In Tirol waren im November 20.960 Personen als arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um 1.170 Menschen mehr als im November 2023. Allerdings gibt es auch mehr Arbeitsplätze als vor einem Jahr, nämlich rund 348.000. Die Arbeitslosenquote im November 2024 in Tirol betrug 5,7 Prozent und liegt damit noch immer unter dem Wert von 2019.
Interessant ist – auch vor dem Hintergrund der politischen Diskussionen – ein Blick auf das Detail. 8.800 bzw. 42 Prozent aller in Tirol im November arbeitslos Gemeldeten waren zuletzt in der Beherbergung und Gastronomie erwerbstätig. Diese Zahl relativiert die Hiobsbotschaften, die derzeit aus anderen Branchen – allen voran der Industrie – gemeldet werden.
Zwar ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Industrie um 22,8 Prozent also ein gutes Fünftel im Vergleich zum November 2023 beachtlich, aber insgesamt sind nur 1.471 Personen aus dem Segment „Herstellung von Waren“ aktuell in Tirol arbeitslos gemeldet. Und das, obwohl die Industrie rund 55.000 Arbeitsplätze im Land sichert, während im Tourismus laut AMS-Statistik nur knapp 30.000 Menschen unselbstständig beschäftigt sind.
Erstaunlich sind diese Zahlen auch vor dem Hintergrund der aktuellen Klagen der Tourismuswirtschaft über zu wenige Arbeitskräfte. Keine Branche hat eine auch nur annähernd so hohe Arbeitslosigkeit. Ein Paradoxon.
Und noch zwei Details aus der Statistik sind aufschlussreich, weil sie sichtbar machen, dass Arbeitslosigkeit auch durch gezielte Auslagerung von Lohnkosten in den öffentlichen Sektor entsteht. Einzelne Branchen schicken ihre Mitarbeitenden saisonal „stempeln“. Drei von vier arbeitslos vorgemerkten Personen in Tirol (77,9 Prozent) sind seit weniger als drei Monaten arbeitslos. 47,2 Prozent, also fast die Hälfte aller Arbeitslosen, haben aktuell eine Einstellzusage von einem Betrieb!
Ein kurzer Blick auf die Bezirksstatistik zeigt, dass Osttirol mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von 2,8 Prozent recht gut liegt. Auch die Arbeitslosenquote für den Bezirk – die zuletzt im Oktober ermittelt wurde – liegt mit 5,0 Prozent bei insgesamt 20.274 Beschäftigten noch im guten Mittelfeld des Landes und besser als im Bundesschnitt.
Aufgeschlüsselt nach Branchen betrug die Arbeitslosigkeit in der Industrie, die in Osttirol rund 4.890 Menschen beschäftigt, nur 2,3 Prozent. Das Bauwesen mit 2.285 Beschäftigten und 2,2 Prozent Arbeitslosenquote und der Handel mit 2.516 Beschäftigten und 2,8 Prozent Arbeitslosigkeit lagen ähnlich gut. Dagegen verzeichnete der Tourismus, sprich Beherbergung und Gastronomie, bei lediglich 1.161 Beschäftigten eine Arbeitslosenquote von 31,4 Prozent.
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Was spricht dagegen dass auch Arbeitslose mit Wiedereinstellungvereinbarung die Zeit bis sie im vorigen Betriebe wieder anfangen können anderweitig vermittelt werden? Meiner Meinung nach sollte jede(r) "arbeitslose Person" beim ersten Termin eine Liste mit möglichen Arbeitsstellen bekommen wo er/sie sich bewerben muss.
Das große Problem ist die zu geringe Wertschätzung und der zum Teil lachhafte Lohn der in vielen Betrieben hier in Lienz bezahlt wird(ich spreche aus Erfahrung)! Arbeiten im Teildienst-teilweise bis spät in die Nacht-Überstunden-Arbeiten am Feiertagen an Weihnachten/Ostern an Sonntagen (die laut Kollektivvertrag nicht mal außertariflich bezahlt werden)! Jahrzehnte lang wurden die Mitarbeiter in der Gastronomie und Hotellerie ausgenützt...irgendwann bezahlt man den Preis dafür. Seit Corona hat ein Umdenken stattgefunden als viele Gastronomen "gezwungen" wurden sich andersweitig umzusehen und dann feststellten das man in der Firma Liebherr/IDM/Loacker etc. schönere Arbeitszeiten hat und nicht wenige gleich viel oder mehr Lohn erhielten. Ein weiteres Problem ist das die Gastronomie Mitarbeiter keine vernünftige Lobby haben die sie vertritt. In jeder anderen Sparte wird Jahr für Jahr verhandelt,gefeilscht,mit Streik gedroht um jährlich je nach Sparte um 3-5% im Lohn zu steigen. Abgesehen davon das es ein sehr Familienfeindliches Berufsbild ist wundert es nicht sich das kaum noch jemand antut bzw. der Nachwuchs fehlt. Mit freundlichen Grüßen Ein Gastronomie Bediensteter mit 25 Jahren Berufserfahrung!
Nur, wenn ich keine Arbeit habe und vom Arbeitslosengeld leben muss, kann ich mir nicht den Job aussuchen, wo ich am besten bezahlt werde, bzw. der mir am besten gefällt. Es gibt Kollektivverträge, die u. a. den Mindestlohn regeln und viele Unternehmer bieten eine Überbezahlung an, damit sie Mitarbeiter bekommen. Das mit der Gastronom hat sich mittlerweile sehr zu Gunsten der Arbeitnehmer geändert. Viele Gastbetriebe bieten schon flexible Arbeitszeiten, 5-Tagewoche, bessere Bezahlung usw. an. Die Ausnutzung der Mitarbeiter in der Gastro gehört größtenteils der Vergangenheit an.
@John: "...oder ist das Arbeitslosengeld für viele vielleicht ausreichend um nicht arbeiten zu gehen?". Sie provozieren! Selbstverständlich, Arbeitslosengeld sollte zur Überbrückung der arbeitslosen Zeit ausreichen, es gibt ja über die Zwischen-saison kaum oder keine Beschäftigung. Schauen sie sich die Nächtigungen der Osttirolwerbung an, auch die Betriebsauslastungen - ab 20. September bis 20. Dezember und ab Mitte April bis Mitte Juni ist in den meisten Betrieben Schluss. Schauen sie sich auch die Betriebsstrukturen in den Tälern an. Nicht alle können zweisaisonale Beschäftigung garantieren oder gar Vollzeit anbieten, was den Erfolg auf gutes Personal schmälert. Nicht unproblematisch sind Wochenendbeschäftigungen in Appartementhäuser, wo Reinigungskräfte fehlen, weit unterbezahlt oder gar ohne Arbeitsvertrag arbeiten. Sozusagen im Pfusch!
Ein Problem für AG und AN ist der Urlaubsanspruch, der rechtlich auch Urlaubszeiten im Gastgewerbe zulässt, die während der Hauptsaison konsumiert werden können. Hier ist gegenseitiges Entgegenkommen gefragt, eventuell auch mit Zeitausgleich bei Guthaben.
Man weiss auch, dass es beiderseits auch schwarze Schafe gibt. Manche vergolden ihr Mietobjekt mit unnötigen Firlefanz und sparen dafür am Personal, der Ausweg scheint der Griff nach billigeren ausländischen Fachkräften zu sein, den ja die Hernn und Damen Kammervertreter voll unterstützen. Das Resultat ist bekannt.
Ja, das mit den Saisonen stimmt, aber dann hören sie mal in die Gastronomie hinein. Viele Gastbetriebe sperren nur mehr an einigen Tage in der Woche auf, weil sie kein Personal bekommen und das hat mit Sommer- und Wintersaison rein gar nichts zu tun. Schauen Sie sich einmal in den Geschäften um, überall ist zu lesen "Mitarbeiter gesucht". Und wenn man genauer nachfragt, bekommt man meist Interessantes zu hören, wie " ich kann nur am Vormittag arbeiten" oder " nein, an Samstagen möchte ich nicht arbeiten" oder " nein, wenn ich nur wenig Euro mehr verdiene, als ich beim Stempeln bekomme, interessiert es mich nicht". Dies und viele andere Aussagen bekommen Arbeitgeber bei Bewerbungsgesprächen zu hören. Sicher sind das Ausnahmen, aber davon gibt es immer mehr.
Wir haben eine hohe Zahl an Arbeitslosen wie im Handel und Tourismus. Aber Handel und Gastronomie suchen verzweifelt Mitarbeiter. Was läuft da falsch? Zu wenig Verdienst, oder ist das Arbeitslosengeld für viele vielleicht ausreichend um nicht arbeiten zu gehen? Sollte man da nicht dringend die Ursachen suchen um das zu ändern? An zu wenig offenen Stellen am Arbeitsmarkt wird es eher nicht liegen.
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