Sie zogen auch in Osttirol in den vergangenen Tagen von Haus zu Haus, sangen, hüllten manche Stube in Weihrauchduft und sammelten in diesem Jahr für Hilfsprojekte in Nepal: Die „Heiligen Drei Könige“, deren Weg bis in das katholische Brauchtum unserer Gegenwart ein Paradebeispiel für das Entstehen religiöser Mythen ist.
Ganz real und durchaus erstaunlich ist die Breite und Popularität der aus diesem Mythos entstandenen Sternsinger-Bewegung, die von der katholischen Jungschar getragen wird und alljährlich 85.000 Sternsinger:innen mit rund 30.000 Begleitpersonen auf den Weg bringt. Eine eigene Website informiert nicht nur über das Hilfswerk, sondern auch über die Wurzeln der Tradition. Hier einige historische Begriffserklärungen:
Drei Weise aus dem Morgenland: Der Evangelist Matthäus erzählt in der Bibel von „Magiern aus dem Morgenland“. Diese waren wahrscheinlich Sterndeuter am Hof in Mesopotamien. Ihren astronomischen Berechnungen nach erwarteten sie ein Heilsereignis mit Bedeutung für alle Völker der Erde. Daher folgten sie dem Stern bis zu dem Stall, in dem Jesus geboren wurde. In den ersten frühchristlichen Kunstwerken, die sich auf die Erzählung bezogen, wurden zwischen zwei und zwölf Personen dargestellt. Papst Leo der Große (5. Jhd.) meinte, dass es dem gesunden Menschenverstand entspräche, dass drei Gaben auf drei Überbringer hinweisen würden. Von nun an blieb man bei der Zahl „Drei“.
Der Stern: Im Alten Orient galten Sterne als mächtige Wesen, die auf das Leben der Menschen entscheidend einwirkten. Der Stern von Bethlehem könnte nach einer Theorie von Johannes Kepler eine besondere Konstellation von Jupiter und Saturn gewesen sein: Die Laufbahnen dieser zwei Sterne waren so nahe aneinander, dass sie durch eine optische Täuschung den Eindruck eines einzelnen, besonders strahlenden Sternes ergaben.
Gold, Weihrauch und Myrrhe: Die Gaben der Heiligen Drei zählten damals zu den kostbarsten Handelsgütern. Weihrauch und Myrrhe sind wohlriechende Harze, die ausschließlich in den Bergregionen Südarabiens, Somalias und Abessiniens gewonnen wurden (und Grundlage für den sagenhaften Reichtum der dort lebenden Minäer und Sabäer waren). Weihrauch und Myrrhe wurden im Orient bei kultischen Handlungen verwendet, der aufsteigende Rauch symbolisierte die Gebete zu den Göttern. Im Mittelalter wurde gesagt, dass die Könige wegen der Armut Marias Gold brachten, Weihrauch, um den bösen Geruch des Stalles zu vertreiben, und Myrrhe, um die Glieder des Kindes zu stärken und gegen die bösen Würmer.
Caspar, Melchior und Balthasar: Caspar („Schatzmeister“), Melchior („Mein König ist Licht“) und Balthasar (Schütze sein Leben“) wurden wohl erst im 8. Jhd. zu den „Heiligen Drei Königen“ und auf Bildern als Könige mit Kronen auf den Häuptern dargestellt. Jeder von ihnen stand für einen der damals bekannten Erdteile (Afrika, Asien und Europa) bzw. für das Jüngling-, Mannes und Greisenalter.
Die Wintersonnwende: Zwischen Wintersonnwende und neuem Jahr galten in den Raunächten die Dämonen und bösen Mächte als entfesselt. Eine Reihe von Bräuchen, z.B. das Ausräuchern des Stalles oder die Fütterung mit geweihtem Brot („Rauchwecken“), sollte Unheil abwenden und das Glück für das kommende Jahr sichern.
Der Segen: 20 C+M+B 25 schreiben die Sternsinger mit Kreide an die Tür (oder kleben den Segenskleber auf die modernen Türen auf). Es bedeutet „Christus mansionem benedicat“, übersetzt „Christus segnet dieses Haus“. Die drei Kreuze stehen für die Dreifaltigkeit. Früher galt der Dreikönigssegen als Schutz gegen „Zauberey“, geweihtes Dreikönigswasser wurde gegen Krankheiten verabreicht und auf die Felder gesprengt.
Der Reliquienkult: Die mutmaßlichen Gebeine der Heiligen Drei Könige wurden unter der römischen Kaiserin-Mutter Helena nach Konstantinopel gebracht, später dann nach Mailand. Nach der Eroberung Mailands durch Friedrich Barbarossa 1164 kamen die Gebeine nach Köln, wo sie bis heute ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Heiligenverehrung im Mittelalter: Die Heiligen Drei Könige hatten in der Volksfrömmigkeit eine herausragende Bedeutung. Sie wurden als mächtige Patrone bei Krankheit, Feuer oder Diebstahl angerufen. Ihrer langen beschwerlichen Reise wegen wurden sie auch als Schutzpatrone der Reisenden verehrt.
Brauchtum im Mittelalter: Das Sternsingen als eigenständiger Brauch war ab dem 16. Jahrhundert den Schülern, Studenten und Handwerksburschen vorbehalten, die mit den Spenden für ihre Darbietung ihre materielle Not milderten. Es gibt noch alte Notizen, Belege und Regungen, die auf die Sternsingerei hinweisen. 1552 erlaubte die Stadt Eggenburg/Niederösterreich „dem Schulmeister und seinen Assistenten, mit dem Stern zu gehen, doch müsse er selbst mitsingen und verhüten, dass Unfug, Rumor oder andere Unzucht vorkomme; er solle auch zeitlich zur Bierglockenzeit aufhören.“
Sternsingen neu belebt: Seit dem Jahreswechsel 1954/1955 hat die Katholische Jungschar das alte Brauchtum neu belebt und in eine ebenso breite wie erfolgreiche karitative Sammelaktion verwandelt. Mit den Spenden der ersten Sternsingeraktion sollte ein Motorrad in Uganda angeschafft werden. Der Erlös von 42.387 Schillingen (3080 Euro) reichte dann sogar für drei Motorräder. Und die Erfolgsgeschichte der Sternsingeraktion nahm ihren Lauf. Unglaubliche 540 Millionen Euro haben Generationen von Sternsinger:innen seit 1954 gesammelt. Jährlich werden rund 500 Hilfsprojekte von der Dreikönigsaktion, dem Hilfswerk der Katholischen Jungschar, unterstützt.
Ein Posting
auch wenn das mit der krippe zu bethlehem und den 3 kings nicht stimmt. mich freut es jedes jahr, die krippe von weihnachten bis lichtmess im wohnzimmer zu haben.
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