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Musik und Kabarett für die Rettung des Platzertals

Tiroler Künstler:innen solidarisierten sich im Innsbrucker Treibhaus mit den Kraftwerksgegnern.

Wenn Tiroler Künstler wie Markus Koschuh, Manu Delago, Raphael Perle oder auch das Lechtaler Duo Bluatschink die Bühne betreten, dann ist gute Unterhaltung vorprogrammiert. Am Freitagabend, 8. November, stand der Unterhaltungsgedanke im Innsbrucker Treibhaus jedoch im Hintergrund. Denn, geht es nach der Meinung all dieser Künstler, dann ist die Botschaft entscheidend, die sie den Besuchern mitbrachten: Mit aller Kraft den Lebensraum im Platzertal zu erhalten. Das hochalpine Gelände im Tiroler Oberland ist nach Ansicht von Umweltschützern von unschätzbarer ökologischer Bedeutung. Der Tiroler Landesenergieversorger Tiwag sieht ebenfalls eine große Bedeutung des Tals, und zwar für die Energiesicherheit Tirols. Deshalb soll das Platzertal zu einem Speichersee umfunktioniert werden. Wir haben mehrfach berichtet.

Das Platzertal, gesehen durch die Kamera von Filmemacher Harry Putz.

Als Teil des geplanten Mega-Bauprojekts Kaunertal-Kraftwerk soll im Platzertal auf über 2.000 Metern Seehöhe eine 420 Meter lange und 120 Meter hohe Staumauer errichtet werden. Über ein Stollensystem soll dann Wasser aus dem bereits existenten Gepatschspeicher im hinteren Kaunertal hochgepumpt werden und im Bedarfsfall zur Energiegewinnung wieder zurückströmen. Das Naturjuwel Platzertal mit seinem Niedermoor und seiner bestehenden Gewässerökologie wäre dadurch unwiederbringlich zerstört. Dagegen machen seit Jahren zahlreiche Umwelt- und Bürgerorganisationen mobil.

Als Vertreterin von „Lebenswertes Kaunertal“ gehörte am Freitagabend auch Obfrau Anita Hofmann zu den mahnenden Stimmen für den Schutz der Natur. Jahrelanger Dreck, Lärm, Staub würden der Region, die vom Tourismus lebt, die Lebensgrundlage entziehen. Zudem seien die Hänge, an denen gebaut werden müsste, äußerst instabil. Man mache sich im Kaunertal daher auch Sorgen um die Sicherheit, denn neben den Verbindungsstollen ins Platzertal plant die Tiwag auch einen 24 Kilometer langen Stollen vom Kaunertal ins Ötztal.

„Das wäre ein Stollen, der doppelt so lang ist, wie der Arlbergtunnel. Vom Tourismus fordert man ein, dass man Respekt vor dem ehrwürdigen Tiroler Gebirge hat, und hier wird dieser Gedanke mit Füßen getreten.“

Umweltanwalt Johannes Kostenzer

Dimensionen, die für den Umweltanwalt Johannes Kostenzer schier unvorstellbar sind: „Das wäre ein Stollen, der doppelt so lang ist, wie der Arlbergtunnel. Vom Tourismus fordert man ein, dass man Respekt vor dem ehrwürdigen Tiroler Gebirge hat, und hier wird dieser Gedanke mit Füßen getreten.“ Das sei einfach nicht mehr vertretbar, so Kostenzer.

Raphael Perle performte seinen Song „Morgen“, in dem es auch um „Greenwashing“ geht. Foto: Dolomitenstadt/Steger

Während Landeshauptmann Stellvertreter Georg Dornauer im ORF-Sommergespräch der Gesamtheit der Tirolerinnen und Tiroler den Persilschein ausstellte und meinte, man sei hierzulande „unverdächtig irgendwelche Natursituationen zu zerstören“, ist für den Musiker Raphael Perle, das Gegenteil sichtbar. So sei bereits zu viel Natur zerstört worden. Als Beispiel verweist er auf Sprengungen eines Berggrats für neue Skipisten. Am Freitag performte er unter anderem seinen Song „Morgen“, in dem er sich mit dem Weiterschieben von Verantwortungen im Naturschutz und dem Problem des „Greenwashings“ auseinandersetzt.

Dass die Kunst und Kulturszene eine wichtige Rolle im Naturschutz einnimmt, beweist die Lechtaler Band "Bluatschink". Schon in den 90er Jahren setzte sich Toni Knittel für den Erhalt und die Renaturierung des Lechs ein - mit Erfolg. Während der Liedermacher vor dreißig Jahren noch für seinen musikalischen Einsatz angefeindet wurde, ist das Duo, das mittlerweile aus Toni und seiner Frau Margit besteht, nun Partner der Tourismusregionen am Lech. Mit dem 125 Kilometer langen Lechweg an der Grenze zu Bayern spricht man mittlerweile genau jene naturverbundenen Touristen an, die die Landespolitik nach den Bildern, die rund um den Ausbruch der Corona Pandemie um die Welt gingen, vermehrt ins Land locken wollte.

Am Freitagabend machte Knittel den Naturschützern für ihren Kampf um den Erhalt des Platzertals Mut, denn auch am Lech sei der Einsatz gegen ein Kraftwerk geglückt: „Der Kampf für den Erhalt des Platzertals und gegen die Tiwag ist zwar schwieriger, aber wir helfen euch, denn er lohnt sich“, ließ er die Anwesenden wissen.

Den Abschluss am Freitagabend im Treibhaus machte der Kabarettist Markus Koschuh. Auch er war der Einladung des WWF gefolgt, der den Abend im Treibhaus veranstaltete. In seinem Kurzprogramm war er der Meinung, dass es der Tiwag vorrangig um das Geld ginge, das man mit dem Verkauf des zusätzlichen Stroms ins Ausland erwirtschaften könne. Seine Botschaft: „Die Tiwag hat sich bei dem Projekt verrannt und nun ist es Zeit, gesichtswahrend auszusteigen.“

Kabarettist Markus Koschuh meint: „Die Tiwag hat sich bei dem Projekt verrannt und nun ist es Zeit, gesichtswahrend auszusteigen.“ Foto: Dolomitenstadt/Steger

Michael Steger hat Politikwissenschaft studiert und arbeitet als freier Journalist in Innsbruck. Der versierte Reporter berichtet für Dolomitenstadt über aktuelle Themen rund um die Stadt- und Landespolitik.

3 Postings

Claudia Moser
vor 3 Tagen

Wie kann man nur auf die Idee kommen, so ein Tal zu verbauen? DANKE, allen Künstlerinnen und Künstlern für ihren Einsatz.

 
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lia
vor 3 Tagen

wo noch wasser rinnt, sollte man umweltschonend kraftwerke bauen. in osttirol könnte man die drau 3x aufstauen. die rinnt immer. nicht so die isel.

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 3 Tagen

    @lia: Der Rekordhalter an skurrilen Postings bist schon!! Warum bitte soll die Drau immer rinnen und die Isel nicht? Wenn das Verschwinden der Gletscher meinst, dann erkläre mir bitte, wie die Drau gespeist wird (Meerwasser aus der Adria, weil sie in Italien entspringt?) PS: nur zur Info: die Drau wird zwischen Strassen und Amlach schon zur Stromerzeugung verwendet! Mit dem Restwasser wird's wohl nix werden, wo willst 3x aufstauen??? Hast überhaupt eine Ahnung, wie aus Wasserkraft Strom erzeugt wird?

     
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