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Zwischen 25.000 und 80.000 Menschen in Österreich leiden unter dem postinfektiösen Müdigkeitssyndrom. Foto: iStock/fizkes

Zwischen 25.000 und 80.000 Menschen in Österreich leiden unter dem postinfektiösen Müdigkeitssyndrom. Foto: iStock/fizkes

Neue therapeutische Ansätze bei Long Covid

Land Tirol stellt insgesamt 100.000 Euro für ein Forschungsprojekt der Innsbrucker Uniklinik zur Verfügung.

Nach Infektionen, insbesondere nach einer Corona-Infektion, erholen sich viele Patient:innen nicht vollständig. Stattdessen erkranken sie an einem postinfektiösen Müdigkeitssyndrom, in der Fachsprache Myalgische Enzephalitis, bzw. leiden an den Symptomen des Long- bzw. Post-Covid-Syndroms. Schätzungen zufolge leiden zwischen 25.000 und 80.000 Menschen in Österreich unter dem postinfektiösen Müdigkeitssyndrom ((ME/CFS). Dieses wirkt sich auf Betroffene durch besonders schnelle und lang anhaltende Erschöpfung aus. Teilweise werden sie dadurch komplett arbeitsunfähig und bettlägerig, wodurch ein normaler Alltag kaum noch zu bewältigen ist.

Welche biochemischen Veränderungen dabei im Körper der Patient:innen beteiligt sein könnten, daran forscht derzeit die Universitätsklinik für Innere Medizin II in Innsbruck. Ziel ist es, langfristig neue therapeutische Behandlungen auf Basis einer personalisierten Diagnostik ableiten zu können. Das Forschungsprojekt wird vom Land Tirol mit insgesamt 100.000 Euro für die Jahre 2024 und 2025 gefördert.

„Investitionen in medizinische Forschung und Entwicklung sind Investitionen in die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler“, sagt die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele. Für die Realisierung des Projekts werden zudem zusätzliche 70.000 Euro von der WE & ME Stiftung der Familie Ströck zur Verfügung gestellt. Die Stiftung unterstützt aktiv die Forschung zum Thema ME/CFS in Österreich sowie auch international und setzt sich intensiv für eine bestmögliche Versorgung von Betroffenen ein.

„Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten, die an ME/CFS erkrankt sind, ist nach wie vor absolut unzureichend.“

Gaby und Gerhard Ströck, Gründer der WE&ME-Stiftung

„Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten, die an ME/CFS erkrankt sind, ist nach wie vor absolut unzureichend. Daher arbeiten wir als Stiftung daran, dass nach dem nun durchgesetzten österreichweiten Referenzzentrum an der Meduni Wien nun Kompetenzzentren in allen Bundesländern, eine gute Aus- und Weiterbildung der Mediziner in dieser neuen Herausforderung und eine ausreichende soziale Absicherung für die Betroffenen verwirklicht wird. Vor allem aber braucht es Forschung, die wir mitfinanzieren, damit rasch gute Therapien und Behandlungsmöglichkeiten angewendet werden können“, so die Gründer der WE&ME-Stiftung, Gaby und Gerhard Ströck.

Laut aktuellen Pilotstudien sind bei Patient:innen mit einem solchen Krankheitsbild häufig biochemische Veränderungen vorhanden. Untersuchungen zeigten, dass sich sowohl im Verlauf einer akuten Covid-Infektion sowie im Laufe der Genesung der Stoffwechsel verändert: Tryptophan und Phenaylalanin sind Aminosäuren. Beide sind wichtige Vorläufer für Botenstoffe im Gehirn (z.B. dem „Glückshormon“ Serotonin bzw. dem „Schlafhormon“ Melatonin) und wirken sich auf die Stimmung, den Appetit und den Schlaf aus.

Ein Mangel an diesen Aminosäuren kann daher vielfältige Beschwerden verursachen. Bei über der Hälfte bereits untersuchter PatientInnen wurden ein Jahr nach der Akutinfektion Veränderungen des Stoffwechsels dieser Aminosäuren nachgewiesen.

„Mit unserer Forschung wollen wir Menschen, die derzeit unter den Folgen von Long Covid wie chronischer Erschöpfung, Atembeschwerden und Schlafstörungen leiden, dabei helfen, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.“

Projektleiterin Katharina Kurz

Im Rahmen des Innsbrucker Forschungsprojektes sollen nun Untersuchungen zu diesen stoffwechselbedingten Veränderungen bei Patient:innen mit Post Covid und einer gesunden Kontrollgruppe durchgeführt werden. Ziel ist es, bereits möglichst frühzeitig mittels sogenannter „Metabolom-Untersuchungen“ im Harn und Blut zugrundeliegende Krankheitsmechanismen zu identifizieren.

Basierend auf den Ergebnissen werden dann individuelle Therapieansätze angewandt. Unter anderem wird dabei auch geprüft, ob ein Zusammenhang mit einer ungünstigen Darmflora oder einer eingeschränkten Funktion der „Zellkraftwerke“ (der Mitochondrien) besteht. Deren Hauptaufgabe ist es, die aufgenommene Nahrung in Energie umzuwandeln.

Um die langfristige Prognose von Long Covid-Patient:innen zu verbessern und neue individualisierte Therapieansätze zu entwickeln, arbeitet das Team rund um Universitätsprofessor Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II, mit verschiedenen Partnern aus Innsbruck, Zams und Wien sowie Limburg und Hannover (Deutschland) zusammen.

„Mit unserer Forschung wollen wir Menschen, die derzeit unter den belastenden Folgen von Long Covid wie chronischer Erschöpfung, Atembeschwerden und Schlafstörungen leiden, dabei helfen, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern“, erklärt Projektleiterin Katharina Kurz. „Unser Ziel ist es, durch gezielte diagnostische Verfahren und innovative Therapieansätze diesen Betroffenen, die oft sehr jung sind, den Weg zurück zu einem gesunden, aktiven und berufsfähigen Leben zu ebnen.“

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