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Jeder dritte Facharzt in Tirol nimmt keine Patienten mehr

Alarmierendes Ergebnis einer Mystery-Call-Umfrage der AK. Auch Akutfälle werden häufig abgelehnt.

Aufnahmestopp – was früher die Ausnahme in ärztlichen Ordinationen war, wird zur Regel und damit zu einem echten Problem für Menschen mit Beschwerden, die es noch nicht in die Patientendatei diverser Arztpraxen geschafft haben. Obwohl Österreich über die dritthöchste Ärztedichte in der EU verfügt, sieht die Realität bei der Behandlung völlig anders aus. Das zeigt eine verdeckte Umfrage der AK Tirol bei über 600 Fachärztinnen bzw. Fachärzten in Tirol.

Das Ergebnis ist ebenso alarmierend wie frustierend: In mehr als jeder dritten Facharztordination konnte kein Termin vereinbart werden – meist aufgrund von Aufnahmestopps für neue Patientinnen bzw. Patienten. Besonders dramatisch dabei ist die Situation in der Dermatologie, der Augen- und Kinderheilkunde sowie der Gynäkologie. So war es etwa bei 60 Prozent der Hautärztinnen und Hautärzte nicht möglich, behandelt zu werden.

Auch im Akutfall ist es schwierig, einen Behandlungstermin zu bekommen – Fragen nach Akutterminen wurden sogar häufiger abgelehnt als Kontrolltermine. Für AK Präsident Erwin Zangerl ein untragbarer Zustand. „Wie unsere Umfrage zeigt, fehlen nicht nur im Pflege- und Gesundheitsbereich die Kapazitäten, auch bei der ärztlichen Versorgung gibt es in Tirol eine gewaltige Schieflage. Ich rufe daher alle Verantwortlichen auf, neben der Pflegemisere auch die ärztliche Misere zu bekämpfen“, so der Tiroler AK Präsident.

„Wir sehen, dass wir nicht nur in der Pflege vor massiven Problemen stehen, sondern auch bei der ärztlichen Versorgung. Wer einen schnelleren Termin will, muss dafür zahlen.“ AK-Präsident Erwin Zangerl ruft die Politik zum Handeln auf. Foto: Dolomitenstadt

Lange Wartezeiten, Ärztemangel, Zweiklassen-Medizin: Das, was viele Tirolerinnen und Tiroler bisher nur aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen berichten konnten, liegt nun statistisch aufbereitet vor. Und die Ergebnisse der verdeckten Umfrage in den Tiroler Facharztordinationen – durchgeführt vom Linzer Marktet Institut im Auftrag der AK – zeigen zum ersten Mal, wie groß das Problem wirklich ist.

In zehn medizinischen Fachbereichen wurden vom 17. September bis zum 18. Oktober 2024 jeweils zwei Anrufe durchgeführt, sogenannte Mystery-Calls. Einmal mit der Bitte um einen Kontrolltermin, im zweiten Fall mit einem konkreten medizinischen Problem (Akutszenario). Eine wesentliche Erkenntnis aus den anonymen Testanrufen ist zunächst der Umstand, dass nur bei knapp zwei Drittel aller kontaktierten Fachärzte eine Terminvereinbarung möglich war.

Das heißt im Umkehrschluss: In mehr als jeder dritten Fachordination im Land konnte kein Termin vereinbart werden – meist weil es einen Aufnahmestopp für neue Patient:innen gibt. „Erschreckend dabei ist auch die Tatsache, dass die Akutszenarien mangels Kapazitäten sogar noch häufiger abgelehnt werden mussten als Anfragen für Kontrolltermine“, schreibt die AK in einer Aussendung.

Besonders betroffen ist laut AK der Bereich der Dermatologie, wo es bei über 60 Prozent aller kontaktierten Ärztinnen und Ärzte nicht möglich war, behandelt zu werden. Deutliche Einschränkungen gibt es auch in der Augen- und Kinderheilkunde sowie der Gynäkologie. Bei Kassenärzten lag die Ablehnungsquote bei 42 Prozent, bei Wahlärzten war sie etwas niedriger, trotzdem liegt die kumulierte Ablehnungsquote noch bei einem Drittel.

Ist grundsätzlich eine Terminvereinbarung möglich, dann beträgt die durchschnittliche Wartezeit bis zum Termin – quer über alle Fachbereiche und Szenarien – in etwa einen Monat (33 Tage). Die längsten Wartezeiten zeigen sich hier im Bereich der Urologie (58 Tage) bzw. bei der Zahnheilkunde (49 Tage), gefolgt von Innerer Medizin, Augenheilkunde und Dermatologie (43 Tage). 

An dieser Stelle macht es laut Marktforschung jedoch sehr wohl einen Unterschied, ob man bei einem Kassen- oder bei einem Wahlarzt anfragt. „Bei letzteren fällt die durchschnittliche Wartezeit mit 23 Tagen nur etwa halb so lang aus wie bei Kassenärzten. Und: Drei Viertel aller Akutszenarien konnten innerhalb einer Woche bedient werden, wohingegen die Wartezeit bei Kontrollszenarien im Schnitt mit 50 Tagen etwa viermal so lange ausfällt“, so Werner Beutelmeyer, Leiter des Market Instituts in Linz. Interessant ist auch die Tatsache, dass Termine bei Kassenärzten trotz Hinweis auf eigene Kostenübernahme nicht schneller vereinbart werden konnten.

„Wir sehen, dass wir nicht nur in der Pflege vor massiven Problemen stehen, sondern auch bei der ärztlichen Versorgung. Wer einen schnelleren Termin will, muss dafür zahlen. Ich rufe alle Verantwortlichen auf, dieses Problem anzugehen und alles Notwendige zu tun, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“, appelliert Zangerl.

Ein Posting

jacqueline
vor 23 Stunden

...und das wundert irgendwen wirklich? dann bin ich ja gespannt was die Politik und die Standesvertretung gedenkt dagegen zu unternehmen weil bis auf ständiges Darüberreden und darauf Hindeuten bei gleichzeitig kontinuierlich schlechter werdenden Arbeitsbedingungen ist halt nichts passiert in den letzten Jahren. Und von der desaströsen Ausbildungssituation angefangen mit Studienbeschränkung usw will ich lieber gar nicht reden.

 
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