Draußen ist es neblig und kalt – einfach „schiach“ – während wir im warmen Büro über den Dächern von Lienz über Schönes sprechen – schöne Erinnerungen und schöne Erfahrungen. Larissa Ranacher aus Flattach ist meine Gesprächspartnerin. Die 22-jährige Lehramtsstudentin, die in Innsbruck lebt, wurde am 12. Oktober zur „Miss Alpin 2024“ gekürt. Im Interview erzählt sie, warum sie ihre Komfortzone verließ, vom vollen Terminkalender und ihrem Vorbild.
Larissa, wie bist du auf die „Miss Alpin Wahl“ aufmerksam geworden? Hast du das Event schon länger verfolgt?
Ja, ich habe es schon gekannt, mir aber nie gedacht, da möchte ich mitmachen. Aber dann, Anfang des Jahres, habe ich es wieder auf Instagram gesehen und hatte plötzlich das Gefühl, irgendwie wäre es cool, einmal etwas zu machen, wo man alleine ist. Ohne Freunde traut man sich meistens ja gar nicht. Also habe ich mich beworben. Ich wollte schauen, was möglich ist.
Wie lief der Bewerbungsprozess ab?
Man konnte sich online bewerben, dann wurden 30 Frauen zu einem Casting in Innsbruck eingeladen. Von diesen schafften es zwölf in das Finale. Wer diejenigen sind, darüber wurden wir Ende Juli, Anfang August informiert.
Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als du über deine Finalteilnahme informiert worden bist?
Ich habe eine E-Mail bekommen und auf Instagram wurde es gepostet. Das war schon cool, aber auch ungewohnt, sich selbst als Finalistin zu sehen. Ich habe anfangs nur meiner Mama und meinem Freund Michael von meiner Bewerbung erzählt. Meine Freundinnen wussten bis dahin nichts. Jetzt war der Moment da, es ihnen zu erzählen.
Deine Teilnahme bei einer Misswahl wird wahrscheinlich die Runde gemacht haben. Gab es auch negative Reaktionen?
So direkt nicht. Dass es nicht jedermanns Sache ist, habe ich aber schon mitbekommen.
Wie hast du dich auf das Finale vorbereitet?
Nach der Nominierung fanden die Power Days statt. Da waren alle Finalistinnen für drei Tage in Sölden. Wir hatten Rhetoriktraining, Laufstegtraining und übten wie man sich auf einer Bühne präsentiert. Wir hatten auch Fotoshootings.
Deine Erzählungen erinnern an Germanys Next Topmodel.
(Lacht) Ja, so ungefähr. Zwar nicht ohne, aber mit ein bisschen weniger Drama.
Hast du noch Kontakt zu deinen Mitstreiterinnen? Haben sich abseits vom Wettbewerb Freundschaften entwickelt?
Ja, zu einigen Mitbewerberinnen habe ich noch Kontakt.
Zurück zu den Vorbereitungstagen. Hast du viel lernen können?
Ja, man hat vor allem gelernt, worauf man achten muss. Es gibt Vieles, an das man gar nicht denkt. Wie du stehst, wo man die Hände hält. Auch für das Selbstbewusstsein haben wir Tipps bekommen – oder was gegen Nervosität hilft.
In welchem Workshop hast du für dich am meisten mitnehmen können?
Das Mental Coaching war cool. Wir haben gelernt, wie man sich selbst beruhigen kann. Das war für den Moment hinter der Bühne sehr hilfreich.
War denn vor dem Finale die Vorfreude oder die Aufregung größer?
Hm, die Vorfreude! Die Aufregung kam erst, als ich hinter der Bühne stand und davor die Zuschauer:innen sah.
Dann war der Tag gekommen. Am 12. Oktober fand das Finale der Miss Alpin Wahl im Sillpark in Innsbruck statt. Was stand auf dem Programm?
Angefangen hat das Finale mit einem einstudierten, einfachen Tanz. Dann war ein Durchgang mit den Startnummern, wir wurden vorgestellt und haben anschließend unsere sozialen Projekte präsentiert.
Ich unterbreche dich kurz, wie würdest du dich denn selbst mit drei Wörtern beschreiben?
Hm, ich würde sagen, ich bin empathisch, perfektionistisch und liebevoll.
Und dein soziales Projekt?
Mein Projekt dreht sich um die emotionale Förderung von Kindern. Die Idee dazu ist mir durch mein Studium gekommen. Ich habe darüber schon einmal eine Arbeit geschrieben, über das Schulfach Glück. Dabei geht es darum, die Kinder in ihrem Selbstwertgefühl zu fördern, mit ihnen Yoga zu machen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Affirmationen zu üben. Ihnen also auch andere Werte mitzugeben.
Ist eine Umsetzung geplant?
Ja, das muss jetzt innerhalb von einem Jahr passieren. Ich habe vor, das in meiner Heimatgemeinde zu machen. Fix ist aber noch nichts.
Zurück zum Finale, wie ging es weiter?
Es folgten drei Laufsteg-Durchgänge, einmal im Dirndl, einmal in Sportbekleidung und abschließend in Abendkleidern. Dann wählte das Publikum seinen Liebling, der auch ich wurde. (lächelt). Ja, und dann wurden die Top fünf ausgewählt und noch einmal auf die Bühne geholt. Jede von uns musste eine Frage ziehen und spontan antworten.
Wie lautete deine Frage?
Wer wärst du gerne für einen Tag und warum?
Und wer wärst du gerne für einen Tag und warum?
Meine Mama. Weil sie mir so schöne Werte vermittelt hat und für mich ein Vorbild ist. Das war meine Antwort. Vor dieser Aufgabe hatte ich, ehrlich gesagt, am meisten Angst. Vor dem spontan Antworten. Ich bin gerne vorbereitet.
Wie geht es dir dann bei Interviews für Zeitungen und Radios? Da bist du auch nicht auf die Fragen vorbereitet.
Am Anfang war das schon eine Herausforderung für mich. Samstag fand das Finale statt und am Montag war ich direkt bei Radiosendern eingeladen. Da hatte ich zudem noch nicht alles verarbeitet. Das war nicht ganz einfach für mich.
Jetzt ist aber schon ein Monat vergangen, seit der Miss Alpin Wahl. Hast du mittlerweile alles verarbeitet und kannst es glauben?
Ja, wie gesagt, am Anfang war es schon auch witzig, von sich selbst in der Zeitung und auf Instagram zu lesen, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.
Hast du dich auch schon an deinen vollen Terminkalender gewöhnt?
Naja, das war in letzter Zeit ziemlich schwer, mit der Uni alles unter einen Hut zu bekommen. Weil ich beides halt nicht vernachlässigen wollte. Aber es geht. Einige Interviews standen an und vor Kurzem war ich bei einem Musikvideo-Dreh dabei. Im Dezember folgen noch ein paar Charity-Events.
Haben sich nach dem Sieg, außer einem volleren Terminkalender, auch deine Zukunftspläne verändert?
Nein, es hat sich so viel getan, dass ich darüber noch gar nicht nachgedacht habe. Mir gefällt die Lifestyle-Szene. Ich studiere aber weiterhin und möchte nach dem Abschluss auch an einer Volksschule unterrichten.
Was hilft dir zwischen all dem Trubel abzuschalten? Was machst du in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade als Miss Alpin 2024 unterwegs bist?
Ich tanze gerne. Seit ich klein bin, war ich immer Mitglied bei Vereinen. Das habe ich aber leider lassen müssen, weil es sich mit dem Studium nicht mehr ausgegangen ist. Ansonsten verbringe ich gerne Zeit mit meinem Freund Michael, mit meiner Familie, meinen Freunden und meinen zwei kleinen Nichten.
Abschließend deine schönste Erinnerung an die Miss Alpin Wahl?
Eigentlich zu sehen, wie viele Leute mich unterstützen und vor allem wer. Das hat mich schon beruhigt. Hinter der Bühne war ich schon nervös, aber als ich dann raus bin und genau wusste, da stehen meine Freunde und meine Familie, und als ich sie auch gesehen habe, da ist alles viel leichter gewesen.
3 Postings
Das Wahre, Gute und Schöne siegt.
Was für ein schöner Ansatz: Schulfach Glück! Viel Erfolg für die Dich, liebe Larissa! Können wir alle mehr als genug brauchen: Selbstwert, Selbstfürsorge, positive Gedanken...
Schlau und hübsch, was will man mehr. Viel Erfolg. :-)
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