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Er fand nicht nur klare Worte sondern auch aufrüttelnde Zahlen zum Verkehr in Osttirol und Oberkärnten: Universitätsprofessor Günter Emberger. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

Er fand nicht nur klare Worte sondern auch aufrüttelnde Zahlen zum Verkehr in Osttirol und Oberkärnten: Universitätsprofessor Günter Emberger. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

Rollt durch Osttirol weit mehr Transit als angenommen?

Verkehrsexperte Emberger hat einen Blick auf die bisherigen Studien und Zählungen geworfen.

Zwei Umstände prägten die Verkehrsdiskussion des Vereins Osttirol Natur am 20. September im gut gefüllten Amlacher Gemeindesaal: weitgehende Einigkeit unter den Politiker:innen auf dem Podium wie auch unter den Zuhörer:innen im Saal und eine umsichtige Moderation durch Laura Winkler, die mit einer konsequent eingehaltenen 2-Minuten-Regel ausufernde politische Selbstdarstellungen im Keim erstickte.

Es gab zwar in Nuancen unterschiedliche Blickwinkel auf Direktzug, Direktbus, Plöckenpass, Umfahrungsthematik und Geschwindigkeitsbeschränkungen, aber das große Bild sahen alle Anwesenden in Amlach ähnlich: Rund um Osttirol werden die Straßen für den Durchzugsverkehr optimiert, während die Bevölkerung vor Ort unter der ausufernden Belastung stöhnt.

Wer noch daran gezweifelt hatte, dass auf der B100 – sie war das Thema des Abends – schon jetzt bei weitem zu viele Fahrzeuge rollen und ohne konsequente Maßnahmen kein Ende der Verkehrsmisere  abzusehen ist, der wurde von Günter Emberger, Professor an der TU Wien, eines Besseren belehrt.

Der streitbare Verkehrsexperte, dessen Erkenntnisse auch hier auf dolomitenstadt.at schon ausführlich präsentiert wurden, hatte neben bereits Bekanntem nämlich noch einen brisanten wissenschaftlichen Vorstoß mitgebracht:  Emberger machte sich die Mühe, alle jüngeren Studien zum Transit auf der B100 einer näheren Prüfung zu unterziehen. In Tirol ist das offenbar etwas leichter als in Kärnten, hier sind die Studien zugänglich, dort wartete der Wissenschaftler drei Jahre, bis er die nötigen Unterlagen (bezahlt mit öffentlichem Geld) zur Einsicht erhielt. 

„Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit den Kollegen, die diese Studien erstellt haben, zu reden. Das werde ich tun und erst dann kann ich exakte Zahlen nennen,“ erklärte der Universitätsprofessor und ließ dennoch durchblicken, dass schon auf den ersten Blick viele Ungereimtheiten das Bild verzerren. Nicht nur fehlende oder defekte Zählstellen entlang der B100 drücken die Messzahlen nach unten, sondern vor allem Ausnahmen etwa für Lkw mit österreichischem Kennzeichen, mit Kennzeichen von Anrainerstaaten oder gar nur mit österreichischen Logos auf den Planen. Sie suggerieren Ziel- und Quellverkehr, wo in Wirklichkeit nur durchgefahren wird. 

Stimmen Embergers erste Berechnungen, dann sind nicht 3 bis 7 Prozent der durchrollenden Lkw Transitfahrzeuge, sondern im schlimmsten Fall mehr als 20 Prozent. Das könnte eine viel geforderte und bisher aufgrund falscher Zahlen abgelehnte Maßnahme in politische Reichweite rücken: Eine Tonnage-Beschränkung für Transit-Lkw auf der B100. 

Einig waren sich alle Teilnehmer:innen an der Podiumsdiskussion in der Ablehnung eines Plöckentunnels und bei der Forderung nach attraktiveren Bahnangeboten für Personen und Fracht. Hier wurde die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Südtiroler Politik immer wieder unterstrichen. Jenseits der Grenze wird im Pustertal die Straße durch eine Kette von Ortsumfahrungen immer autofreundlicher, während die Fracht von der Schiene verbannt ist. Nach anfänglichen Pauschalverurteilungen „der Südtiroler“ meldete sich ein solcher zu Wort und adressierte die wahren Drahtzieher: SVP und Toni Ebner, den mächtigen Wirtschafts- und Medienboss. 

Zweieinhalb Stunden an angeregter, auch auf dem Podium für Wahlkampfzeiten durchaus wertschätzender Diskussion gingen mit einer Reihe von Detailvorschlägen zu Ende. Für den Experten ist allerdings längst klotzen statt kleckern angesagt, und das auch nicht als Möglichkeit, sondern als unabdingbare Zukunftsmaßnahme. Günter Emberger:

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

17 Postings

wolf_C
vor einem Monat

... vielleicht sind hier alle zu doof für Radstraßen? ...

 
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Domenik Ebner
vor einem Monat

Es ist ja im Grunde eine Bankrotterklärung, dass das Land Tirol es nicht schafft eine ordentliche, belastbare Messung mit "richtigen" Daten zu machen. Solange die Datenlage nicht ausser Streit steht - sind ja auch Maßnahmen kaum zu definieren.

 
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    Senf
    vor einem Monat

    @dominik, mit dieser danebenbemerkung wirst du wenig erfolg haben!

    reale daten über herkunftsort, routen und ziel liefern halt nur auswertungen zu befragungen der lkw-fahrer samt einschau in frachtpapiere die man lückenlos an den kontrollstellen machen müsste (Steinfeld, Leisach ...). ob das nun tatsächlich jemand in dieser art gemacht hat weiss ich nicht, meist werden an diesen orten die lkws nur gefilzt.

    ein kennzeichen, eine planenaufschrift oder ein werbepanner sagt überhaupt nichts aus. oder glaubst du, der iseltaler sattelschlepper mit dem glockner im abendlicht auf der plane turtelt nur im bezirk lienz herum. ja und der zählerschreiberling mit notitzblock am mitteregger kreuz hat halt wenig einblick, er braucht ja nur zu zählen.

    du solltest dich einmal als disponent üben statt zu polemisieren!

     
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lia
vor einem Monat

der asphalt zw. dellach und greifenburg entspricht in etwa dem der gesperrten plöckenstraße.

 
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iseline
vor einem Monat

Einige Aussagen von Prof. Emberger waren besonders eindringlich, logisch und gut zu merken.

Der Bezirk, um den rundherum kräftig in die Straße verbaut wird, sollte den zunehmenden Transit, (erwartbar durch die Sanierung der Luegbrücke, Südtiroler Pustertal mit vielen Umfahrungen, ebenso im Drautal-Kärnten geplant, das loobying der Freiheitlichen in Kärnten für einen Plöckentunnel und entsprechende Aussagen vom Vorstand der FelbertauernAG, die anstehende Olympiade 2026, der Trockenhafen in Villach/Fürnitz) NICHT NOCH ZUSÄTZLICH ERLEICHTERN, ganz im Gegenteil.

Nötige Umfahrungen, wie in Sillian, müssen natürlich eine Entlastung für die Bevölkerung bringen, so schonend wie möglich gebaut werden und sie dürfen keine Zeitersparnis bringen. Eine Tonnagebeschränkung für LKW wäre „ein“ Hebel (laut Prof. Emberger: „…wo ein politischer Wille, da ein Weg“) und Tempolimits gehören auch dazu. Das erfordert ein klimaschonendes Gesamtkonzept und ein großes Umdenken. Dazu müsste die Diskussion allerdings weitergehen und die Stellungnahmen der Parteifunktionäre immer wieder angefragt werden. Im Sinne von Transparenz wäre es aber auch eine „Bringschuld“ der politisch Verantwortlichen.

 
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Burgi
vor einem Monat

Unglaublich, wie Daten "schön gerechnet" wurden, um den tatsächlichen Anteil an Transit auf der B100 kleinzureden!!! Das ist nicht zu akzeptieren!!! Eine neue seriöse Datenerhebung muss gemacht werden, denn wir brauchen seriöse Daten, um effektive Maßnahmen ergreifen zu können, damit die B100 nicht zur Transitausweichroute wird!

 
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Linksradikaler
vor einem Monat

ich lese immer wieder von Durchfahrtsverbot, Transitverbot, Tonnagebeschränkung......alles zugunsten der Bevölkerung, ist ja schön und recht, aber auch sehr sehr egoistisch......weil die LKW bleiben dann ja nicht zu Hause in der Garage, sondern belästigen halt die Anrainer anderer Verkehrswege. Hl.St.Florian - schütz unser Haus - zünd den Nachbar an........DAS IST KEINE LÖSUNG, WACHT DOCH ENDLICH AUF !!! Wir schreiben das Jahr 2024 .........

 
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    Burgi
    vor einem Monat

    @Linksradikaler: Daher Güterverkehr wieder auf die Schiene und Straßen rückbauen statt weiter ausbauen (und dann jammern, dass die LKWs über uns drüberrollen!) Da hätt ma alle was davon — auch der Nachbar!!!

     
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      Senf
      vor einem Monat

      Liebe Burgi, die Straßen werden nicht wegen der LKWs alleine gebaut, zumindest kenn ich keine, wo PKW und Motor-, Radfahren verboten ist. Ich glaube schon, dass man einen Gutteil der Fracht per Bahn transportieren kann, das ist auch sinnvoll, vor allem auf weite Strecken. National und International. Wenn du dich aber einmal mit Ladegut, mit Problemen an Frachtbahnhöfen u. s. w. auseinandersetzt, wirst du alsbald erfahren, wo die Schwierigkeiten liegen und es leider krankt. Nicht allein die Kosten sind es, sondern auch das Bahnnetz hat seine Grenzen, und sogar Gegnerschaft. Das Übel liegt am scheinbar nie endenden Warenausttausch, den die Wohlstandsgesellschaft erzeugt. Egal ob in Berlin, Turin oder Paris oder gar hier in Osttirol, jeder beharrt auf seine Güter und das in immer schnellerem Takt. Ja verrückt, die Gesellschaft ist nicht mehr in der Lage, mittelfristig zu planen und zu organisieren! Das beste Beispiel ist hier ein kurzer Kassenstau im Supermarkt, oder der Warteraum beim Arzt.

      Es wird wird wohl nicht gehen, dass eine Region glaubt, sie kommt ohne Hektik aus und braucht zum Geschehen nichts beizutragen. So unrecht hat der Linksradikale ja nicht, daneben gehauen hat er lediglich mit seinem Nic, vielleicht ein Vorurteil!

      Emberger hat recht, das bisherige System ist ein Auslaufmodell. Danach, etwa in dreissig Jahren verkleinern oder ändern sich auch die Auswüchse, wie eben der Transit, vielleicht auch das Müllproblem. Aber was heisst das in der Realität? Ja leider, etwas was man leider nirgends gerne hört: Verzicht, Rücksicht, Entschleunigung, Begnügsamkeit, Verantwortung ... Und genau da seh ich schwarz und wer die Haggalanbewegung hier im Forum genau beachtet weiss, dass man gerade hier in Osttirol noch lange nicht, oder am wenigsten dafür bereit ist. So mein Eindruck, aber nicht meine Träume.

       
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steuerzahler
vor einem Monat

Haha, Transit auf die Schiene mit einer eingleisigen Strecke und keinerlei Beschränkung für den LKW. Das Angebot der Bahn muß drastisch verbessert werden.

 
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    Burgi
    vor einem Monat

    Kann man ja alles machen, wenn man die gleiche Geldsumme in Schienenausbau statt Straßenausbau steckt!!! War ja sehr positiv, dass sich in der Podiumsdiskussion alle politischen VertreterInnen für einen Ausbau der Schiene ausgesprochen haben! Und wenn der politische Wille da ist....

     
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Dolo79
vor einem Monat

Vor 5,6 Jahren war im Ortszentrum von Greifenburg eine Demo gegen denn Transitverkehr,mit Politik,Medien usw... Um das tatsächliche Bild zu verschönern wurde der gesamte LKW Verkehr im Drautal angehalten..ein paar Tage später war dann zu lesen das es kein Problem mit zu viel Tranist gäbe,ergo,keine Umfahrung für die geplagten Greifenburger!! Augen aufmachen...hunderte pro Tag!!!! lg,ein ziel/quellverkehr fahrer

 
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Her Anonym
vor einem Monat

Naja es wird gejammert das man keine ordentliche verbindung aus Osttirol hat... Aber wenn man Vorschläge für eine Umfahrung etc macht wird wegen des Transits gejammert . Was will man nun? Vlt sollte man Osttirol einfach abkapseln von der Welt .... Ach ja sind wir ja eh schon .

 
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Matchbox
vor einem Monat

Ich weiss nicht warum darüber jahrelang diskutieren muss.

Ein Fahrverbot für LKW über 3,5 Tonnen ausgenommen Ziel- u Quellverkehr in Osttirol auf der B100 verordnen liebe Politiker, dann ist alles erledigt.

Was ist da so schwer??? Von mir aus auch probeweise für ein Jahr.

 
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    Senf
    vor einem Monat

    mann stelle sich vor, jede region würde das fordern und einführen, dein amazonpaket, deine sämtlichen Gebrauchsgüter, ja sogar dein bestellter SUV und die neue heizungsanlage würde nie ankommen und auch deine Produkte, welches auch immer käme nie an seinen bestimmungsort an. du darfst das dann alles für die ewigkeit in deinem kreutergarten abstellen.

    jede region österreichs, ja auch in europa hätte dann endlich ruhe vom transit. den übrigen verkehr, vor allem den freizeitverkehr, egal ob mit der eigenen nobelkiste ans meer bis hin zu den flugreisen in alle welt, den lass ma uns aber nit nehmen, wo kämen wir dahin, des warat ja noch schöner. dass das übel bei jeden einzelnen in seinem ungebändigten anspruchsego liegt, scheint sich nicht durchzusprechen. leute, denkt mal ehrlich drüber nach, was wollts ihr eigentlich!

     
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    Simonetta
    vor einem Monat

    ja Matchbox, das nennt man dann "denken von 12e bis Mittog........"

     
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e-mission
vor einem Monat

wer neben der b 100 wohnt, braucht keine studien oder politikerbeschwichtigungen, um zu wissen, was los ist.

 
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