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„Mir liegt viel an Persönlichkeitsentwicklung“ 

Paris, Amsterdam, Graz, Wien – Von der Startup-Szene in den Konzern. Elena Wibmer im Heimweh-Interview.

Elena begrüßt mich vom Beifahrersitz des Autos durch den Handybildschirm. Sie ist gerade am Weg von Osttirol nach Graz. Eine Szene, die ihre aktuelle Situation gut beschreibt. „Ich verbringe viel Zeit im Auto oder Zug, da ich seit Juli einen neuen Job habe. Dessen Basis befindet sich in Wien, wo ich an zwei Tagen der Woche hin pendle.“

„Nach meiner Schulzeit in der HLW bin ich - wie auch im ersten Heimweh-Artikel beschrieben - für ein Au-Pair Jahr nach Paris gegangen.“ Die regelmäßigen Besuche der Stadt sind weniger geworden, die Liebe besteht nach wie vor. „Der Kontakt zu meiner damaligen Gastfamilie und zwei, drei weiteren Freundschaften sind erhalten geblieben und Paris wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.“

Nach ihrer Zeit in Frankreich zog es die Osttirolerin nach Graz. Somit ist Elena bereits seit 2016, bis auf einen kurzen Auslandsaufenthalt für ein Bachelor-Studiensemester in Amsterdam, Wahl-Steirerin. Das ändert sich diesen Dezember. „Ich wollte schon immer mal in Wien leben und mit dem derzeitigen Job hat sich das jetzt für mich perfekt ergeben. Graz wird nach diesen letzten Jahren dort immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.“

Ihren Bachelor in „International Marketing & Sales“ schloss sie 2020 an der FH Campus 02 ab. Damals begann Elena auch ihren ersten Vollzeitjob im Marketing des IT StartUps „App Radar“. Das Unternehmen ist ein Software-as-a-Service (SaaS) Anbieter und hat sich auf den Bereich App-Marketing spezialisiert. Neben dem App Marketing Tool betreibt das Unternehmen eine mobile Marketingagentur. Elena erinnert sich gerne an diese Zeit. „Damals durfte ich gleich mit coolen, namhaften Kunden arbeiten und war für deren Sichtbarkeit in den App-Stores verantwortlich. So eine Verantwortung gleich im ersten ‚richtigen‘ Job zu erhalten war toll.“ Auch erste berufliche internationale Erfahrungen waren mit dabei. „Ich durfte beispielsweise auf dem größten weltweiten App-Event des Jahres in Berlin auf einer großen Bühne eine Erfolgsgeschichte von einem unserer Kunden präsentieren.“

Mittlerweile ist Elena Teil des Board of Directors, der erweiterten Geschäftsführung, der T-Systems Austria. Alle Fotos: Privat

Nach einiger Zeit folgte der firmeninterne Wechsel ins Produktmarketing, das bis dorthin keine eigene Abteilung im Unternehmen hatte. „Mein damaliger Chef hat einmal zu mir gesagt: Ich glaube dass das, was dich am meisten ausmacht, dein Mut ist. Damals habe ich das nicht so gecheckt, aber heute weiß ich, was er gemeint hat.“ So baute Elena die neue Produktmarketingabteilung mit auf. „Das hat mir sehr gefallen, ich kannte die Firma ja damals dann sehr gut.“

„Ich habe viel Erfahrung im IT-B2B Marketing Bereich gesammelt, bin dann aber nach einem tollen Jobangebot zur ‚Holding Graz‘ gewechselt.“ Damals befand sich Elena bereits in ihrem Masterstudium. „Der ganz neu eingeführte Masterstudiengang ‚Digital Marketing Management‘ hat mich überzeugt, so habe ich 2021 mit dem Studium begonnen und es 2023 mit Auszeichnung abgeschlossen.“ Aufgrund der berufsbegleitenden Auslegung des Studienangebotes arbeitete Elena weiterhin Vollzeit, studiert wurde freitags und samstags. „Nach dem ersten Master-Jahr habe ich dort meine erste Führungsposition erhalten, was mich mit meinen 26 Jahren sehr stolz gemacht hat.“

„In meiner Master-Zeit an der FH Campus 02 sind durch und mit dem Campus ein paar ganz coole Geschichten entstanden.“ So wurde Elenas Masterarbeit mit dem Titel  ‚Factoring influencing consumers, negative eWOW intentions towards brand activism on social media‘ unter anderem von der Arbeiterkammer Steiermark ausgezeichnet sowie für eine wissenschaftliche Publikation für das ‚Journal of Product Marketing‘ eingereicht. Ihre Arbeit zur negativen elektronischen Mundpropaganda im Zusammenhang mit Markenaktivismus erregte auch internationales Interesse. „Meine Forschungserkenntnisse wurden dieses Jahr auf der ‚Annual Conference of the European Marketing Academy‘, der größten Marketing Fachkonferenz Europas in Bukarest präsentiert.“ Im Springer Buch Verlag wird zudem in Kürze ein Auszug aus der Masterarbeit publiziert. 

Ein weiterer positiver Aspekt an ihrem Masterstudium, oder eher an der Zeit danach, ist ein Mentoring Programm. „Ich habe mich damals freiwillig gemeldet und betreue seit Januar 2024 ein bis zwei Studierende meines ehemaligen Masterstudienganges als Mentorin.“ Das Projekt passiert auf zwischenmenschlicher Basis, Elena arbeitet nach dem Motto „mental well-being is key“. „Mir liegt viel an Persönlichkeitsentwicklung. Ich beschäftige mich viel mit dem Thema und freue mich meine Erfahrungen jetzt auch mit anderen zu teilen.

Zurück zu Elenas beruflichem Werdegang. „Nach eineinhalb Jahren bei der ‚Holding Graz‘ dachte ich mir ‚I want more‘!“ Ohne konkrete Pläne fand sich Elena eines Tages in ihrem liebsten Grazer Café und scrollte durch ausgeschriebene Stellen. „Damals ist mir eine Stelle als ‚Head of Marketing‘ bei ‚T-Systems Austria‘, einem Unternehmen der Deutschen Telekom, ins Auge gesprungen, die ich auf Anhieb toll fand. So habe ich mich dort beworben.“ Die Antwort folgte schon am nächsten Tag und Elena wurde zu einem vier Runden dauernden Bewerbungsprozess eingeladen. „Ich wurde wirklich auf Herz und Nieren geprüft. Als ich am Ende des Prozesses die Zusage erhielt, war meine Freude natürlich riesengroß. Ich hatte große Lust auf den Job, den ich seit Juli diesen Jahres ausüben darf“, erinnert sich Elena an die aufregende Zeit. 

„Die Firmenkultur, die Aufgabengebiete und das Team sind richtig lässig!“

Elena ist Teil des Board of Directors, der erweiterten Geschäftsführung der T-Systems Austria. „Auf der höchsten Führungsebene des Unternehmens bin ich mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung und die operative Steuerung des Unternehmens.“ Die Förderung und Weiterentwicklung von und mit dem Team ist Elena besonders wichtig. „Wir sind ein sehr diverses Team mit unterschiedlichen Charakteren, was ich toll finde. Ich bin seit fast fünf Monaten in der Firma, kann jetzt aber schon einigermaßen gut sagen, wem was liegt. Dieses Einschätzen der Stärken und Schwächen und auch das darauffolgende Arbeiten damit ist ein großer Verantwortungsbereich meiner Head-Position.“

Ein gut eingespieltes Team ist wichtig für eine gute Erfüllung der gemeinsam gesteckten Ziele. „Ich bin dafür zuständig, gemeinsam mit meiner Crew Marketingaktivitäten auszuarbeiten, die am Ende des Tages zur Erreichung der Jahresziele führen. Dabei ist mir wichtig, die Expertise meiner erfahrenen Mitarbeiter:innen einfließen zu lassen und den verschiedenen Ideen Raum zu geben.“

„Ich möchte junge Frauen dazu ermutigen, sich leitende Rollen und Positionen mehr zuzutrauen.“

Elena liegt das Thema „Female Empowerment“ am Herzen. „Ich möchte junge Frauen ermutigen, sich mehr zuzutrauen – besonders, wenn es um Führungspositionen geht. Dazu mache ich mir viele Gedanken und beschäftige mich damit, wie ich mich aktiver einsetzen kann.“ Natürlich ist nicht jeder Mensch der Typ dazu, aber wenn man Führungspositionen anstrebt, kann man das genauso als Frau machen und sich einfach trauen!“ Elena hat bereits konkrete Projekte im Kopf, möchte diese aber noch nicht verraten.

In ihrer Freizeit probiert Elena gerne neue Sportarten aus.

In Ihrer Freizeit trifft man die gebürtige Lienzerin meist draußen an. Die Liebe zur Natur werde einem als Osttirolerin in die Wiege gelegt, ist sie sich sicher. „Die Berge gehen mir hier in Graz bzw. in Wien dementsprechend ab, auch wenn die Landschaft trotzdem schön ist!“ Elena ist ein Lebemensch und reist sowohl beruflich als auch privat gerne. „Dieses Jahr habe ich eine tolle Mexiko-Reise gemacht, ansonsten versuche ich, Reisen an verlängerten Wochenenden unterzubringen.“ Eine Begeisterung für verschiedene Sportarten rundet ihre Hobbys ab. „Ich probiere gerne neue Sportarten wie Paddeltennis aus, bleibe aber auch den bewährten Skiern treu (lacht).“

„Osttirol ist ein ganz besonderer Ort, das schätze ich heute mehr denn je.“

Die Berge gehen der Osttirolerin in ihren Wahl-Heimat hin und wieder ab.
Elena reist sowohl beruflich als auch privat.

Nach acht Jahren in Graz hat sich Elenas Bezug zur Heimat geändert. „Dennoch wird Osttirol immer meine Heimat bleiben. Der Platz, an dem ich aufgewachsen bin und Freundschaften geknüpft habe, die teilweise bis heute bestehen. Diese Verbundenheit mit den engsten Freund:innen ist sehr schön. Trotz räumlicher Distanz teilen wir immer noch dieselben Lacher, Ratschläge und unterstützen einander in den Höhen und Tiefen des Lebens.“ Elenas Familie, vor allem ihre Mama, hat einen großen Stellenwert in ihrem Leben. „Mama war von klein auf meine Heldin und mein Anker und hat mich immer bedingungslos unterstützt, das ist mir wichtig zu betonen. Ihr Motto ‚Es gibt für alles im Leben eine Lösung, aufgeben tut man nur einen Brief‘ trage ich immer mit mir mit. Auch mein großer Bruder René spielt in meinem Leben eine wichtige Rolle und war schon in der Volksschule mein Vorbild. Die Lehrerin staunte damals, als ich ihn in einem Aufsatz über Vorbilder den Prinzessinnen und Superhelden vorzog.“

Privat möchte Elena in Zukunft vor allem Neues wagen und das Leben leben. „Ich möchte den Mut haben, Dinge zu tun, auf die ich Lust habe. Neue Sachen gehören ausprobiert und es wäre total toll, wenn ich in 20 oder 30 Jahren nach wie vor diese Lebensfreude und Abenteuerlust in mir haben könnte!“

In den vergangenen sieben Jahren hat sich einiges getan. „Die Zeit in Amsterdam war sehr cool. Damals wohnte ich im, aus meiner Sicht, aller coolsten Viertel – De Pijp.“ Trotz abenteuerlicher Wohnungssuche zu Beginn bleibt Elena die Zeit dort in besonderer Erinnerung. „Geprägt von multikultureller Vielfalt, trendigen Cafés, charmanten Märkten und stilvollen Grachtenhäusern, war De Pijp für mich nicht nur ein Ort zum Wohnen, sondern ein Lebensstil. Mein Praktikum im Bereich Digital Marketing bei ‚ServiceNow‘, einer amerikanischen SaaS-Firma, ermöglichte mir nicht nur einen Einblick in die dynamische Welt des Unternehmens und der Digital Marketing Landschaft eines großen amerikanischen Players, sondern auch die Gelegenheit, die innovative Atmosphäre von Amsterdams Geschäftsszene zu erleben.“ 

„Die größte Stütze in den vergangenen Jahren war immer meine Familie, allen voran meine Mama. Beruf und Karriere sind gut und wichtig, aber am Ende des Tages ist trotzdem das Wichtigste, wie es einem persönlich geht und wer dein Rückhalt ist. Das Leben ist so viel mehr als nur Arbeit.“ Eine Rückkehr nach Osttirol schließt Elena nicht aus, lässt sich die Entscheidung aber vorerst noch offen.

Abschließend hat Elena einen Tipp an ihr jüngeres Ich parat. „Spring, sei mutig und trau dich einfach!“ Ein Motto, das Elena in ihrem Leben definitiv umgesetzt hat. „Wenn du auf etwas Lust hast, dann versuche es zumindest. Im schlimmsten Fall kannst du sagen, dass du es wenigstens probiert hast. Also: Feiert die Feste, wie sie fallen, nutzt Chancen und genießt das Leben. Das klingt nach viel Blabla, ist aber so!“

Elena Einhauer hat Marketing & Kommunikation studiert und lebt in Innsbruck. Als freie Journalistin berichtet sie für dolomitenstadt.at über aktuelle Events und stellt spannende Persönlichkeiten vor, mit einem Blick für das Besondere, den auch ihre Fotoreportagen widerspiegeln.

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