Der deutsche Diskonter Aldi Süd, zu dem in Österreich Hofer gehört, darf seine Dubai-Schokolade nicht mehr verkaufen - wegen möglicher Irreführung, weil nicht in Dubai sondern in der Türkei produziert. Ein deutsches Gericht erließ eine einstweilige Verfügung, die den Verkauf vorläufig verbietet. Restbestände derselben Schoko werden in Österreich aber weiter verkauft, so Hofer zur APA.
Laut Hofer-Website ist die Ware zwar „nicht mehr erhältlich“ - zurückgerufen worden sei sie aber nicht, betonte die Firma am Dienstag. „Die einstweilige Verfügung betrifft Aldi Süd in Deutschland und nicht die Hofer KG in Österreich. Aktuell verkauft Hofer noch Restbestände dieses Produkts“, ließ das Unternehmen über eine PR-Agentur wissen.
In Deutschland darf ein Produkt laut dem Beschluss des Landgericht Köln, aus dem die deutsche Nachrichtenagentur dpa am Montag zitierte, nur dann als „Dubai-Schokolade“ oder ähnlich bezeichnet werden, wenn es in Dubai hergestellt wurde oder einen sonstigen geografischen Bezug dorthin hat. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Verbraucher irregeführt werden.
Schokolade in der Türkei produziert
Aldi Süd hatte in seinen Filialen ab Dezember die „Alyan Dubai Handmade Chocolate“ angeboten - wie auch Hofer in Österreich. Die Schokolade wurde in der Türkei produziert, wie auf der Rückseite angegeben ist. Aus Sicht des deutschen Gerichts genügt dieser Hinweis jedoch nicht. Wegen der Bezeichnung sei für Verbraucher anzunehmen, „dass das Produkt tatsächlich in Dubai hergestellt und nach Deutschland importiert“ worden sei, heißt es im Beschluss.
Zur Nachfrage, ob Hofer in Österreich den weiteren Verkauf wegen der Vorbehalte in Deutschland überlege, hieß es: „Wir sehen hier keine Irreführung, auf der Rückseite der Verpackung ist klar ersichtlich deklariert, woher das Produkt stammt.“ Barbara Bauer, Juristin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), sagte im APA-Gespräch grundsätzlich zu Fragen womöglich strittiger Produktbezeichnungen, dass es seitens des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) Rechtssprechung gebe, wonach richtige Angaben auf der Rückseite, die meist kleiner geschrieben sind, mögliche irreführende Angaben von der Vorderseite nicht beseitigen.
Beispielhaft erwähnte die VKI-Juristin Mozartkugeln: „Salzburger“ könne man bei jenen aus Grödig nach dem Verkauf der dortigen Produktion ins Ausland wohl nicht mehr draufschreiben, wenn diese Mozartkugeln nicht mehr in Salzburg produziert werden. Grundsätzlich hielt sie fest: „Es darf nicht der Anschein erweckt werden, dass etwas aus einem bestimmten Land stammt, wenn es keinen Bezug gibt.“ Mozartkugeln selbst sei ein Gattungsbegriff, kein geografischer Hinweis. Wie das bei Dubai-Schokolade ist, ist nicht endgültig geklärt, zeigt sich auch in Deutschland.
Dort geklagt hatte der Süßwarenimporteur Andreas Wilmers, der in Dubai hergestellte Schokolade der Marke Fex in Deutschland verkauft. Im Wiederholungsfall droht Aldi Süd ein Ordnungsgeld. Der Diskonter wollte sich auf Nachfrage der dpa nicht zu dem Fall äußern. Der Beschluss ist bisher nicht rechtskräftig, Aldi Süd kann noch Widerspruch einlegen.
Hersteller: Keine Herkunftsbezeichnung
Wilmers hatte im Dezember - wegen des Verkaufs von Dubai-Schokolade - auch den Diskonter Lidl und den Süßwarenhersteller Lindt abgemahnt. Bei diesen Verfahren gibt es bisher noch keine Entscheidung.
Lindt hatte daraufhin erklärt, der Begriff „Dubai Schokolade“ stehe als Sortenbezeichnung für Schokolade mit der typischen Pistazien-Kadayif-Füllung und nicht für Schokolade, die aus Dubai stamme. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie teilte mit, Dubai-Schokolade dürfe auf der ganzen Welt hergestellt werden.
Um die mit Pistaziencreme und knusprigen Teigfäden gefüllte Schokolade war zuletzt in gewissen Bevölkerungsteilen ein Hype entstanden. Ihren Aufstieg verdankt die Süßigkeit auch Sozialen Medien wie Instagram und Tiktok. In vielen Geschäften war die Schokolade im Dezember schnell ausverkauft. In den vergangenen Monaten wurden die Tafeln auch in anderen Geschäften als Aldi oder Hofer, etwa auch in Lindt-Shops in Deutschland verkauft. Die Schokolade sorgte für Warteschlangen vor Geschäften und Weiterverkäufe im Internet zu überhöhten Preisen.
Dieser Artikel wurde am 14. Jänner um 17.00 Uhr aktualisiert.
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