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Foto: Österreichisches Bundesheer

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Bundesheer: Europa befindet sich im Kriegszustand

Das Gesetz des Stärkeren feiert Renaissance und Cyberangriffe nehmen zu. Gefragt ist Resilienz.

„Wir befinden uns in Europa bereits im Kriegszustand.“ Mit diesen Worten leitete Brigadier Roland Vartok die Präsentation des „Risikobilds 2025“ des österreichischen Verteidigungsministeriums am Montag ein. Konkret meinte Vartok hybride Kriegsführung. „Wir bewegen uns in extrem unsicheren Zeiten.“ Nachbar von NATO-Staaten zu sein, sei als Sicherheitsstrategie unzureichend. „Wir sind keine Insel der Seligen“, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

„Eine Eskalation des Krieges in der Ukraine ist nach wie vor nicht auszuschließen“, betonte der Leiter der Direktion Verteidigungspolitik und internationale Beziehungen bei der Veranstaltung im Raiffeisen-Forum in Wien. Dabei müsse auch eine Ausweitung der Kriegshandlungen auf Europa mitbedacht werden. Der Bundesheer-Experte verwies auf entsprechende Drohungen Russlands gegen das Baltikum sowie auf mehrere Drohneneinschläge und Luftraumverletzungen im europäischen Raum seit Beginn des russischen Angriffskriegs. Ein Angriff auf Österreich durch einen Bomber „wird nicht passieren“. Aber der massive Einsatz von Drohnen und Raketen durch Russland „könnte unsere Sicherheit gefährden“.

„Eine Eskalation des Krieges in der Ukraine ist nach wie vor nicht auszuschließen.“

Brigadier Roland Vartok

Zusätzlich drohten Cyberangriffe und Desinformation mit dem Ziel, Wahlen zu beeinflussen, die Kohäsion zu schwächen und das Vertrauen in Demokratien zu stören. Die Zahl der Cyberangriffe nehme zu, so Vartok. Cyberangriffe zur Lahmlegung von Kommunikationsnetzwerken und zur Zerstörung kritischer Infrastruktur seien in Zukunft vermehrt zu erwarten. Eine weitere Bedrohung sei Spionage, auch um im sicherheits- und verteidigungspolitischen Bereich Wissen zu generieren und gezielte hybride Maßnahmen zu setzen. Österreich sei hier als Amtssitz internationaler Organisationen verstärkt Ziel.

Außerdem drohten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg Auswirkungen wie steigende Energiepreise und Migration, die von Russland gezielt gesteuert werde. Die Anzahl der Menschen auf der Flucht sei „weltweit so hoch wie nie zuvor“. Abkommen mit afrikanischen Staaten im Kampf gegen Schlepper seien bisher „nicht von Erfolg gekrönt“.

Auf Europa könnte aber noch eine weitere Flüchtlingswelle angeheizt durch den Flächenbrand im Nahen und Mittleren Osten zukommen. Auch eine Verschärfung des Konflikts in Nahost sei nicht auszuschließen, sagte Vartok. Es gebe eine extrem hohe Opferzahl in der Zivilbevölkerung, die sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen fühle und die auch von manchen Akteuren bewusst in Kauf genommen werde, um zusätzlich für Instabilität zu sorgen.

„Europa und Österreich sind nicht mehr so sicher, wie in der EU-Globalstrategie 2015 angenommen.“

Brigadier Roland Vartok

Zusammenfassend erklärte Vartok: Europa und Österreich seien nicht mehr so sicher wie in der EU-Globalstrategie 2015 angenommen. Die Hoffnung auf eine westliche regelbasierte Weltordnung werde nicht erfüllt werden. Stattdessen scheine das „Gesetz des Stärkeren“ Renaissance zu feiern. Es bedürfe großer gesamtstaatlicher Anstrengungen sowie im Rahmen der EU: „Das Herstellen einer ausreichenden Resilienz ist das Maß aller Dinge.“ Die EU sei in der Lage, sich dieser Aufgabe zu stellen. Doch „Resilienz beginnt zuhause.“ Das „Credo lautet Kooperation“.

„Wir müssen uns vorbereiten“, betonte auch Tanner. Österreich habe schon Schritte gesetzt. Der Aufbauplan 2032+ sei in Umsetzung. „Wir haben auch die Aufgabe als Bundesheer, sich in Zukunft hier einzubringen“, sagte die Ministerin. In der anschließenden Paneldiskussion sprachen Experten über die Auswirkungen der US-Politik unter dem neuen Präsidenten Donald Trump auf Europa.

„Wir müssen als Europäer erwachsen werden.“

Michael Karnitschnig, Generalsekretariat der EU-Kommission

Michael Karnitschnig, Direktor für Außenbeziehungen im Generalsekretariat der EU-Kommission, betonte: „Wir müssen als Europäer erwachsen werden.“ Europa könne nicht darauf hoffen, dass Amerika „eine Vollkaskoversicherung für Europa“ abschließt. Für Brüssel gehe es darum, gemeinsam zu definieren, „was wir brauchen“. Aktuell gebe es in Europa hunderte Waffensysteme, die inkompatibel seien.

Es gehe um den Aufbau fehlender Kapazitäten und Transportmöglichkeiten, Computersysteme, Synergien, gemeinsamen Grenzschutz und den Schutz kritischer Infrastruktur wie Unterseekabel. Er sehe dabei die Frage, ob ein Land „neutral oder nicht neutral“ sei, „nicht so super relevant an“. Im EU-Mehrjahresbudget werden die Verteidigungsausgaben ein „zentraler Punkt“ sein, kündigte er an. Trump selbst diagnostizierte Karnitschnig eine „Obsession mit Deals“, die offenbar daher rühre, dass Trump bei einem Deal „gelegt worden“ sei.

Auch die Journalistin und frühere USA-Korrespondentin des ORF Hannelore Veit sprach die Unberechenbarkeit Trumps an. Die USA seien ein wesentlicher Faktor und in vielen Kommandofunktionen der NATO führend, ergänzte Generalleutnant Bruno Hofbauer. Die Frage sei: „Wollen die Amerikaner wirklich alles aufgeben, oder wollen sie nur die Europäer zu mehr Investitionen (in die amerikanische Rüstungsindustrie) bewegen?“ Er erwartet, dass weiterhin US-Truppen in Europa stationiert bleiben, weil Europa als „Hub“ auf dem Weg in den Nahen und Mittleren Osten für die USA existenziell sei.

Der Politologe Peter Filzmaier verwies darauf, dass bis zum Jahr 2027 keine größere Wahl anstehe. Dieses Zeitfenster sei eine Chance zur Erstellung einer umfassenden Sicherheitsstrategie.

12 Postings

wolf_C
gestern

vernünftig wäre sich vor der Gefahr zu schützen; nit so vernünftig, die Gefahr nit zu erkennen - beim Richtigen gibt es keine Wahl

 
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TW-WU
gestern

- Nowitschok-Attentate (zb in grossbritannien, damals noch bei der EU) wo ein unschuldiger EU-Bürger ermordet wurde - Auftragsmorde an dissidenten auch auf eu-gebiet - Zahlreiche Anschläge auf staatliche infrastruktur (Stromnetz, unterseekabel) die alle eu-Bürger mitbezahlen müssen - Wahlbeeinflussung durch russische trollfarmen - Putins cyber-crime-konzernen, die Milliardenumsätze machen und täglich mittlerweile mehrere tausend firmen in Europa angreifen und die Wirtschaft schädigen,...

Was will man sich denn von dem massenmörder und kriegsverbrecher noch alles gefallen lassen?

"Jetzt läuft die Jagd auf Putins Lieblingshacker... Seit Jahren attackiert die Ransomware-Bande LockBit scheinbar unaufhaltsam Ziele im Westen und richtet dabei Schäden in Milliardenhöhe an..."

https://www.watson.ch/digital/wirtschaft/298687433-lockbit-der-russische-cyberkriminelle-der-den-westen-terrorisiert

 
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Franz Brugger
gestern

Wenn Politik zu Deals verkommt fürchte ich um die Zukunft.

Ein kleines Land wie Österreich hat keinen grossen "Einsatz" zu bieten. Unsere Chancen in unruhigeren Zeiten sind größer, wenn sich die EU, RestNATO (falls Trump aussteigt) an Werten orientiert.

 
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wolf_C
gestern

Es ist verantwortungslos, wenn hier jemand NEUTRALITÄT als SICHERHEIT zu verkaufen versucht; und wenn jemand SICHERHEIT bevorzugt, so bedeutet das bitte noch lange nicht die Aufgabe der FREIHEIT.

 
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juchehh
gestern

Sollen sie doch.Präsidenten ,Kanzler, Minister und deren Söhne und Enkel an vorderster Front in den Krieg ziehen. Ich wette dann hört die Kriegsrethorik bald auf.

 
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    Freizeit
    gestern

    ........mein DANK an "juchee" und "calimero"

     
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    Franz Brugger
    gestern

    Sie meinen da wohl Putin und seine Vasallen?

     
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Calimero
gestern

Da höre ich aber wiedereinmal im Hintergrund die Waffenindustrie. Wenn ich lese, "der Ukrainekrieg könnte sich auf ganz Europa ausweiten"....da frage ich mich, was tut die EU dagegen? Immer mehr Waffen an Selensky zu liefern soll die Lösung sein? Für die Waffenindustrie natürlich ein Bombengeschäft, aber mit vernünftiger Politik hat das alles nichts zu tun. Die Ukraine wird Gebiete abgeben müssen, die NATO wird sich zurückziehen müssen, wie einst Chruschtow mit seinen Raketen in Kuba. Kompromisse die schmerzen, jedoch unzählige Leben retten. Aber derzeit herrscht das Narrativ je mehr Waffen für die Ukraine, umso schneller ist der Krieg beendet. Geht´s noch dümmer......ist das alles was die Experten zu bieten haben, nix gelernt aus der Vergangenheit, gar nix....

 
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    Hannes Schwarzer
    gestern

    @Calimero: sponsored by Putin !! OK, der Westen gibt die Ukraine (teilweise oder gänzlich) auf....und dann ??? Ach ja, Wladimir ist ja so ein verlässlicher Partner! Hat nicht auch Russland 1994 der Ukraine gemeinsam mit den USA und UK nach Abgabe der Atomwaffen die territoriale Souveränität garantiert? Was ist Putins Wort wert? Mit der Ukraine würde man auch Moldawien, Georgien und die Baltischen Staaten (immerhin EU und NATO Mitglieder) aufgeben...und dann, wonach gelüstet den Kreml-Massenmörder, den Freund der Freiheitlichen (klingt in diesem Zusammenhang ja fast sarkastisch) dann: Polen? Was dann: Trumpele bekommt Amerika (N/S), Putin Europa und der Chinese Asien? Ist das Dein Vorschlag? Na dann Gute Nacht!

     
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    LaraLektora
    gestern

    Gut zu wissen Calimero, das heißt wenn jemand (der auch schon ihren Vorgarten belagert, weil darauf vor 100 Jahren seine Großeltern mal Kaffee getrunken haben) in ihr Haus einbricht, dann geben Sie der Person ohne Umschweife Teile des Hauses und falls sie Kinder haben auch noch die dazu. Die Nachbarn würden Sie auch nie um Verteidigungshilfe bitten, weil das grenzt ja an Provokation des Angreifers, der sich schon die Schläger aus den Nachbarorten zur Hilfe geholt hab. Natürlich sind dann auch Sie persönlich Schuld daran wenn sich die Industrie daran verdient, dass sie sich verteidigen.

     
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    Georg Elser
    gestern

    Die Vergangenheit hat uns gelehrt , den Angegriffenen zu helfen , gerade mit Waffen , die dienen der Verteidigung gegen den Aggressor. Die USA hat 1941 die Sowjets,GB und andere Nationen , massiv mit Waffen , Energie, Rohstoffe und ganze Fabriken ausgerüstet , ohne diese Hilfe , hätten wir eine andere Geschichte . Das alles vor dem Eintritt der USA ,in den von Nazi Deutschland angefangenen Angriffs Krieg .

    Die EU beliefert nicht den Präsidenten der Ukraine , sondern das Land das sich gerade gegen einen sehr aggressiven Faschistischen Staat verteidigt , der täglich massive Kriegsverbrechen begeht .Die Russen veröffentlichen sogar ihre Verbrechen , filmen sich selber dabei .

    Wo soll sich die NATO zurück ziehen ? Ausn Baltikum , Polen , Rumänien oder Finnland ? Die Länder, haben von sich aus einen Antrag gestellt , der NATO beizutreten .

    Vielleicht sollten sie mal in Moskau anklopfen , was die Hybride Kriegsführung gegen die EU soll . Europa hat sehr lange freundlich zugeschaut , es gab sogar militärische Zusammenarbeit . Weiteres , gab es stundenlange Gespräche von Macron ,Scholz und US Diplomaten , es gibt Sanktionen , Gespräche über China ,Indien, Türkei , Arabien , immer einen Draht , sonst gäbe es ja auch keinen Gefangenen Austausch. Putin will keine Ukraine , keine ukrainische Sprache , keine ukrainische Kultur , und erst recht nicht , eine Ukraine die westliche Werte lebt .

     
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    Kapatieme
    vor 22 Stunden

    Ich glaube der lustige Calimero will nur provozieren! Ich sehe keinen brauchbaren Vorschlag in seinem Posting! Keine Waffen ( vor allem Abwehrwaffen) für die Ukraine heisst auch Raketen auf Kinderheime, Krankenhäuser, Infrastruktur usw..Der Russe macht keine Unterschiede dabei. Ausserdem haben wir gesehen was er in den besetzten Gebieten anrichtet.. Bachmut ec... Alle Mitglieder sind der Nato auf eigenes Ansuchen freiwillig beigetreten und werden es auch bleiben. Und auch Trump hat ein Ablaufdatum. Er wird an seine Grenzen stossen , ganz bestimmt!

     
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