Wie das Land Tirol am Montagabend, 4. November, mitteilte, haben sich die Tiroler Landesregierung sowie die Gewerkschaft auf eine Aufwertung der Gesundheitsberufe im öffentlichen Dienst geeinigt. Sieben Maßnahmen wurden ausgearbeitet, die die Benachteiligung von bestimmten Berufsgruppen im Gesundheitsbereich beenden, die Pflege- und Hebammenberufe aufwerten, höhere Zulagen für Nacht-, Sonn- und Feiertagsdienste bringen und den Einstieg in den Arztberuf finanziell attraktiver machen. Trotz einer angespannten Budgetsituation setzt das Land Tirol damit einen Gesundheitsschwerpunkt.
Die Basis für die Maßnahmen bildet ein externes Gutachten der Upstyle Consulting GmbH. Die aktuellen Gehälter im Gesundheitsbereich wurden mit Daten aus den anderen Bundesländern sowie dem süddeutschen Raum und Südtirol verglichen. „Zusammengefasst nimmt Tirol bei den Gehältern im Gesundheitsbereich eine Zwischenposition ein: Höher als in Südtirol, im Bereich des Medians im Vergleich zu Gesamtösterreich, aber niedriger als in Süddeutschland“, resümiert Conrad Pramböck, Autor des Gutachtens.
„Das Land Tirol nimmt trotz der angespannten finanziellen Lage zusätzliche Mittel in die Hand, um den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Gesundheitsbereich das zu geben, was ihnen zusteht", sagt die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). „Das zielgerichtete Paket kann sich sehen lassen und ist ein Erfolg für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gesamten Gesundheitsbereichs“, kommentiert der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Gerhard Seier, die abgeschlossenen Verhandlungen.
Konkrete Beispiele: Im Österreichvergleich verdienen Hebammen beim Berufseinstieg in Tirol bislang acht Prozent weniger, was sich erst im Laufe des Erwerbslebens wieder ausgleicht. Ähnlich ist es bei Diplomkrankenpfleger:innen, die in Tirol um sechs Prozent weniger verdienen. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass das Gehalt von Pflegefachassistenten in Tirol um vier Prozent niedriger ist. Fünf Abteilungen des Amtes der Tiroler Landesregierung und die Landesamtsdirektion haben diese Ergebnisse als Grundlage genommen, um in über 40 Sitzungen gezielte Maßnahmen zu definieren.
Ab dem 1. Jänner 2025 tritt die Aufwertung der Gesundheitsberufe in Kraft. Die sieben Maßnahmen umfassen vor allem die Anhebung der Einstiegsgehälter für Pflegekräfte, Hebammen und Pflegefachassistent:innen sowie die Erhöhung der Zulagen für Nachtdienste auf 65 Euro brutto und für Sonn- und Feiertagsdienste auf 5,50 Euro brutto pro Stunde. Zudem bekommen Ärzt:innen in Ausbildung im klinisch-praktischen Jahr mehr Geld und für Jungärzt:innen gelten höhere Einstiegsgehälter. Dafür nimmt das Land Tirol zusätzlich zu den Gehaltsabschlüssen 18,3 Millionen Euro in die Hand. Details wurden in einem Factsheet veröffentlicht.
Des Weiteren hat die Tiroler Landesregierung eine Image- und Informationskampagne zu Pflege und Gesundheitsberufen beschlossen. Damit sollen zum einen pflegende Angehörige aber auch zu Pflegende über die diversen Pflegeförderungen des Landes informiert werden. Zum anderen sollen mehr Personen für den Pflegeberuf begeistert werden und das Ansehen der Pflege und darüber hinaus aller Gesundheitsberufe verbessert und ihnen Wertschätzung entgegengebracht werden. Für diese Kampagne stehen 250.000 Euro zur Verfügung.
Kritisch dazu äußern sich die Tiroler Grünen. Ihrer Meinung nach ändern die Maßnahmen an kleinen Gehaltsschrauben nichts. „Und eine Werbekampagne schon gar nichts“, so die Grüne Landtagsabgeordnete Petra Wohlfahrtstätter. Außerdem führe die Nichtberücksichtigung vieler Beschäftigter im Gesundheitsbereich, etwa in der mobilen Pflege oder im Rettungsdienst, zu einer finanziellen Schieflage.
„Vierzig Prozent der Mitarbeiter:innen in diesem Bereich haben noch alte Dienstverträge und für sie bleibt bis auf die höhere Abgeltung von Überstunden und Wochenenddiensten alles beim Alten.“
Birgit Obermüller, NEOS Gesundheitssprecherin
Ähnlich sieht das die Liste Fritz. Ihre Landtagsabgeordnete Andrea Haselwanter-Schneider macht auf eine Lücke aufmerksam: „Keine Berücksichtigung im 18,3 Millionen Euro schweren Paket des Landes Tirol haben jene Menschen gefunden, die noch im alten Gehaltssystem angestellt sind. […] Angestellte im alten Gehaltssystem haben von dieser Aufbesserung (Zulagen für Nacht-, Sonn- und Feiertagsdienste) nur dann etwas, wenn sie auch Sonn- und Feiertags- bzw. Nachtdienste machen.“
NEOS Gesundheitssprecherin Birgit Obermüller nennt dazu Zahlen: „Vierzig Prozent der Mitarbeiter:innen in diesem Bereich haben noch alte Dienstverträge und für sie bleibt bis auf die höhere Abgeltung von Überstunden und Wochenenddiensten alles beim Alten.“ Einig sind sich die Oppositionsparteien jedoch auch, dass die Gehaltsreform im Gesundheitswesen ein zwar überfälliger, aber erster Schritt dahin ist, die Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen.
2 Postings
40% haben alte Dienstverträge. Das betrifft also offensichtlich Leute, die schon seit Jahrzehnten im Beruf stehen und jetzt durch den Rost fallen. Ältere Pflegepersonen werden vermutlich auch nicht mehr viele Nachtdienste leisten (könben) und fallen somit komplett durch den Rost, das darf doch wirklich nicht wahr sein!!! Wie ich von Diplompflegerinnen gehört habe, gibt es von Bundesland zu Bundesland auch unterschiedliche Wochenarbeitszeiten, also im Osten meist 37 Std./Woche und im Westen noch 40 Std /Woche. Das wurde offenbar komplett ignoriert. Frau Hagele hat zumindest bei mir bisher den Eindruck hinterlassen, dass ihr der Gesundheitsbereich wichtig ist, aber das ist insbesondere für diejenigen mit älteren Verträgen einfach nur eine riesige Frechheit! Frau Hagele, da muss noch einmal nachgeschärft werden und zwar dringend!!! Ich hoffe, ihr "älteren" Pflegepersonen wehrt euch dagegen, also, auf in die AK und zum Betriebsrat!
Habe echt Schnappatmung! Frechheit, wieder wird den älteren Dienstnehmer ins Gesicht gespuckt. 40 Prozent sind derzeit schon benachteiligt, da sie die Abfertigung nicht mitnehmen können und ihnen deshalb ein Wechsel schon aus wirtschaftlicher Sicht unrentabel gemacht wird, junge Arbeitnehmer verdienen wegen der Änderung der Gehaltskurve (was eh sinnvoll ist ) schon mehr. Es ist demotivierend und die Älteren werden dies nicht mit Engagement würdigen! Wertschätzung wird heutzutage mit Geld definiert, deshalb hoch mit dem Gehalt und natürlich für alle, dann endet das Pflegethema nicht im vollkommenden Desaster und es wird auch in Zukunft noch soziale Menschen geben, die diese überaus anspruchsvolle Arbeit machen werden. p.s das Branchenvertreter bei den Verhandlungen so einem Vorschlag zustimmen, ist ja ein erbärmliches Zeichen. Arbeiterkammer und Betriebsräte sollten nun ihre Arbeit machen. (meine Hoffnung ist Groß, LOL). Das bei solchen Maßnahmen der Regierenden, die Menschen den populistischen, blauen Schlümpfen in die Arme laufen ist wohl leicht zu verstehen.
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