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Helmut Niederwieser: „Ich plane grundsätzlich nicht viel“

Der Asslinger schloss vor Kurzem das Doktorat ab und fühlt sich mit seiner jungen Familie in Graz zu Hause.

Im Leben von Helmut Niederwieser war im letzten halben Jahr einiges los: Sein kleiner Sohn Felix erblickte das Licht der Welt, kurz darauf verteidigte er erfolgreich seine Doktorarbeit an der Universität Graz und gemeinsam mit seiner Frau Caroline zieht er bald in ein Eigenheim in der Nähe von Graz.

Aber von vorne: Als er im Jahr 2017 im Heimweh-Interview der Dolomitenstadt-Redaktion Rede und Antwort stand – was für den wortgewandten Asslinger kein Problem darstellt – absolvierte er gerade sein Masterstudium im Bereich „Information and Computer Engineering“. Der technische Bereich und dabei vor allem der mathematische Aspekt hat Helmut schon immer interessiert. Nach der Matura an der HTL Lienz schrieb er sich an der TU in Graz neben Information and Computer Engineering auch für Elektrotechnik ein. Er entschied dann aber, sich auf eines der beiden Fächer zu fokussieren.

Dass die Wahl auf den Standort Graz fallen würde, war schnell klar, schließlich genießt die Technische Universität dort einen ausgezeichneten Ruf. „Auch die TU in Wien wäre in Frage gekommen, aber das sind halt noch einmal zwei Stunden weiter von Osttirol weg und ich hab meine Freizeit während meines Studiums immer gerne daheim verbracht“, erklärt Helmut.

Im Rahmen des Masterstudiengangs spezialisierte er sich auf Mess- und Regelungstechnik: „Das ist eine sehr praktisch orientierte Art von Mathematik, die in allen möglichen Bereichen herangezogen werden kann, um Prozesse zu beschreiben: Das können physikalische aber genauso finanzwirtschaftliche Abläufe sein.“ Diese Vielseitigkeit sei ausschlaggebend gewesen, diese Richtung zu wählen: „So habe ich die mathematischen Grundlagen, um in den verschiedensten Bereichen zu arbeiten, und beschränke mich nicht nur auf ein Themenfeld.“

„Die meisten Dinge in meinem Leben haben sich einfach so entwickelt und so war mir meistens klar, welchen Weg ich weitergehen möchte.“

Während seines Studiums bekam er drei Angebote von unterschiedlichen Professoren, ein Doktoratsstudium an der Universität in Graz zu absolvieren. Unbedingt am Plan gestanden sei das nicht: „Ich bin grundsätzlich jemand, der nicht so viel plant“, lacht Helmut. „Die meisten Dinge in meinem Leben haben sich einfach so entwickelt und so war mir meistens klar, welchen Weg ich weitergehen möchte. Das war in dem Fall auch so.“

Während seines Doktorats war Helmut zur Hälfte an der TU Graz angestellt, zur anderen Hälfte bei dem Unternehmen, bei welchem er jetzt tätig ist. Auf seiner Agenda standen somit Forschungs- und Lehraufträge an der Universität, während er gleichzeitig an Projekten für das Unternehmen arbeitete. „Lustigerweise ist das Schreiben an der eigenen Doktorarbeit etwas, das man eher so nebenher macht“, schmunzelt er.

In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit Grundlagenmathematik im Bereich der Regelungstechnik: „Nehmen wir als Beispiel ein Auto, das fährt. Man misst die Geschwindigkeit, dann wirken aber noch unbekannte Größen auf das System ein – etwa eine unebene Straße oder eine Steigung. Ich möchte aber genau wissen, wie viel Sprit das Fahrzeug verbraucht. Das kann man nicht direkt messen, man muss gewisse Faktoren über mathematische Modelle zurückrechnen. Dafür habe ich einen Algorithmus entwickelt.“

Forschung, die den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützt, ist ein Arbeitsfeld von Helmut Niederwieser. Foto: Andreas Moser

Das österreichische Unternehmen, bei dem Helmut derzeit als Researcher tätig ist, hat es sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliche Forschung mit Interessen aus der Industrie zu verknüpfen, um den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu unterstützen, welche frei von fossilem Kohlenstoff arbeiten kann. Helmut ist auch in seiner derzeitigen Position der Mess- und Regelungstechnik treu geblieben.

Er beschäftigt sich beispielsweise damit, wie man Abläufe in Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerken optimieren kann, um einen klimafreundlicheren sowie effizienteren Output zu generieren. „Die Motivation, in so einem Arbeitsumfeld einen positiven Einfluss auf die Entwicklungen im Bereich Klimaschutz zu haben, ist natürlich da. Aber es ist oft auch zermürbend zu sehen, dass Ideen von anderen Firmen in der Praxis nicht umgesetzt werden, weil die Strukturen zu starr sind.“

Trotzdem gefällt ihm seine Arbeit, welche auch ein hohes Maß an Kreativität erfordert, weil jede Problemstellung einen individuellen Lösungsweg voraussetzt. Seinen Arbeitsalltag beschreibt Helmut als abwechslungsreich: „Wir haben viele Meetings, ich halte Präsentationen, schreibe Papers und Endberichte, programmiere, teste die Codes in Simulationssoftwares und vieles mehr“, schildert er.

Der stolze Papa mit dem kleinen Felix. Foto: Privat

„Ich bin niemand, der Dinge wegen der Karriere macht oder so, ich beschäftige mich einfach gerne mit interessanten Aufgaben“, schildert Helmut. Er könne sich gut vorstellen, für längere Zeit im Unternehmen zu bleiben. Derzeit gibt es sowieso auch andere Prioritäten in seinem Leben: „Ich möchte in nächster Zeit auf jeden Fall einmal für drei Monate in Papa-Karenz gehen und mich in ‚Vollzeit‘ um unseren kleinen Felix kümmern.“ In weiterer Folge könne er sich auch vorstellen, die Arbeitszeit im Unternehmen zu reduzieren, um sich die Care-Arbeit zu Hause mit seiner Frau Caroline zu teilen.

„Ich möchte in nächster Zeit auf jeden Fall einmal für drei Monate in Papa-Karenz gehen.“

Den ersten Besuch bei Helmuts Familie in Assling hat der kleine Felix schon hinter sich und auch wenn sich die Fahrt nach Osttirol nicht mehr so oft ausgeht, wie zu Studienzeiten, kommt Helmut regelmäßig zurück: „Der Weihnachtsurlaub zum Skitouren gehen ist jedes Jahr fix eingeplant und auch wochenends bin ich gerne dort, um die Bergwelt zu genießen.“

Wieder ganz nach Osttirol zu ziehen, steht derzeit nicht im Raum: „Ich lebe gerne in Graz, wir haben ein tolles soziales Umfeld und gerade ein Haus gekauft. Außerdem würde ich jobmäßig gerne in meinem Bereich bleiben. Dafür sind die Möglichkeiten in Osttirol momentan leider eher begrenzt.“

Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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