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EuGH sieht ein Recht auf Asyl für Afghaninnen

Die Rückkehr der Taliban hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Grundrechte von Frauen.

Die kritische Situation der Frauen in Afghanistan seit der Rückkehr der Taliban ist laut einem heute, 4. Oktober, gefällten Urteil des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg ausreichend Grund, Afghaninnen Asyl zu gewähren. Der österreichische Verwaltungsgerichtshof (VwGH) wollte von den Luxemburger Kollegen wissen, ob die schlechte, diskriminierende Behandlung als Verfolgung angesehen werden kann, die eine Anerkennung als Flüchtling rechtfertigt.

Zwei Frauen mit afghanischer Staatsangehörigkeit hatten sich an den Verwaltungsgerichtshof gewandt. Grund war die Weigerung der österreichischen Behörden, ihnen den Flüchtlingsstatus zuzuerkennen. Nach Ansicht des VwGH hat die Rückkehr des islamistischen Taliban-Regimes an die Macht im Jahr 2021 schwerwiegende Auswirkungen auf die Grundrechte von Frauen in dem zentralasiatischen Land. Die Diskriminierung erfolge u. a. durch Einschränkungen der Bewegungsfreiheit oder Zwangsverheiratungen.

Seine Frage an die europäischen Richter war, ob die diskriminierenden Maßnahmen als Verfolgungshandlungen eingestuft werden können, die die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft rechtfertigen. Weiters wurde gefragt, ob die zuständige nationale Behörde im Rahmen der individuellen Prüfung des Asylantrags einer afghanischen Frau andere Aspekte als deren Staatsangehörigkeit und Geschlecht berücksichtigen muss.

Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Zwangsverheiratungen werden als Verfolgung eingestuft, urteilte der EuGH zur Lage von Frauen in Afghanistan. Foto: Atif Aryan/AFP/picturedesk

Erstens antwortet der Gerichtshof, dass einige der fraglichen Maßnahmen der Taliban für sich genommen als „Verfolgung“ einzustufen sind, da sie eine schwerwiegende Verletzung eines Grundrechts darstellen. Dies gelte etwa für die Zwangsverheiratung, die einer Form der Sklaverei gleichzustellen sei. Auch würde die systematische und bewusste Anwendung der Maßnahmen dazu führen, dass den Frauen „in flagranter Weise die mit der Menschenwürde verbundenen Grundrechte vorenthalten“ würden.

Laut den EU-Richtern müsse nicht festgestellt werden, dass eine Antragstellerin aus Afghanistan bei einer Rückkehr in ihr Herkunftsland tatsächlich und spezifisch Verfolgungshandlungen zu erleiden droht. Es genügt, lediglich ihre Staatsangehörigkeit und ihr Geschlecht zu berücksichtigen. Der EuGH urteilt nie im einzelnen Fall; er gibt nur eine Einschätzung zur Auslegung des EU-Rechts. Das Urteil wird vom anfragenden Gericht gefällt.

Scharfe Kritik am Urteil äußerte die EU-Sprecherin des Freiheitlichen Parlamentsklubs und EU-Abgeordnete Petra Steger: „Es ist offensichtlich, dass Frauen in islamistisch regierten Staaten unterdrückt werden - und zwar nicht nur in Afghanistan. Daraus aber ein generelles Asylrecht für sämtliche Frauen abzuleiten, beweist, dass der EuGH völlig weltfremd ist und mit seinen Urteilen eine restriktive und am ursprünglichen Gedanken des Schutzes im nächstgelegenen sicheren Land orientierte Asylpolitik mit aller Kraft sabotiert.“

Elisabeth Grossmann, SPÖ-Europaabgeordnete und Mitglied im zuständigen Gleichstellungsausschuss, begrüßte die Entscheidung des EuGH: „Heute wurde eine wegweisende Entscheidung für Frauenrechte weltweit getroffen. Afghanischen Frauen ein Asylrecht in der EU zuzusprechen ist der richtige Schritt, um ein Zeichen gegen die jüngsten anti-feministischen und explizit frauenfeindlichen Strukturen im Land zu setzen und Frauen den Schutz anzubieten, den sie dringend brauchen. Wir dürfen nie vergessen: Frauenrechte sind Menschenrechte - in Europa, Afghanistan und überall auf der Welt!“

9 Postings

Bahner Bernd
vor einer Woche

Nach Ende der ersten Talibanherrschaft 2001 kam es geradezu zu einer Eruption von lang unterdrückter Kreativität und Vitalität vor allem bei jungen Frauen, die mit unglaublichen Engagement die Bereiche Kultur und Wissenschaft für sich eroberten. Und mit welcher Freude all die Möglichkeiten der neuen Freiheit wahrgenommen wurden. Es ist einfach nur zum Heulen und verursacht fast körperliche Pein, sehen zu müssen, wie all das von diesen fanatischen Finsterlingen erwürgt wird. Jede Frau, die dieser Hölle entkommen konnte muss bei uns willkommen sein.

 
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isnitwahr
vor einer Woche

Woher kommt dieser unvorstellbare Hass gegen sowieso schon Unterdrückte. Ihr Negativkratzler, es würde mich wirklich eure Ansicht IN WORTEN interessieren, ihr braucht euch ja nicht zu fürchten, ihr seid sicher mit Nicknamen angemeldet.

 
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wolf_C
vor 2 Wochen

... wie sagte doch Meryl Streep sinngemäß : ''Eine Katze hat in Afghanistan mehr Rechte ... '' ...

 
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LaraLektora
vor 2 Wochen

Man kann sich nicht mal im Ansatz vorstellen, was Frauen in Afghanistan nur aufgrund ihres Geschlechts durchmachen. Wird es jemals Gerechtigkeit geben für sie? Ich empfehle das Buch "Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini.

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 2 Wochen

    Danke Lara! Ich habe überlegt hier zu posten, weil ich weiss, ich locke blauen Bodensatz an. Ich habe eine Schülerin aus Afghanistan, seit Oktober 23 in Österreich, sie spricht mittlerweile sehr gut Deutsch ( und kann 'das' und 'dass' unterscheiden!! ), vor einem Jahr sprach sie kein Wort Deutsch!! Diese Woche hat sie ein autochtoner Eingeborener (oder auch nicht autochton und auch nicht eingeboren) im Bus angesprochen: 'Jetzt hamma die Wahl gewonnen, jetzt fliegst raus, ab zu den Kamelen'

    Danke dafür, Du A........!!!!

     
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      Bahner Bernd
      vor 2 Wochen

      Die ,dzt 4 , Negativstimmen würde den von Ihnen Letztgenannten zuordnen .

       
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      Gertrude
      vor 2 Wochen

      Bin mir sicher, dieser Herr weiß gar nicht ,wo Afghanistan liegt.

       
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      LaraLektora
      vor einer Woche

      Schlimme Geschichte... Vielleicht hilft es bei solchen (Un)menschen nur ihnen mit Gleichem zu begegnen und auch solche Aussagen gegenüber diesen Hetzern zu tätigen.

      Das Mädchen wird unfairer Weise doppelt so viel kämpfen müssen wie andere aber dafür wird sie auch weitaus mehr erreichen als viele. Richten Sie ihr bitte aus stark zu bleiben! Viele Menschen stehen hinter ihr.

       
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      LaraLektora
      vor einer Woche

      ... "Staatsverräter schleichts eich nach Russland" würde passen

       
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