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„Filmmusik zu produzieren, ist ein hartes Pflaster.“

Über die Liebe zu Musik und Mathematik und darüber, seinen eigenen Weg zu gehen: Chris Manucredo im Interview. 

„Es ist zwar ungewohnt, aber auch einmal schön, einfach so aus dem Leben zu erzählen“, schmunzelt Christoph Manucredo am Ende unseres Heimweh-Interviews. Bescheidenheit kann sich der gebürtige Debanter auf jeden Fall auf die Fahne schreiben, dabei ist er es eigentlich gewohnt, im Rampenlicht zu stehen: Im Alter von 13 Jahren hat er seine Faszination für die Musik entdeckt und begonnen, Gitarre, Klavier und Schlagzeug zu spielen. Seither stand er mit mehreren Bands und in unterschiedlichen Konstellationen auf Bühnen in Osttirol und darüber hinaus. 

Am geläufigsten mögen den Dolomitenstadt-Leser:innen die „Time Invaders“ sein. Die fünfköpfige Band unterstützte Chris auf der Gitarre und gesanglich. 2017 veröffentlichten die „Time Invaders“ ihr eigenes Album mit selbstgeschriebener Musik. Derzeit musiziert Chris meistens für sich selbst oder gemeinsam mit seiner Frau Daniela. Wer einen kleinen Einblick haben möchte, hört sich am besten das Lied „Just Us“ an.

Auf der Bühne steht Chris aktuell selten, das Komponieren ist ihm allerdings geblieben: „Ich hab begonnen, Musik für Videospiele und Filme zu schreiben“, erzählt er. Da lassen sich große Namen nennen: Zuletzt gestaltete Chris die musikalische Umrahmung für den Film „Hundswut“. Die bayrische Produktion erschien in diesem Jahr, in den Hauptrollen sind unter anderem Christine Neubauer und Markus Brandl (Bergretter) zu sehen.

„Filmmusik zu produzieren, ist ein hartes Pflaster, es gibt auf jeden Fall mehr Komponisten als Filme.“

„Filmmusik zu produzieren, ist ein hartes Pflaster, es gibt auf jeden Fall mehr Komponisten als Filme“, lacht Chris. „Es ist also nichts, was ich hauptberuflich machen könnte.“ Das sei aber auch in Ordnung, schließlich hat er einen Job gefunden, den er gerne ausübt: Seit fünf Jahren ist er bei einem Tochterunternehmen der Firma Durst als Software QA Manager angestellt. 

„Meine Aufgabe ist es, die Software, die wir für die Druckindustrie entwickeln, zu testen“, erklärt er. Das ist eine Rolle mit viel Verantwortung, schließlich könne ein kleiner Fehler in der Programmierung eine ganze Druckproduktion zum Stillstand bringen. „Da geht es schnell um mehrere tausend Euro“, schildert er. 

Chris komponiert nebenbei Musik für Videospiele und Filme.

„Dass ich irgendwann in der Software-Entwicklung landen werde, war irgendwie klar“, lacht Chris. „Was sollte ich auch sonst mit den mathematischen Grundlagen meines Physikstudiums machen?“ Dabei war der Weg dorthin alles andere als vorgezeichnet: „Ich hab während meines Studiums von Physik auf Mathematik gewechselt, irgendwann aber beschlossen, dass ich einfach kein Akademiker bin und hab meine eigene Sache gemacht.“ 

Seinen eigenen Weg zu gehen, bedeutete in Chris‘ Fall, von Innsbruck wieder nach Osttirol zu ziehen, um in die Selbstständigkeit zu gehen und ein Nachhilfe-Institut zu gründen. „Ich hab zu Studienzeiten gemerkt, dass es mir Spaß macht, mein Wissen an andere weiterzugeben und anderen zu helfen“, erklärt er. Was als studentischer Nebenjob startete, wurde damit zu seinem eigenen Projekt: „Der Bedarf nach Nachhilfe in Osttirol ist enorm. Ich weiß gar nicht, wo die ganzen Schüler:innen hingehen, seit ich das Nachhilfe-Institut aufgegeben habe und zu meinem derzeitigen Job gewechselt bin.“ 

„Ich hab zu Studienzeiten gemerkt, dass es mir Spaß macht, mein Wissen an andere weiterzugeben und anderen zu helfen.“

Am höchsten sei die Nachfrage nach Mathematik, was Chris sehr gelegen kam: „Ich war während meiner Schulzeit ein ‚mathematischer Analphabet’ und bin erst durch mein Studium zum Mathematikliebhaber geworden“, meint er mit einem Augenzwinkern. Trotzdem war der Wechsel in die Software-Entwicklung unumgänglich: „Man kann vom Nachhilfe geben nur dann wirklich leben, wenn man entweder von den Schüler:innen viel Geld verlangt, viele Schüler:innen in eine Gruppe steckt oder den Angestellten – in meinem Fall waren es freie Dienstnehmer – wenig zahlt.“ Keine dieser drei Varianten stellte für Chris eine Option dar.

„Das passt aber auch gut so. Überhaupt bin ich sehr zufrieden damit, wie es gerade läuft“, freut er sich. Im August haben er und seine langjährige Freundin und Bandkollegin Daniela Wolsegger geheiratet und im vergangenen Jahr sind die beiden gemeinsam mit ihren drei Katzen in ein Eigenheim in Nußdorf-Debant gezogen. 

Erst vor kurzem haben Chris und seine Daniela geheiratet. Foto: Privat

„Daniela unterrichtet derzeit noch an einer Schule in Innsbruck. Ich bin auch immer wieder dort, ich liebe die Stadt!“, erzählt Chris. Trotzdem sehen sich die beiden in Zukunft in Osttirol. „Deshalb haben wir uns für das Haus in der Debant entschieden. Da sind wir gerade fleißig beim Herrichten und Renovieren“, erklärt Chris. Das mache derzeit einen großen Teil seiner Freizeitbeschäftigung aus. Ansonsten findet man ihn regelmäßig im Fitnessstudio und: „Zur großen Freude meiner Frau koche ich sehr gerne!“, schmunzelt er. 

Was er seinem Ich aus dem Heimweh-Interview vor zehn Jahren mit auf den Weg geben würde? „Mach einfach so weiter!“, antwortet Chris lachend. „Ich überlege mir manchmal, ob ich etwas anders machen hätte können“, meint er, „aber dann wäre ich heute nicht da, wo ich bin, und ich bin total glücklich so, wie es ist.“ 

Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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