Nachdem am Sonntag bei einer Volksbefragung in Kärnten eine knappe Mehrheit von 51,55 Prozent für ein Windradverbot gestimmt hat, sind seitens der Politik „überparteiliche Gespräche“ angekündigt worden. Vertreter aus Wirtschaft und Industrie wollen unterdessen „keine Kursänderung“ in der Energiepolitik und warnen vor steigenden Strompreisen.
„Kärnten braucht einen ausgewogenen, erneuerbaren Energiemix“, teilte Wirtschafts- und Energielandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) in einem Social-Media-Posting mit. Das knappe Ergebnis sei ein Signal, „die Anliegen und Sorgen beider Seiten ernst zu nehmen“, weshalb es gelte, „gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden, welche beide Sichtweisen berücksichtigt“. Es gehe schließlich darum, die Versorgungssicherheit in Kärnten zu gewährleisten und die Abhängigkeit von „teuren Energieimporten aus dem Ausland“ zu reduzieren.
„De facto unentschieden“
Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl meinte in einer Aussendung, die Volksbefragung sei „de facto unentschieden“ ausgegangen. Und er übte Kritik an FPÖ und Team Kärnten: Den Initiatoren sei es dabei „weder um die Unberührtheit der Kärntner Natur gegangen noch um einen sachdienlichen Beitrag zur Kärntner Energiepolitik, sondern ausschließlich um einen parteipolitischen Willkürakt“. Bürgerinnen und Bürger seien „teils mit haarsträubenden Fehlinformationen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu den Abstimmungsurnen gelockt worden“. Eine Kursänderung der Wirtschaft werde es nicht geben, versicherte Mandl: „Wir werden weiterhin alles unternehmen, um einen Umbau unserer Energieversorgung weg von fossilen Energieträgern hin zu Erneuerbaren zu forcieren.“
Ähnlich lautete die Stellungnahme der Industriellenvereinigung (IV) Kärnten: „Wir respektieren das Ergebnis der Volksbefragung, sehen darin aber keine grundsätzliche Ablehnung neuer Technologien in Kärnten“, so IV-Präsident Timo Springer. Gerade im Winter, wenn die Sonnenstunden begrenzt sind, biete die Windenergie eine „verlässliche und notwendige Ergänzung im Energiemix“. Der Strombedarf der energieintensiven Industrie werde sich in Kärnten bis 2040 voraussichtlich verdoppeln - ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Erdgas werde nur gelingen, wenn die Erneuerbaren konsequent ausgebaut würden.
„Populistisch kampagnisierte Volksbefragung“
Laut Ansicht des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) hat die Volksbefragung in Kärnten kein klares Votum gegen Windkraft geliefert. Bei einer Beteiligung von knapp 35 Prozent habe sich die überwiegende Mehrheit von 65 Prozent nicht positioniert. „Klar geworden ist jedoch, dass eine aufgeladene und populistisch kampagnisierte Volksbefragung die differenzierte und verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit der Zukunft unserer Energieversorgung nicht ersetzen kann“, so EEÖ-Geschäftsführerin Martina Prechtl-Grundnig.
Alpenverein sieht Politik in der Verantwortung
Anders hingegen die Reaktion des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV). „Dieses Ergebnis zeigt, dass der Schutz der alpinen Natur einem Großteil der Kärntnerinnen und Kärntner wichtig ist“, erklärte Generalsekretär Clemens Matt in einer Aussendung. Die Politik sei nun in der Pflicht, „verantwortungsvoll mit der Bergwelt umzugehen.“ Der Ausbau erneuerbarer Energien sei notwendig, dürfe aber „nicht auf Kosten des Naturschutzes geschehen.“ Das knappe Resultat zeige aber auch, dass es keine einfachen Antworten gibt. „Unsere Position bleibt klar: Wir sind nicht gegen Windkraft per se, sondern dafür, dass ihre Standorte mit Bedacht gewählt werden, um sensible Naturräume zu schützen“, betonte Matt.
Auch der erste Vorsitzende des ÖAV-Landesverbandes Kärnten, Werner Radl, fordert die Landesregierung auf, „verantwortungsvoll mit dem Ergebnis umzugehen“. „Der Ausbau von Windkraftanlagen auf Bergen und Almen bedeutet einen gravierenden Eingriff in sensible Ökosysteme in den Bergen und in das Landschaftsbild“, gab er unter anderem zu bedenken.
17 Postings
Warum nicht den Ansatz verfolgen, Strom zu sparen, zum Beispiel durch gestaffelte Strompreise – beispielsweise bis 3.000 kWh pro Jahr und Familie zu normalen Preisen, darüber hinaus deutlich teurer? (Wohlhabende bzw. Reiche haben einen unverhältnismäßig großen CO2-Fußabdruck; es wäre sozial, sie an den realen Energiekosten zu beteiligen). Warum nicht vernünftige statt pauschale Förderungen. Beispiel Wärmepumpe: Je nach Standort gibt es wirtschaftlichere und nachhaltigere Systeme wie Solarthermie – deutlich höherer Wirkungsgrad, ein einfaches System, das lange hält und wenig Wartung benötigt. Flächendeckend werden nun "Stromheizungen" verbaut. Ist es nicht so, dass erneuerbare Energien den CO2-Ausstoß reduzieren sollen – warum fangen wir nicht mit einfachen Dingen an, wie einem Feuerwerksverbot zu Neujahr? (Verletzte, Störung der Tiere, Müll, Feinstaub..) oder Schluss mit der Herstellung von Wegwerfartikeln wie bspw. Werbezetteln – jede Woche wird ein Irrsinn an Müll produziert (Werbeagentur, Druckkosten, Papierherstellung/Farbe etc., Transport und Entsorgung … Tag für Tag), Verzicht auf Produkte des Alltags, die nur für einen kurzen Gebrauch hergestellt werden und die nicht repairert werden können bzw. so billig sind, dass es sich nicht lohnt ( Kleidung, Spielzeug, Elektronik …). Es gäbe so viele Ansätze. Ich denke, es fehlt derzeit an einem gemeinsamen Verständnis. Wünschenswert wäre mehr Aufklärung und Interesse der breiten Masse an diesen Themen und Politikern, die im Sinne von Gemeinwohl für die Gesellschaft und nicht für Lobbyisten handeln.
@Rollo, Sie verkennen wohl die Realität. Wie soll denn ein Haushalt, der seine Wohnung ausnahmslos nur mit Strom beheizen kann mit 3000 KWh das Auslangen finden? Überdenken Sie nochmals Ihren unsinnigen Gedanke.
@Rollo, diese Kurve zu kratzen heißt Verzicht und das passt leider nicht in die Wirtschaftsmaschinerie und der Politik, die derzeit krampfhaft arbeitsbeschaffende Förderungsmaßnahmen setzt um das System aufrecht zu erhalten. Sobald jemand von Entschleunigung, Verzicht, Einsparungen und Strukturveränderungen redet, oder sich erlaubt zu hinterfragen, wird als nicht mehr gesellschaftsfähig beurteilt.
Obwohl es ein Beitrag zur Stromversorgung ist, schön ist weder ein Windrad, noch ein Kraftwerk und auch kein Solarfeld. Es kommt halt darauf an, wo es am wenigsten stört. Komplett ablehnen ist auch keine Lösung. Was dabei auffällt, viele scheinen dafür zu sein, wenn es woanders steht. Das klassische Florianiprinzip. Jeder hätte gerne Versorgungssicherheit, aber ein Kraftwerk, egal welcher Art, oder ein Speichersee oder eine Stromleitung, das wollen viele nicht. Es wird gegen jedes Bauvorhaben sofort eine Bürgerinitiative gegründet. Es kommt zu endlosen Verzögerungen und drastischen Kostensteigerungen. Lauter leere km, die sich letztlich in einem höheren Preis niederschlagen. Und bei der ach so hochgelobten Energiewende wird nur einseitig auf PV und Windkraft geschaut. Dabei sind diese Stromerzeuger reine Störfaktoren im Netz. Die stark schwankende Produktion muß von anderen Kraftwerken ausgeregelt werden. Doch die Kraftwerke, die das können, haben wir ja schon zugesperrt, ohne wirkungsvolle Alternativen zu haben. Daher kommt der Ausgleich aus dem Ausland. Natürlich zu entsprechenden Kosten, Hauptsache, diese Kraftwerke stehen woanders...
@Steuerzahler, sie reden vielen aus der Seele. Es braucht einen Mix von allen, dann wirds auch funktionieren. Und man muss neue Wege gehen, die das Ganze noch besser zu kompensieren.
Auch bei uns sind Stromausfälle möglich. Sei es Hochwasser, Stürme oder Starkschnee. Genau dann laufen diejenigen Sturm, die gegen alles hetzen, also sich so verhalten, wie oben beschrieben. Panik ist angesagt.
Wir haben nach den Rahmenbedingungen der Länder und des Bundes in Sachen Umwelt- und Naturschutz recht passable Vorgaben mit Ausgewogenheit wobei ja nicht alles in Stein gemeißelt ist und zeitbedingt auch nachjustiert werden kann. Die Wissenschaft zeigt es ja auch auf und die Politik muss den Mut haben, darauf zu reagieren.
Kärntens Windenergiebefragung ist eine momentane Meinungsäußerung die sich leider verfrüht und hauptsächlich wegen magerer Information ergeben hat, den Rest hat die Politik verzapft. Diesmal handelt das Land Tirol verantwortlicher und arbeitet an Grundlagenerhebungen und Werteskala. Zu wünschen wäre das auch für den weiteren Ausbau von PV-Anlagen. Mittels angepasster Bauordnung und Umweltauflagen!
Sonnenenergie über PV nutzbar gemacht ist eine feine Sache, die vorwiegend zur Teilbedeckung des Eigenverbrauchs ideal einsetzbar ist. Im Wohnbereich, Industrie, Gewerbe, Verkehr und in der Infrastruktur. Wir wissen aber, dass die Produktion zeitlich wie wetterbedingt auch Grenzen hat. Ein wenig Ersatz dafür liefern umweltbelastende und giftige aber hochgejubelte Akkus. Eine Dauerversorgung ist auch damit nicht möglich, dafür können auf lange Sicht nur öffentliche organisierte Großversorger garantieren.
Der Irrglaube, dass Sonnenenergie auf PV- oder Windbasis die Probleme löst hat leider dazu geführt, vom Energiespargedanken gänzlich abzulenken, Ideen dazu sind eingeschlafen! Aber wen interessiert es.
Mir fehlen Daten: Was kostet die Errichtung eines Windparks inklusive Straßen und Abbau nach Ablauf der Lebensdauer der Windräder? Wieviel Einnahmen gibt es in dieser Zeit (ohne Förderungen)?
Schon eigenartig, dass es in Großbritanien, Spanien, Deutschland (...) mit den Windrädern zu funktionieren scheint, wenn man sieht, wieviele dort inzwischen betrieben werden. Nur in Österreich scheints nicht möglich zu sein? Man muss ja nicht gleich die Berge damit zupflastern, aber vorallem in Industriegebieten, auf Riesenparkplätzen oder im Bereich von Autobahnen sollte so ein Rad wohl wirklich nicht stören. Dass nur immer alles negativ zerredet werden muss? Aber ohne Energiewende wirds nicht gehen, der erste Schritt wäre aber natürlich immer mal, Strom einzusparen. Wenn man sieht, wie hell z.B. Städte in der Nacht leuchten, da würds wohl wahrlich nur einen Bruchteil dieser Lichter benötigen. Vorallem Gebäudebeleuchtungen, Stiegenhäuser, Tiefgaragen samt Zufahrten, Auslagen usw., die die ganze Nacht leuchten, oft sogar auch bei Tag....wofür?
Liebe Leute!Das Windräder Verbot ist nicht in Ordnung muss man sagen die Menschen wurden nicht richtig aufgeklärt über dss Thema Klimaschutz dazu gehört die E Mobilttät die Windkraft die Photovoltaik Anlagen auch der Schutz des Regenwaldes der Ausbau des ÖPNV und vieles mehr . Als Auskenner der Erneubaren Energie gehörte der Mister der Energiewende erfinder der Balkon Kraftwerke Holger Laudeley eingeladen der die Politiker die Bevölkerung richtig aufklärt finde ich
Schon wieder wird von diesen Flatterstrom-Befürwortern das Ergebnis als unentschieden gewertet. Unentschieden ist solch ein Ausgang von 51,55 zu 48,45 % sicher nicht, aber wohl fast gleich. Beim Sport geht es aber oft um 1Tausendstel (z.B. in der Formel 1) und dieses bestimmt den Sieger. Da spricht aber niemand von einem Unentschieden.
Flatterstrom - genau das ist es, was die meisten vergessen. Er ist meist da, wenn ihn keiner braucht und fehlt dann wenn er notwendig wäre........und trotzdem wird er von 48,45% so geliebt
... immerhin, im Burgenland macht das Flattern mehr Power wie sie verbrauchen, die müssen den sogar verkaufen und kriegen Geld dafür ...
@wolf_C: Sie verstehen den Zusammenhang bzw. den Begriff Flatterstrom nicht. Immerhin haben sie erkannt, daß z.b. im Burgenland - wenn er anfällt - meist zuviel Flatterstrom vorhanden ist. Und richtig, der muß dann sogar verkauft werden, identisch mit zuviel Sonnenstrom, der auch verkauft werden muß. Aber: zu diesem Zeitpunkt haben alle zuviel Flatterstrom und den zu verkaufen erfordert einen schlimmen Kompromiß, der lautet: verkaufen zu negativen Preisen, ansonsten keine Abnehmer. Im Klartext: Sie müssen den Käufern nicht nur den Strom geben sondern auch noch Geld hinterherschmeissen, damit sie den auch nehmen.......na, dämmert´s ???
Bravo, du bist einer der wenigen der begreift, was Flatterstrom bedeutet und was es benötigt, um das sinnvoll zu lösen. Man muss nicht nur Doppelstrukturen bauen, sondern Dreifachstrukturen. Die Windräder und PV Anlagen, Speicher oder Ausfallkraftwerke und den dazu notwendigen Netzausbau, der finanziell im System mehr ausmacht wie man meint. Dann wundern sich die Bürger noch, warum der Strom so teuer ist, wo doch Wind und Sonne keine Rechnung schicken! Leider gibt es immer noch Helden, die meinen mit häuslichem Einsparen kämen wir zu einer Energiewende. Wenn wir es alle kalt und dunkel zuhause haben, könnten wir 1/3 unseres derzeitigen Energiebedarfes einsparen. Wenn wir die Industrie und damit die Arbeitsplätze anderen Ländern überlassen sparen wir nochmals 1/3 und wenn wir alle Farzeuge verschrotten das letzte Drittel. Dann wäre die Angelegenheit ganz einfach gelöst und Wolf und Bär könnten sich unser schönes Österreich untereinander aufteilen.
Windenergie ist eine ideale Ergänzung zur Photovoltaik. Flatterstrom ist selbstverständlich vorhanden, aber die nächsten Jahre wird der Zubau von netzdienlichen Speichern stark zunehmen und somit den Flatterstrom entsprechend reduzieren.
In Kärnten ist man in der glücklichen Lage mit der Wasserkraft einen hohen Grundlastanteil abzudecken und zudem die Leistung relativ kurzfristig regeln zu können. Somit wäre Windkraft als zusätzliche Energiequelle nur von Vorteil. Leider wird dies aber nicht in verständlicher Form an die Bevölkerung weitergegeben sondern alles schlecht geredet.
Deine "netzdienlichen" Speicher sind entweder 50 Pumpspeicher in einer Größe, für die wir in unseren Bergen gar keinen Platz finden würden. Die Kosten dafür wären ca. € 100 Milliarden, dasselbe als Batterispeicher ca. € 1 Billion und wäre zudem das ca. zehnfache der jährlichen Weltproduktion von Li Ionen Akkus. Das ist der Hauptgrund, warum Wind und PV niemals eine Energiewende erreichen könnten. Daher ist jedes einzelne Windrad ein kleiner Schritt in diese Sackgasse. Jeder ist herzlich eingeladen, diese Fakten zu widerlegen.
Herr Mandl, wenn ein Fußballspiel 3:2 ausgeht ist es dann auch de facto unentschieden???
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