Ein Schüler, zahlreiche Interessen. Tobias Weiler ist 16 Jahre alt und besucht das BORG Lienz. Doch neben Mathematik, Englisch und Deutsch gibt es noch viel mehr, was ihm durch den Kopf geht. Seine Gedanken reichen von Astrophysik über den Raum-Diffusor bis zum Christbaum. Wie das alles zusammenhängt? In Tobias’ Mittagspause treffen wir uns in seiner Klasse und der Schulsprecher erzählt von seinem Alltag.
Die ehemaligen Schülervertreter sahen in Tobias den geeigneten Nachfolger. Mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein stellte er sich der Wahl. „Ich habe mir das schon auch zugetraut.“ Mit der bereits gesammelten Erfahrung als Klassensprecher und der Unterstützung seiner Vorgänger hat sich der Siebtklässler bereits an seine neue Funktion gewöhnt. „Vom letzten Schulsprecher habe ich viele Unterlagen bekommen. Ich kann sie auch immer noch fragen, aber mittlerweile kenne ich mich schon gut aus.“
Seit der Wahl Ende September hat Tobias gemeinsam mit seinen beiden Stellvertreterinnen schon einiges auf die Beine gestellt. Ein Christbaum schmückt etwa in dieser Adventszeit das Schulgebäude. Bei der Erinnerung daran muss Tobias lachen. „Keiner von uns (Tobias und seine Stellvertreterinnen) hat ein Auto. Den Christbaum mussten wir tragen, vom Obi-Baumarkt bis zur Schule. Aber das war eh ganz lustig!“
Die Kosten für den Baum übernahm der Elternverein. Genauso wie für die neuen Duftspender in den Toiletten. „Auf den WCs riecht es fatal. Das sind einfach alte Klos, es gibt keine Fenster. Sie sind immer frisch geputzt, da kann man nichts sagen. Aber ich glaube, das Abflusssystem funktioniert nicht mehr so ganz.“ Für die Unterstützung seitens des SGA ist Tobias dankbar und nennt die Zusammenarbeit äußerst professionell.
„Die Frage lautete: Was ist möglich und sinnvoll?“
Tobias Weiler
Neben seinen Anliegen und denen der Schüler:innen wurde in der ersten SGA-Sitzung auch ein Handyverbot diskutiert. Eine totale Einschränkung wäre für alle Beteiligten unrealistisch. Stattdessen wurden Ideen für Projekte oder Challenges gesammelt. „Die Frage lautete: Was ist möglich und sinnvoll?“ Außerhalb des SGA denkt Tobias über einen Workshop nach, der Schülerinnen grundlegende Finanzbildung näher bringt. Diese fehlt seiner Meinung nach im Lehrplan der Allgemeinbildenden Höheren Schulen. Für beide Punkte gibt es aber noch keine konkreten Umsetzungspläne.
Tobias nimmt sich viel vor. Was treibt ihn an? „Es wird viel gejammert, aber die wenigsten machen Lösungsvorschläge. Ich dachte mir, ich habe Zeit, also kann ich auch gleich versuchen, etwas zu ändern.“ Und auch auf Landesebene zeigt er sich engagiert. Mitte November nahm der Anraser gemeinsam mit Mosaab, dem Gym-Schulsprecher, an bildungspolitischen Workshops teil, die vom Verein Schülerunion veranstaltet worden sind. Fazit nach dem Wochenende in Innsbruck? „Es war echt interessant und lehrreich.“ Eine Zukunft in einer landesweiten Schülervertretung kann sich Tobias aber nicht vorstellen. „Für mich als Osttiroler lohnt sich der Aufwand ständig nach Innsbruck zu pendeln nicht. Lieber stecke ich meine Zeit in Themen, die vor Ort anstehen.“
Zurzeit ist der Schulsprecher mit den Vorbereitungen für ein Volleyballturnier beschäftigt. „Vor den Semesterferien machen wir ein internes Volleyballturnier, ein weiteres wollen wir gemeinsam mit dem Gymnasium organisieren“. Außerdem war die Rede von einem Aktions-Tag. „Sportturniere sind zwar super, vorrangig aber für unseren Sportzweig. Deswegen wollen wir einen Aktions-Tag veranstalten, da können sich der Musik- und der Kunstzweig mit kreativen Projekten einbringen.“
„Wir sind viele unterschiedliche Personen, vor allem wegen der verschiedenen Interessen.“
Tobias Weiler
Eine Schule mit drei Zweigen – das sind im Fall des BORG Lienz rund 270 unterschiedliche Persönlichkeiten. „Wir sind viele unterschiedliche Personen, vor allem wegen der verschiedenen Interessen. Die Künstler unterscheiden sich von den Sportlern und diese wiederum von den Musikern. Das ist etwas ganz Logisches“, erklärt Tobias. Er wählte den Sportzweig und betont: „Man kann auch sportlicher Musiker sein, oder musikalischer Künstler.“
Tobias liegt das Miteinander am Herzen. „Ich finde es wichtig für jeden da zu sein, andere Meinungen zuzulassen und vor allem die vielen Neigungen gut an den Direktor zu vermitteln.“ Dazu stellt er sich Fragen. „Wie können die Zweige besser miteinander interagieren?“ oder „Welche Bedürfnisse überschneiden sich?“
Wofür bleibt zwischen all den Überlegungen und To-Dos noch Zeit? Musizieren! Der Schulsprecher spielt zwei Instrumente und ist Mitglied der Musikkapelle seiner Heimatgemeinde. Nach der Matura kann er sich vorstellen, Osttirol zu verlassen, um zu studieren. Astrophysik oder Betriebswirtschaft schweben ihm vor. Dass Tobias breit gefächerte Interessen hat, dürfte mittlerweile bekannt sein.
Einige Fragen an Tobias zur VWA-Reform:
Uns interessiert die Meinung der Betroffenen zu aktuellen Themen in Österreichs Schulen. Als erstes, wirst du eine Abschließende Arbeit (ABA - vormals VWA) verfassen oder in einem zusätzlich Fach maturieren?
Eigentlich wollte ich schon eine Arbeit schreiben, aber ich habe mich schließlich doch dagegen entschieden. Ich maturiere in einem zusätzlichen Fach.
Was hat dich umgestimmt?
Es ist mir zu neu. Ich will kein Versuchskaninchen sein. Natürlich haben die Lehrer:innen Vorgaben, aber die wissen ja trotzdem nicht, wie es genau ablaufen wird. Vor allem, weil die Informationen, die die Bildungsdirektion bekannt gab, sich unterscheiden von den Informationen, die wir vonseiten der Schule bekommen haben. Ich kenne mich nicht gut genug aus, es ist mir zu unsicher.
Es scheitert also an den fehlenden Informationen?
Ich sage, die Informationen von der Bildungsdirektion sind zu unklar. Zu wenig und zu unklar. Die Vorgaben, die meiner Meinung nach zu unkonkret sind, lassen viel Raum für Interpretationen. Das hat Auswirkungen darauf, wie die Lehrer:innen es verstehen und uns die Aufgabenstellung erklären.
Es wird Zeit brauchen, bis sich das neue System festigt. Findest du es an sich gut, dass die damalige VWA nun freiwillig ist?
Wenn alles ausgeklügelt und ausgereift ist, finde ich es an sich nicht schlecht. Ich finde es eine gute Option, wählen zu dürfen. Nur die Frage ist, ob es den Aufwand wert ist. Die Lehrpersonen haben dann ja ganz viele unterschiedliche Abgaben zu beurteilen. Eine komplette Abschaffung wäre wahrscheinlich weniger aufwendig.
Zur Erklärung: An den allgemeinbildenden höheren Schulen wird die bisherige vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) zur abschließenden Arbeit (ABA), die völlig neue Medienformate zulässt. So kann die abschließende Arbeit künftig auch das Produkt eines forschenden, gestalterischen oder künstlerischen Prozesses sein. Konkret ist damit z.B. die Herstellung eines Multimediaprodukts, einer Videoreportage, eines Podcasts oder eine empirische Erhebung und deren Interpretation möglich. (Bundesministerium)
5 Postings
ich hätte schon vorschläge. aber, dann lande ich in unserer demokratie vor dem kadi. hält man die schnauze und hat einen halbwegs guten job, dann passiert einem nichts, wie in allen diktaturen.
@lia: vorm Kadi landet man eigentlich nur, wenn man etwas Strafbarem bezichtigt wird. Aus Ihrer Angst schliesse ich, dass Sie so etwas vorhab(od. 'tt')en. Lassen's einfach, ist für Sie und uns alle besser: das wären nämlich keine Vorschläge, sondern nur Beleidigungen gewesen.....
@lia, Sie und auch ich sind einfach zu alt für Vorschläge für unsere,Jungen. Deswegen ist's besser, das zu unterlassen. Ihre Anspielung auf den Kadi, da kann ich nicht nachvollziehen, was das bei diesem Artikel zu suchen hat....
Ein Kadi war ein islamischer Rechtsgelehrter, welcher dem Kalifen die Rechtssprechung abnahm. In "unserer" Demokratie ist weder der eine noch der andere vorhanden.
@Vlad Tepes: naja...da nimmt sich die Deutsche Sprache eine Leihe aus dem Arabischen und ausgerechnet @lia bestätigt damit, vermutlich ungewollt, dass nicht alles schlecht ist, was aus dem Islam zu uns kommt...auch dumm gelaufen...
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