Salbungsvolle Worte fand Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) am Donnerstag bei der Präsentation der Standortanalyse des Tiroler Hochschulstandorts. „Wir können in Tirol auf ein vielfältiges, innovatives und renommiertes Hochschulangebot stolz sein“, so Hagele. Mit rund 40.000 Studierenden, 8.000 Mitarbeitenden und 3.000 Lehrenden, sei Tirol ein bedeutender Wissenschafts- und Forschungsstandort.
Eine Analyse, die Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität, gern schriftlich von der Landesrätin hätte. So waren in der jüngeren Vergangenheit dank kräftiger politischer Mithilfe sowohl das Management Center Innsbruck (MCI) als auch die UMIT Tirol negativ in die Schlagzeilen geraten.
Während Landeshauptmann Anton Mattle der jahrelangen Posse um den Neubau des MCI ein Ende setzte, hallten beim Pressetermin auch noch die Vorgänge rund um die UMIT Tirol nach. Nach Postenschacher-Vorwürfen rund um die Bestellung des ehemaligen Tiroler Gesundheitslandesrats Bernhard Tilg als Vizerektor, machten im vergangenen Jahr auch negative Nachrichten über die Personalpolitik und Finanzgebarung der privaten Hochschule die Runde. Das Land zog die Reißleine und setzte Rektorin Sandra Ückert und ihren Stellvertreter Bernhard Tilg ab. Die Tiroler NEOS sprachen mit Blick auf die UMIT Tirol gar von einem „Verlierermodell“.
Kein Wunder also, dass die präsentierte Standortstudie speziell im Bereich der Außenwirkung der insgesamt acht Tiroler Hochschulen Optimierungspotenziale aufzeigt. Insgesamt elf Handlungsempfehlungen in den Bereichen der strategischen Zusammenarbeit, der Forschung und Innovation, bei der UMIT Tirol und in der Standortattraktivität und -entwicklung sind laut der Studienautorin Carole Probst erarbeitet worden.
Angesprochen wurde beim Medientermin auch der Standort Lienz, wo ab dem Wintersemester 2025 das MCI den Betrieb und die Durchführung der Studiengänge übernehmen wird. „Das neue Studienangebot am Campus Lienz bietet eine breite Palette an Ausbildungsmöglichkeiten und stärkt damit die Region als Ganzes“, so Hagele.
Mit der Hochschulkonferenz gibt es laut der Studienautorin ein geeignetes Instrument, um die strategische Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen weiter zu stärken. In Zukunft wird auch das Land Tirol einen Sitz in der Konferenz erhalten. Die Industriellenvereinigung und die Sozialpartner sollen ebenfalls mit eingebunden werden.
Für Regine Mathies, die Vorsitzende der Konferenz, ist klar, dass Wissenschaft und Wirtschaft eng miteinander verflochten sind. „Eine intensivere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ermöglicht, künftige Positionierungen gemeinsam zu planen und gemeinsame Forschungsprojekte zu fördern. Davon profitieren Forschende ebenso wie Unternehmen“, erläutert Mathies. Sie verweist aber auch darauf, dass man die gebotene Distanz trotz Einbindung wahren werde.
Wie es mit der UMIT konkret weitergehen wird, sei „nur bedingt“ Teil der Standortanalyse gewesen. Der seit drei Monaten im Amt befindliche Rektor Rudolf Steckel verwies auf den hohen Stellenwert der Forschung, der im Licht der medialen Berichterstattung in der Vergangenheit nicht zur Geltung gekommen sei. Insgesamt 120 Forschungsprojekte, 17 davon auf EU-Ebene, seien aktuell am Laufen und mit einem Eigenmittelanteil von rund 50 Prozent sei man in der absoluten Spitzenklasse. Auch für Landesrätin Hagele ist die UMIT mittlerweile in ruhigeren Gewässern unterwegs. Klar sei aber, dass es sowohl bei der UMIT als auch bei den anderen Universitäten Doppelangebote mit Optimierungspotenzial gibt.
„Ich erinnere nur an das Vorurteil der Numerus-Clausus Flüchtlinge und dass wir zu viele deutsche Studierende ausbilden. Das ist ein völliger Unfug.“
Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Med-Uni Innsbruck.
Optimierungspotenzial, und zwar im politischen Sprech, ortet auch Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck. Er bezeichnet – mit Verweis auf Aussagen der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner – die Verunglimpfung von internationalen Studierenden als „Numerus Clausus-Flüchtlinge“ als „völligen Unfug“. Zahlreiche Studierende blieben auch mit Ende ihrer Ausbildung in Österreich.
Das Bekenntnis zur Internationalität sei ein zentrales Element, um einen Forschungs- und Bildungsstandort zu stärken. Fleischhacker freut es daher besonders, dass dieser Punkt auch in der Standortanalyse betont wurde. Das sei ein wichtiger Anstoß, über den Tellerrand zu blicken. Gerade mit Blick auf Nachhaltigkeit habe man von der FH Kufstein bereits einiges lernen können. Angesprochen auf die aktuellen politischen Verhältnisse auf Bundesebene, verweist Fleischhacker darauf, dass das Budget der Med-Uni für die kommenden drei Jahre erst im Dezember verhandelt wurde.
Cornelia Hagele meinte mit Blick auf den Bund, dass sie sich hüten werde, die Koalitionsverhandlungen zu kommentieren. Sie gehe aber davon aus, dass die Themen Wissenschaft und Bildung bei einer Regierungsverantwortung der ÖVP einen hohen Stellenwert einnehmen werden. Das sei essenziell für das Land: "Wir werden uns darauf fokussieren, Wissenschaft, Bildung und Forschung weiter zu verbessern." Dazu gehöre auch die Zuwanderung, speziell für Studierende an den Universitäten.
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