Schon seit einigen Jahren, eigentlich Jahrzehnten, zählt Manu Delago zu den begnadetsten Musikern des Landes. Der gebürtige Innsbrucker ist nicht nur ein herausragender Schlagzeuger, sondern auch eine echte Koryphäe an der Hang und der Handpan. In unseren Breitengraden sind beide Instrumente immer noch nicht typisch, durch Delago aber schon zu Bekanntheit gekommen.
Der 40-Jährige arbeitete in seiner bisherigen Karriere schon mit zahlreichen internationalen Künstler:innen zusammen, darunter auch schon seit 13 Jahren mit dem isländischen Popstar Björk, den Delago regelmäßig auf ihren Tourneen rund um den Globus als Drummer begleitet. Als aktiver Klimaschützer sind Weltreisen nur bedingt mit dem Gewissen vereinbar, weshalb Delago in jüngerer Vergangenheit auf alternative Formen des Tourens setzte: Er initiierte zwei sogenannte Re-Cycling Touren, wo er mit seiner Crew per Fahrrad quer durch Österreich und später bis nach Amsterdam radeln und Konzerte spielen sollte. Eine Tour, wo das ganze Equipment mit Anhänger gezogen wurde und tausende Höhenmeter absolviert werden mussten, um den CO₂-Abdruck so klein wie möglich zu halten. Selbst der Strom wurde eigenständig produziert. Das Catering bestand ausschließlich aus vegetarischen Speisen, wer Fleisch wollte, musste sich selbst drum kümmern.
Der bewusste Umgang mit dem Klima spielt also eine tragende Rolle im Leben von Manu Delago. Auch in seiner Musik wird das deutlich. „Snow from Yesterday“ heißt seine aktuelle Platte, die er zusammen mit dem Tiroler Vocaltrio Mad About Lemon aufgenommen hat. Der Titel kommt nicht von ungefähr – „Schnee von gestern“ heißt im Englischen eigentlich „Water under the Bridge“.
Aber da der Schnee von gestern, das Wasser von heute ist und auch unter der Brücke fließt, entsteht allein durch den Titel schon eine schöne, mehrdeutige Metapher. Auch auf die Gletscher und die Winter bezogen, die, wie Delago sich glaubt zu erinnern, früher weißer waren und noch mehr Schnee mit sich brachten. Natur-Bilder finden sich auf dem Album zahlreiche. Ein Album über die Klimakatastrophe, allerdings ohne Belehrungen, sondern viel mehr getragen von Tatsachen und schon jetzt zu spürenden Veränderungen.
Was schon auf Platte wahnsinnig spannend, aufwühlend, meistens jedoch ungeniert sanft und warm klingt, wird live noch einmal eine Stufe intensiver. Die Stadtkultur Lienz hat Delago am 6. Oktober ins Lienzer Gymnasium eingeladen und dementsprechend dafür gesorgt, dass man auch in Osttirol in die außergewöhnlichen Klangwelten des Musikers eintauchen durfte. Zusammen mit Mad About Lemon und dem Multiinstrumentalisten Clemens Rofner bot man eine perfekt durch orchestrierte, bis ins kleinste Detail geplante Performance, die von aufwendigen Lichteffekten unterstützt wurde und bei der neben der Musik auch die Malerei eine große Rolle spielte.
Die drei Sängerinnen Heidi Erler, Mimi Schmid und Anna Widauer, die zusätzlich auch verschiedenste Percussion-Instrumente spielten, malten während des Konzerts je ein Bild. Die Klänge des vertonten Leitmotivs Wasser wurden so zusätzlich auf die Leinwand gebracht. Immer wieder wurden Pinselstriche zu Instrumenten, wurden Farbtupfer zu verzerrten Krachmachern, die die Schönheit kurz durchrüttelten.
Knapp eineinhalb Stunden dauerte dieses beeindruckende Konzert, dessen manchmal dahinplätschernder Charakter von Delago gewieft mit lauten, älteren Nummern aus seinem Repertoire unterbrochen wurde. Die drei Bilder wurden im Anschluss an das Konzert versteigert – teilweise zu echten Schnäppchenpreisen, wie Delago in seiner Rolle als Auktionator verkündete.
In der aktuellen Folge von Dolo Music gibt es einiges aus seinem neuen Album und auch ein kurzes Interview zu hören.
Die Tracks der Ausgabe:
Manu Delago - Snow from Yesterday
Manu Delago - Polar Bear
Manu Delago - Stay Afloat
Manu Delago - Slow-Mo Moving River
Manu Delago - Paintings on the Wall
Björk - Venus As A Boy
Ein Posting
Damit es einmal gesagt ist: Dolomusic ist großartig und eine echte Bereicherung für dolomitenstadt.at und Osttirol. Danke dafür!
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