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„Mir ist wichtig, dass sich jeder gehört fühlt.“

Gymnasium-Schulsprecher Mosaab Mohamad über seine Kandidatur, seine Pläne und KI im Unterricht. 

Als Kind wollte er Astronaut werden. Nach der Matura möchte er Medizin mit Schwerpunkt Dermatologie studieren. Gerade besucht er die fünfte Schulstufe im BG/BRG Lienz und wurde vor etwa einem Monat zum Schulsprecher gewählt. Mosaab Mohamad ist ambitioniert, redselig und in seiner Schule gut vernetzt.

Der Weg zu seiner neuen Rolle startete ganz spontan, wie er im Interview mit Dolomitenstadt erzählt: „Ich habe nicht vorgehabt, mich aufstellen zu lassen. Aber kurz vor den Wahlen bemerkte ich, dass ich viel Unterstützung und Motivation von Schulkollegen und Schulfreunden bekommen habe, auch von ein paar Lehrpersonen. Und dann habe ich mir gedacht, wenn andere Potenzial in mir sehen, dann werde ich halt auch an mich glauben.“

Am meisten Unterstützung erfuhr der Schüler von seinen eigenen Klassenkamerad:innen, die eigens Plakate entwarfen und gemeinsam im Schulgebäude platzierten. Vor allen Wahlberechtigten – sprich den Klassen der Oberstufe – stellten sich Mosaab und die weiteren Kandidat:innen Anfang Oktober vor. Eine Woche später wurde gewählt. Aufgeregt war Mosaab nicht, er dachte sich, „wenn ich's werde, dann wird es schön, ich werde versuchen, es gut zu machen.“

„Wenn ich's werde, dann wird es schön, ich werde versuchen, es gut zu machen.“

Mosaab Mohamad

Dass er „erst“ die fünfte Schulstufe besucht, war kein Hindernis. Was zählt, ist Engagement. Und das hat Mosaab. Mitte November verbrachte er ein Wochenende in Innsbruck. Die Schülerunion veranstaltete ein freiwilliges Zusammenkommen für Schulsprecher aus Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Es wurden Ideen ausgetauscht und Seminare abgehalten. Mosaab nahm an den Workshops zum Thema „Bildungspolitik“ teil. Dort hat er für sich festgestellt: „Das System von Schulsprechern ist in Österreich sehr gut ausgebaut.“

Ob sich Mosaab auch für die Landesschülervertretung (LSV) aufstellen lassen wird? Vorerst nicht: „Ich bin halt frisch Schulsprecher geworden. Und das sogar spontan. Den Gedanken an die LSV habe ich momentan nicht. Aber das bleibt offen. Das Wochenende in Innsbruck hat mich nämlich wirklich inspiriert, es ist also nicht auszuschließen. Jetzt muss ich mich aber mal auf den Schulsprecher konzentrieren.“

Mit konzentrieren meint er etwa ein offenes Ohr für seine Mitschüler:innen zu haben. Er erklärt: „Ich würde mich schon als soziale Person beschreiben und ich habe mehrere Kontakte zu Mitschüler:innen. Die fühlen sich oft einfach wirklich frei, mit mir reden zu können“. Das dürfte ihm zum einen bei der Wahl geholfen haben, zum anderen führt es dazu, dass sich viele Gymnasiasten mit ihren Anliegen direkt an ihren Schulsprecher wenden. Auch bei heikleren Themen – wie etwa der Hausschuh-Pflicht, die aktuell viele Gymnasiasten hinterfragen – versucht Mosaab, zwischen der Schulgemeinschaft und der Schulleitung zu vermitteln.

Mosaab Mohamad besucht die fünfte Schulstufe des BG/BRG Lienz. Als Schulsprecher liegt ihm am Herzen, dass sich die Mitschüler:innen gehört fühlen. Foto: Dolomitenstadt/Hassler

Das Stichwort lautet Transparenz: „Mein wichtigster Punkt ist die Transparenz zwischen Lehrpersonen, Direktion, Klassensprechern und Schüler:innen. Also eine offene Kommunikation, dass sich auch wirklich jeder gehört fühlt.“ Dafür organisiert er gemeinsam mit seinen beiden Stellvertreter:innen – die, wie Mosaab betont, ihn generell sehr unterstützen – die sogenannten Klassensprechersitzungen. Neben Wünschen und Anliegen werden dort auch Ideen gesammelt. Eine davon hat der Direktor genehmigt. Sie wird künftig umgesetzt. In der Adventszeit dürfen die Schüler:innen das Schulgebäude schmücken und einen Christbaum aufstellen.

Als Schulsprecher hat Mosaab Einblick in die Organisation seiner Schule, er bestimmt unter anderem mit, welche Ausflüge unternommen werden oder welche Veranstaltungen stattfinden – im Schulgemeinschaftsausschuss haben der Schulsprecher und seine beiden Stellvertreter:innen je eine Stimme. Diese Verantwortung gefällt ihm, aber werden seine Anliegen und jene seiner Mitschüler:innen von der Direktion auch ernst genommen? „Ja, tatsächlich schon“, antwortet Mosaab ohne zu zögern.

Das gute Verhältnis zwischen Direktion, Lehrpersonen und den Schüler:innen ist auch ein Grund, warum Mosaab gerne das Gymnasium besucht. Auch wegen seines naturwissenschaftlichen und sprachlichen Interesses würde er diese Schule wieder wählen. Was ihm hingegen im Lehrplan fehlt, ist eine finanzielle Allgemeinbildung, die seiner Meinung nach in den Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) zu kurz bzw. gar nicht vorkommt. Was Künstliche Intelligenz angeht, sieht er neben Risiken auch große Chancen für den Bildungsbereich.

Einige Fragen an Mosaab zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Unterricht:

Uns interessiert die Meinung der Betroffenen zu aktuellen Themen in Österreichs Schulen. Allgemein gefragt, was ist deine Meinung zu KI im Unterricht?

Ich finde, es gibt Vor- und Nachteile. Um den Nachteilen entgegenzuwirken, etwa dass die Schüler:innen langsam faul werden und sich nur darauf verlassen, ohne selbst etwas zu leisten, könnte man für die Lehrpersonen auch eine Ausbildung anbieten, damit Schüler:innen und Lehrer:innen halt auch die KI vernünftig und effizient verwenden können.

Verwendest du KI für privates oder schulisches?

Ja, also ich verwende natürlich auch KI. Ich verwende es vor allem, um mich inspirieren zu lassen bei manchen Themen. Aber auch für den Unterricht. Ich habe jetzt neu Französisch gewählt und habe von Lehrern den Tipp bekommen, zu Hause, wenn ich Zeit habe, mit ChatGPT (ein KI-Programm) in der jeweiligen Fremdsprache zu chatten. So etwas könnte man zum Beispiel auch tatsächlich in den Unterricht einbauen. Und auch Lehrer könnten KI verwenden, um sich inspirieren zu lassen, um Ideen zu bekommen oder auch um Aufgaben zu erstellen.

Verwendet ihr KI im Unterricht?

Das haben wir letztes Jahr. Ich weiß nicht, ob das jetzt in jeder vierten Klasse vorgesehen ist, damals war das halt voll aktuell. Wir haben im Informatikunterricht eine ganze Arbeit mit KI gemacht und auch einen kleinen Einblick bekommen, was ChatGPT genau ist. Sonst in anderen Stunden nicht.

Also hast du das Gefühl, dass du, was die KI angeht, schon ein gutes Grundwissen hast?

Durch die Schule würde ich sagen, nein. Aber ich persönlich schon.

Weil du dich selbst dafür interessierst?

Genau, weil ich mich damit auseinandergesetzt habe. In der Schule haben wir es kennengelernt, aber das Wissen und den Gebrauch nicht wirklich vertieft.

Was die Lehrpersonen angeht, findest du, dass sie sich auskennen?

Es kommt auf die Person an. Es haben sich, so wie ich, schon ein paar Lehrer:innen damit auseinandergesetzt, manche Lehrer:innen gar nicht. Wie jeder Privatperson ist es ihnen überlassen. Von den Schulen ausgehend finde ich, dass für die Lehrer:innen Ausbildungen angeboten werden sollten.

Das heißt, du bist grundsätzlich für die Verwendung von KI im Unterricht?

Ich bin für die vernünftige und effektive Verwendung im Unterricht.

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

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