Im ersten Stockwerk der Tiroler Fachberufsschule (TFBS) Lienz wurden am Mittwoch, 26. Februar, gegen Mittag nicht Schüler:innen unterrichtet, sondern fünf Lehrpersonen. Sie beschäftigen sich künftig in einem neu installierten MINT-Lab – fachlich angeleitet von Experten rund um Christophe Barlieb und Florian Weininger – mit der Verschmelzung zwischen klassischem Handwerk und Digitalisierung. Stichworte sind: Cyber-Craft, KI und Mixed Reality.
Christophe Barlieb ist Professor an der Fakultät für Architektur der Technischen Hochschule in Regensburg, er lehrt dort Entwerfen und Konstruieren in virtueller und erweiterter Realität. Der Abraham-Schüler wird künftig auch öfter in Lienz anzutreffen sein und seine Erfahrungen aus dem von ihm ins Leben gerufenen „CyberKraft Colleg“ an Lehrende aber auch handwerkliche Professionisten und Schüler:innen vor Ort weitergeben.
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Mit einer VR-Brillen auf dem Kopf und Holzbalken in der Hand gewann an diesem Mittwoch in der Berufsschule auch Bildungslandesrätin Cornelia Hagele einen ersten Eindruck vom virtuellen Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. An einen „Thermomix der Technik“ fühlte sie sich erinnert, als durch die VR-Brille sichtbar wurde, wo genau die Holzbalken liegen müssen, damit der Turm stabil in die Höhe wächst.
Seit einer Woche laufen im neuen Lienzer MINT-Lab eine Reihe von Workshops. Das Projekt wurde im Rahmen der MINT-Offensive der Tiroler Landesregierung realisiert. Aktuell werden Bildungsregionen ausgebaut und Labore („Labs“) flächendeckend in allen Tiroler Bezirken initiiert, um vor allem bei jungen Menschen das Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu wecken. „Der Ausbau der MINT-Bildung ist ein entscheidender Faktor, um die Fachkräfte von morgen zu fördern“, so Hagele. Im Vorjahr stellte das Land 470.000 Euro für diese Offensive bereit, heuer folgen noch einmal 150.000 Euro.
Die Kosten für das Labor in Lienz belaufen sich auf 80.000 Euro, die das Land, die Wirtschaftskammer, die Innos, die Osttiroler Investment GmbH, das RMO und die Bildungsdirektion Tirol über ein EU-gefördertes LEADER-Projekt zur Verfügung stellen. Die Wirtschaftskammer beteiligt sich an diesem Projekt laut Bezirksstellenleiter Johann Kollreider aus „innerster Überzeugung“. Das MINT-Lab an der TFBS Lienz sei ein tolles Beispiel für die gelungene Vernetzung von Schule, Wirtschaft und Digitalisierung. Kollreider: „In Osttirol, einem Gebiet, in dem Handwerk und Tradition eine bedeutende Rolle spielen, ist es besonders wichtig, junge Menschen für die Chancen der Digitalisierung zu sensibilisieren.“
Beheimatet in der Fachberufsschule, ermöglicht das MINT-Lab vor allem den rund 270 Osttiroler Berufsschülern praxisnahe Einblicke in die digitale und virtuelle Weiterentwicklung handwerklicher Berufe. „Diese Erfahrungen sind für die berufliche Zukunft von unschätzbarem Wert“, betont Direktor Klaus Oberegger. Auch Mittelschulen werden zukünftig eingeladen, ihren Schüler:innen der dritten und vierten Klassen im Mint-Lab der TFBS Forschung und Innovation näher zu bringen. „In unseren Workshops werden die jungen Menschen in kleinen Gruppen angeleitet, um in praxisorientierten Projekten mit Anwendung von Künstlicher Intelligenz und dem Design von Mixed Reality-Erlebnissen innovative Lösungen zu entwickeln,“ erklärt der Schulleiter.
Betreut werden die Schüler:innen von jenen Lehrpersonen, die aktuell geschult werden. In Zukunft soll das Angebot weiter ausgebaut werden. „Osttirol soll ein Ort sein, an dem Technik, Handwerk und Digitalisierung aufeinandertrefen“, sagt Innos-Geschäftsführer Reinhard Lobenwein und ergänzt: „Die Workshops zu Cyber-Craft, KI und Mixed Reality sind nur der Anfang. Wir möchten auch in Zukunft gemeinsam mit den Bildungseinrichtungen und der Wirtschaft die digitale Transformation vorantreiben.“
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