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Über Lieder, die das Leben so schreibt

Von Musik, der Liebe zum Unterrichten und Heimatverbundenheit. Daniela Wolsegger im Interview.

Vorab eine charmante Anekdote zum folgenden Artikel: Die Online-Suche nach der heutigen Heimweh-Kandidatin Daniela Wolsegger erwies sich aus einem schönen Grund vorerst als erfolglos. Die Lösung lieferte überraschenderweise meine Kollegin Anna Huber, als sie Christoph Manucredo, einen weiteren ehemaligen Heimweh-Kandidaten interviewte. Christoph und Daniela haben nämlich diesen Sommer geheiratet und tragen jetzt Christophs Nachnamen. Heureka!

Daniela – damals noch Wolsegger – ist in Matrei i.O. geboren und aufgewachsen. Nach der Matura am Musik BORG in Lienz zog es sie nach Innsbruck, um, wie im ersten Heimweh-Interview berichtet, die Lehrfächer Religion und Englisch zu studieren. In Innsbruck lebt sie nach wie vor, wenn auch nur mehr unter der Woche. „Wochenends und in den Ferien bin ich in Osttirol, nur mittlerweile nicht mehr in Matrei, sondern in der Debant.“ Der Grund dafür? „Mein Ehemann Christoph und ich haben dort mittlerweile ein Haus, das wir renovieren und neu einrichten. Mit der Renovierung ist unsere Freizeit gerade gut gefüllt“, schmunzelt Daniela.

Im August haben Chris und Daniela geheiratet. Alle Fotos: Privat

Seit neun Jahren sind die beiden ein Paar, im heurigen Sommer folgte die Hochzeit. „Die standesamtliche Hochzeit haben wir auf Schloss Bruck gefeiert, die kirchliche dann in der Debant, unserer gemeinsamen Heimpfarre.“ Kennengelernt haben sie sich über eine Dating-App. Das Musizieren war von Anfang an ein gemeinsamer Nenner der beiden, und „die Harmonie hat wortwörtlich gestimmt“. „Wir haben uns gleich zu Beginn schon Aufnahmen geschickt, auf denen wir singen. So bin ich auch zu den ‚Time Invaders' gestoßen, bei denen Chris damals schon Mitglied war.“ Mehr über die Band erzählt Christoph in seinem Interview.

Ihr Studium hat Daniela im September dieses Jahres beendet. „Mittlerweile habe ich den Master abgeschlossen und unterrichte. Ich bin froh, weil ich zwar gern studiert habe, mich aber der neue Lebensabschnitt schon sehr gereizt hat.“ Während ihres letzten Master-Jahres startete sie mit einer Teilzeit-Stelle ins Berufsleben. „Meine Lehramtsfächer sind zwar Religion und Englisch, begonnen habe ich aber nur mit Religion, da sich damals eine Stelle an einer Innsbrucker Mittelschule ergeben hat. Dort habe ich mich auf gut Glück beworben und es hat gleich geklappt“, freut sich die 27-Jährige. Es folgten eine Karenz-Vertretungsstelle an einer weiteren Mittelschule in Innsbruck und aufgrund des Bedarfs auch eine kurze Unterrichtstätigkeit im Fach Musik. „So bin ich an der zweiten Schule auch hängen geblieben für dieses aktuelle Schuljahr und unterrichte dort (weiterhin) Religion. Dazu kommen Englischstunden und Religionsstunden an der ersten Schule.“

Ihre Arbeit gefällt Daniela gut, sie mag Kinder sehr gern. „Obwohl ich persönlich immer eher Unterricht in der Oberstufe bevorzugt habe, gefällt mir die Mittelschule – auch dank diverser Praktika während meines Studiums dort – sehr.“ Wo sie schlussendlich landet, sei nicht so wichtig, „solange ich mit einem netten Kollegium arbeiten darf und mit den Schüler:innen gut klarkomme“.

Im September hat Daniela ihr Master-Studium abgeschlossen.

Eine große Rolle in Danielas Leben spielt seit jeher die Musik. „Ich bin seit 2019 Mitglied einer Innsbrucker Band, die 2018 als Studienprojekt entstanden ist.“ So tritt Daniela als Sängerin, Songwriterin und Gitarristin mit ihren „HarleQueens“ auf. In den Anfangszeiten der Band wurden vor allem Lieder gecovert, mit Danielas Beitritt begannen sie, eigene Songs aufzuführen. „In meiner Freizeit schreibe ich gerne die Texte dafür – alles auf Englisch. Beim Liederschreiben hat mir schon immer die englische Sprache besser gefallen als die deutsche, da man sich meiner Meinung nach damit einfach schöner ausdrücken kann.“

„Wir versuchen mit unserer Musik Jung UND Alt anzusprechen.“

Stilistisch bewegen sich die Musiker:innen aus Ost-, Nord- und Südtirol vor allem in der Pop-Musik, aber auch Elemente aus der Country-, Blues- und Rock-Musik sind Teil des Repertoires. Zu hören sind die „HarleQueens“ auf allen gängigen Streaming-Plattformen, Auftritte werden auf den Social-Media-Kanälen angekündigt. Letztere sind seit Corona seltener geworden. „Seit Covid-19 ist es in Innsbruck schwierig geworden, Lokale für Live-Auftritte zu begeistern. Viele Bars, in denen wir oft gespielt haben, haben entweder zugemacht oder Besitzer gewechselt. Die neuen Besitzer wollen oft andere Sachen haben oder andere Musikrichtungen oder gar keine Live-Musik.“ Auch Auftritte in Südtirol waren mit von der Partie. „Wir sind immer auf der Suche nach Locations für unsere Auftritte, falls diesen Text daher jemand aus Innsbruck (inkl. Umgebung) oder Osttirol liest, der einen Tipp hat, gerne melden!“ Auch für Geburtstage und Co. sind die „HarleQueens“ buchbar.

Ihre Lieder schreibt Daniela seit jeher auf Englisch.

Der Bezug zur Heimat habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. „Vor meiner Studienzeit wollte ich unbedingt mal weg aus Osttirol – um Neues zu sehen und Leute kennenzulernen. Außerdem hat mein Mann Chris in Innsbruck studiert, als wir uns kennengelernt haben und ich noch im Maturajahr in Lienz war. Da war naheliegend, dass ich auch nach Innsbruck gehe.“ Auf Danielas Wunschliste steht daher, eine Lehrstelle in Osttirol zu finden und nicht mehr nur an den Wochenenden im gemeinsamen Haus zu wohnen. „Leider wurde bisher keine Stelle daheim frei, aber ich bewerbe mich für nächstes Jahr in Osttirol. So hätte auch das ständige Pendeln ein Ende und ich muss mich nicht jedes Wochenende in den übervollen Direktbus setzen. Momentan ist die verkehrstechnische Lage aufgrund der Brenner-Baustelle echt schwierig.“

Auch vierbeinigen Familienzuwachs könnte sich Daniela vorstellen. „Eventuell möchten wir noch mehr Katzen adoptieren. Derzeit haben wir drei Katzen daheim. Eine ist aus dem Tierheim, die anderen beiden sind Don-Sphinx-Rassekatzen.“ Für das Reisen ist die junge Lehrerin ebenfalls zu begeistern. „Ich würde gerne wieder einmal nach Großbritannien reisen und generell mehr Länder erkunden, als ich es bisher gemacht habe.“

„Schlussendlich geht jede:r seinen eigenen Weg, auch wenn manch eine:r ein bisschen länger braucht, als andere.“

Etwas, das Daniela in den vergangenen Jahren im Kopf geblieben ist, ist ein Lern-Tipp. „Es wäre einfach schlau, gerade bei Prüfungsvorbereitungen ein paar Tage früher anzufangen. Ich habe die Tendenz zu prokrastinieren und halt immer alles auf den letzten Drücker zu machen. Das hat mich im Studium schon gestresst.“ Passend dazu würde sie ihrem damaligen Ich einen lieb gemeinten Ratschlag mit auf den Weg geben. „Schau' nicht so viel darauf, wie weit andere Kolleg:innen sind oder welche Noten sie haben. Schlussendlich geht jeder seinen eigenen Weg, auch wenn manch einer eben länger braucht, als andere. Wichtig ist, dass man die Zeit genießt und für sich selbst so viel wie möglich daraus mitnimmt.“

Elena Einhauer hat Marketing & Kommunikation studiert und lebt in Innsbruck. Als freie Journalistin berichtet sie für dolomitenstadt.at über aktuelle Events und stellt spannende Persönlichkeiten vor, mit einem Blick für das Besondere, den auch ihre Fotoreportagen widerspiegeln.

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