Er hat es Ende November bei einer Buchpräsentation in Lienz bereits angekündigt: Der Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer und sein Team rufen das „Jahr der Isel“ aus und wollen heuer mit einer ganzen Reihe von Aktivitäten und viel Information einem Fluss die Ehre geben, den nicht nur der Umweltanwalt als Persönlichkeit begreift. Im unten stehenden Gastbeitrag formuliert Johannes Kostenzer sehr schön, worum es bei dieser ganz speziellen Hommage an einen Fluss geht. Es ist die besondere Beziehung, die Menschen zu einem, zu „ihrem“ Fluss aufbauen können.
Wer je längere Zeit am Ufer eines Flusses verbracht hat, spürt diese besondere Qualität des Fließenden, des „panta rhei“ (alles fließt), das auf den griechischen Philosophen Heraklith zurückgeht. 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung dachte er über das Werden und Vergehen nach: „Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.“ Man steigt nie zweimal in denselben Fluss und doch sind Flüsse wie die Isel ein Kontinuum, etwas, das bleibt und – hoffentlich! – niemals aufhört zu fließen und damit unsere Lebenswelt prägt und belebt.
Die Isel spricht
Vor wenigen Wochen saß ich an der Mündung der Schwarzach in die Isel und schaute ins Tal. Wild und turbulent verwoben sich die Wasser, lautstark verschafften sie sich auch Gehör. Kaum dass man in die Nähe der Isel kommt, ist sie sehr präsent. Kein Zweifel, wer da das Sagen hat. Und wenn man so an ihrem Ufer sich aufhält, ihr lauscht, mag es manchmal erscheinen, als ob sie eine Geschichte erzählen würde. Von ihrer Herkunft, von den Steinen die sie umfloss, das Holz das sie mitgenommen hat. Die Isel aber spricht nicht nur mit uns, sie hört auch zu. Ob Liebesfreude oder Leid, ob Familiengeschichten oder Ärger, die Isel ist da und hört. Und nimmt die Geschichten mit sich mit, lässt sie auf den Wellen schaukeln oder verschluckt sie, dahin.
Was ist nun das Besondere an dieser Isel? Lassen wir die naturwissenschaftlichen, ökologischen Aspekte wie letzter frei fließender Gletscherfluss, Referenz für alpine Fließgewässer, etc. einmal beiseite, dann kommen wir sehr rasch zu den Osttiroler:innen, die entlang der Isel wohnen und arbeiten. Wie viele durfte ich kennenlernen, die irgendwann von ihren Isel-Begegnungen gesprochen haben!
Da habe ich bemerkt, dass es vielen so geht, dass da so etwas wie eine Beziehung besteht, zwischen Menschen und der Isel. Da wird nicht viel darüber gesprochen, allenfalls gibt es ein Lied dazu oder eine Zeichnung, eine Schnitzerei oder ein Bankl. Die Beziehung mit der Isel ist nämlich etwas sehr Persönliches. Auch etwas, das Respekt verlangt. Denn wer sagt schon von sich selbst, dass er oder sie zu einem Fluss spricht? Oder dass es einem gut tut, schweigsam am Ufer zu sitzen oder zu gehen? Und doch, es sind Beziehungsgeschichten, die sich da auftun.
Das Jahr 2025 hat gerade begonnen und zahlreiche Unsicherheiten, Herausforderungen und Veränderungen stürzen über die Nachrichten auf uns ein. Umso wichtiger erscheint es mir, dass wir auch die leisen Stimmen hören - die Stimme der Isel und jener, die von diesem Fluss erzählen können.
Dafür soll Raum sein. Neudeutsch würde man vielleicht „safe space“ sagen. Früher hätte man gesagt „ein Stammtisch in der Stube“, an dem für alle Platz ist, die etwas von und zur Isel sagen möchten. Von Begegnungen, Inspirationen und gefährlichen Erlebnissen. All dem soll das Jahr der Isel Raum geben, der auch für Sie, liebe Leser:innen, bestimmt ist – online und offline. Lesen Sie hier nicht nur von all diesen Erzählungen, sondern teilen Sie auch Ihre. Fassen Sie Mut, trauen Sie sich, erzählen Sie oder schreiben Sie uns von Ihren Isel-Erlebnissen!
Johannes Kostenzer, Tiroler Umweltanwalt
Liebe Leserinnen und Leser, was fällt Ihnen zum Thema „Isel“ ein? Ein Gedicht, ein Foto, ein Video, ein Text oder vielleicht sogar ein Lied? Schicken Sie Ihren Beitrag per Mail an die Tiroler Umweltanwaltschaft, die für die Isel eine eigene Website eingerichtet hat: www.die-isel.at. Dolomitenstadt.at wird als Medienpartner der Umweltanwaltschaft die besten Beiträge veröffentlichen und im Iseljahr 2025 auch einen eigenen redaktionellen Schwerpunkt setzen.
Ein Posting
Das ist doch einmal eine positive Nachricht in all den derzeitigen Turbulenzen, ein Jahr für die Isel! Ein großes Dankeschön an die Iselfrauen, den Tiroler Umweltanwalt und dem Dolomitenstadt Team!
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