisch unter 04852 61322 möglich.