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Gibt es einen besseren Weg über den Plöckenpass? Foto: Expa/Groder

Gibt es einen besseren Weg über den Plöckenpass? Foto: Expa/Groder

Plöckenpass: Diskussion mit wenig Realitätsbezug

Es wird viel über Tunnel und wenig über eine alternative Passstraße gesprochen. Leserbrief der Initiative Stop Transit.

Es verwundert schon sehr, dass zu Veranstaltungen im Gailtal zum Thema Plöckenpasssperre als politische Vertreter aus Italien fast immer nur der Tunnelbefürworter von der Partei LEGA, der Regionalratsvizepräsident Stefano Mazzolini, eingeladen wird, nicht aber Vertreter der Opposition im Regionalrat, die Tunnel-Lösungen skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. 

In Kötschach-Mauthen war am 20. Jänner ausnahmsweise aber auch einmal die zuständige Landesrätin Cristina Amirante dabei, die nicht nur verkündete, dass noch keine Entscheidung für eine der drei Varianten (alternative Passstrecke, Basis- oder Scheiteltunnel) gefallen sei, sondern dass vom kommenden Wochenende an jeweils an den Wochenenden die Straße für PKW bis zur vollständigen Freigabe Ende März, allenfalls bis Mitte April, geöffnet sei. 

Der Kärntner Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) berichtete, dass für den Variantenvergleich drei Beratungsunternehmen herangezogen worden seien, darunter eine Tiroler Niederlassung der Bernard-Gruppe in Hall und das Büro Puntel in Bruneck. 

Als der Leiter der Straßenbauabteilung in der Kärntner Landesregierung im Auftrag von LHstv. Martin Gruber den Zeitablauf für eine Tunnelplanung schilderte, blieb manchem der Zuhörer der Mund offen: Zunächst brauche es eine Entscheidung für eine der Varianten, dann müsse als Nächstes die Finanzierung gesichert sein, bevor mit der Planung für einen Scheiteltunnel (circa 4-5 Jahre) und anschließend mit dem Bau (ebenfalls etwa 5 Jahre) begonnen werden könne. Dazu kämen noch weitere zeitliche Unwägbarkeiten, wie Umweltverträglichkeitsprüfungen, Einsprüche von Anrainern und Bürgerinitiativen usw. 

Bei den beiden von Mazzolini im Namen der LEGA organisierten Veranstaltungen in Tolmezzo und Paluzza am 17. Jänner 2025 wurde laut italienischen Medienberichten ein Vertreter der Bernard-Gruppe zitiert, der auch die Variante einer alternativen Passstraße in Erwägung gezogen hatte, doch sei er sofort darauf hingewiesen worden, dass auch diese Variante von Naturgefahren bedroht sei. 

Dass auch eine Scheiteltunnel-Variante zumindest auf den Zulaufstrecken von Naturgefahren wie auch im übrigen Alpenraum gefährdet ist, dass gerade im Bereich der Karnischen Alpen eine erhöhte Erdbebengefahr (die Störungszone der periadriatischen Naht, z.B. schweres Erdbeben in Friaul 1976) gegeben ist und damit auch Verwerfungen im Tunnel auftreten können, die zu langen Tunnelsperren führen können, hört man von den Tunnel-Befürwortern nie, zumindest nicht öffentlich. 

Bereits am 4. Februar 2024 warnte Maurizio Ponton, Dozent für Geologie an der Universität Triest, vor einer Tunnelbohrung, weil damit der für die Trinkwasserversorgung des But-Tales bis nach Tolmezzo hinunter wichtige Wasserkörper gestört werden könnte. Der Präsident der Secab, die drei Wasserkraftwerke betreibt, Ennio Pittino, warnte in Paluzza bei der Veranstaltung am 17. Jänner laut davor, „den Wasserkörper abzufangen, der unterhalb der Marinelli-Hütte beginnt und in die lebenswichtige Fontanon-Quelle mündet, eine Quelle, die eine wichtige Wasserleitung für das gesamte Tal bis nach Tolmezzo speist“. 

Die Frage, warum der zwischen Kärnten, der Region-Friaul-Julisch-Venetien und der ANAS im Jahr 2016 vereinbarte Sicherheitsausbau der Plöckenstraße, der auf italienischer Seite 2017 im Ausmaß von 63 Millionen Euro ausfinanziert war und bis 2020 abgeschlossen hätte sein sollen, nicht durchgeführt wurde, wurde bei der Veranstaltung am 20. Jänner in Kötschach-Mauthen nicht angesprochen, obwohl die Leiterin des Aktuellen Dienstes des ORF Kärnten um die Klärung dieser Frage im Vorfeld angefragt hatte. 

Die ehemalige Regionspräsidentin Debora Serracchiani, nunmehrige Abgeordnete in Rom, kritisierte in einer dringlichen Anfrage an das zuständige Infrastrukturministerium in Rom Ende Dezember 2023 nach dem Felssturz, dass dieser Sicherheitsausbau nicht durchgeführt wurde, der auch die Sicherung der Felswände vom Kleinen Pal, von dem der Felssturz am 1. Dezember 2023 abging, vorgesehen hätte. 

Offenbar geht diese Untätigkeit auf den Regierungswechsel von Partito Democratico auf die LEGA im Jahre 2018 zurück. Die Finanzierung eines Scheiteltunnels, der laut LHStv. im Vergleichszeitraum Kosten von über 500 Millionen Euro verursachen würde, steht in den Sternen, denn weder das im Österreich-Vergleich höchstverschuldete Bundesland Kärnten, noch der Bund, der massiv sparen muss, haben Geld für einen Tunnelbau. 

Alles hängt jetzt davon ab, ob die Finanzierung durch die EU erfolgen könne, die aber höchstens 30 Prozent mittels CEF finanziert. Das Tunnelprojekt scheint nicht einmal in der heuer veröffentlichten aktuellen Liste für die prioritären Infrastrukturprojekte im Weißbuch für die Region Friaul-Julisch Venetien auf (erstellt von Uniontrasporti, Teilorganisation der Handelskammern), geschweige denn in Listen der EU-Förderstellen. 

Der von einem Tunnel induzierte Mehrverkehr würde massive Folgeinvestitionen an der Straßeninfrastruktur  in Kärnten und Tirol (Umfahrung Kötschach-Mauthen, Gailberg-Ausbau, B100-Ausbau, Großumfahrung Lienz, Umfahrung Kitzbühel etc.) erzwingen, der nicht durch die EU gefördert würde. 

Regionalratsvizepräsident Mazzolini soll sich laut Medienberichten am 17. Jänner in Friaul zu der Behauptung verstiegen haben, dass der Tunnel für Lkw gesperrt sein würde, obwohl er selbst wenige Tage nach dem Felssturz im Dezember 2023 einen Tunnel gefordert hatte, der für Lkw reserviert sein könnte, und zusätzlich noch eine Passstraße. 

Der Tunnel solle laut Mazzolini nicht nur den Berggebieten, sondern der ganzen Region dienen. Im Hafen von Triest, der auch Zielhafen der neuen chinesischen Seidenstraße auf dem Seeweg sein sollte, wird gerade die Mole VIII für große Containerschiffe gebaut, die zwanzigtausend und mehr Standard-Container transportieren können. 

Die Opposition im Regionalrat ist  für die Passstraßen-Variante und selbst der ehemalige Basistunnel-Befürworter Ex-Landesrat Diego Carpenedo, sprach sich als beigezogener Experte in der zuständigen Kommission IV am 4. April 2024 für die alternative Passstraße als günstigere Lösung anstelle von Tunnel-Varianten aus, ebenso wie die Experten der Ingenieursvereinigung von Udine Ende Jänner 2024. 

Initiative Stop Transit - Osttirol
Sprecher Mag. Gerhard Unterweger

4 Postings

gemeiner Waldkauz
vor 22 Stunden

Die Tunnel Diskussion wird nur von einer Volkspartei geführt um politisches Kleingeld zu schlagen. Alles Zeitverschwendung! Die Plöckenpass-Strasse passt so wie sie ist.

 
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    Her Anonym
    vor 18 Stunden

    Du glaubst doch nicht im ernst das diese immer noch katastrophale Straße jetzt so bleibt wie sie ist .... ein Tunnel wird es dort brauchen . Da wird noch mehr runter kommen! Irgendwann sind halt Menschen darunter.

     
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      karlheinz
      vor 18 Stunden

      Ich denke Gefahren lauern überall und auch in einem Tunnel. Traurige Beispiele gibt es genug. Hoffen wir das Beste.

       
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      varaderox
      vor 10 Stunden

      Also ich find sie so wie sie ist super!

       
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