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„In der ÖVP sind einige Bauernverräter unterwegs.“

Die Landesregierung lehnt einen Antrag der Grünen zum Ersatz von landwirtschaftlichen Freihalteflächen ab. 

Bei einer Pressekonferenz der Tiroler Grünen am 20. September mit Klubobmann Gebi Mair, der Spitzenkandidatin für Osttirol, Cordula Ettmayer-Kreiner, der Lienzer Gemeinderätin Gerlinde Kieberl und NR-Kandidat Matthias Schroll wurde es mitunter hitzig. 

Mair, der das politische Spiel nach Jahren an vorderster politischer Front, sowohl als Teil der ehemaligen Landesregierung als auch als Oppositionspolitiker, bestens kennt, tut seinen Unmut kund: „Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig. Die ÖVP verrät ihre eigenen Leute!“.

Grund für diese Aussage ist ein schon im Landtagsausschuss abgelehnter Antrag seiner Partei, die einen adäquaten Ersatz von landwirtschaftlichen Freihalteflächen fordert. Diese Flächen dienen der Erhaltung von wesentlichen Freiraumfunktionen. Sie schützen Böden vor Versiegelung und sind ein wichtiges Element bei Naturkatastrophen – wie einem Hochwasser – da Regen dort versickern kann. Außerdem sichern sie die Lebensmittelversorgung für die Bevölkerung. „Wenn solche Flächen verbaut werden, soll mindestens eine gleich große Fläche neu in den Schutz aufgenommen werden“, fordert Mair.

Grünes Quartett von links: Matthias Schroll, Gerlinde Kieberl, Cordula Ettmayer-Kreiner und Gebi Mair auf Wahlkampftour in Lienz. Foto: Dolomitenstadt/Senfter

Die Oppositionsparteien des Tiroler Landtags befürworteten im Ausschuss für Umwelt und Verkehr den Antrag, die schwarz-rote Regierung war dagegen. Somit wird bei der nächsten Landtagssitzung in zwei Wochen auch dagegen gestimmt werden. Die Dringlichkeit seines Vorschlags will Mair mit einer Einschätzung von Bernhard Pichler der Österreichischen Hagelversicherung untermauern: Man begrüße den Antrag und fordert sogar, dass die doppelte Menge an qualitativen Agrarflächen neu in die Schutzwidmung aufgenommen wird. „Aber in der ÖVP sind einige Bauernverräter unterwegs. Und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig steht an der Spitze“, hält Mair nicht zurück.

Wälder sollen gesund werden.

Nach der jüngsten Hochwasserkatastrophe hoffen die Grünen auf kollektives Umdenken in der Bevölkerung. „Hochwasser sind zurecht in aller Munde. Man weiß nie, wann und wo das nächste passieren wird“, sagt Mair. „Die Wildbachverbauungen müssen passen, ein Hochwasser beginnt schon früher. Und da ist die Politik im Vorfeld gefragt“. 

Dem stimmt auch Cordula Ettmayer-Kreiner zu. Die Listenerste für Osttirol möchte sich vor allem für gesunde Wälder einsetzen. „Man könnte schon viel weiter sein. In den letzten 30 Jahren wurde einiges versäumt“, analysiert die seit 15 Jahren im Landesforstdienst tätige Politikerin. „Wir müssen das volle Potenzial ausschöpfen und die Wälder wieder gemischter gestalten. Auch im Hinblick auf Starkregenereignisse“. 30 Prozent des Regenwassers würden durch gesunde Wälder von den Baumkronen abgefangen werden. In Osttirol gibt es 5000 Hektar Kahlflächen, die bei einem Starkregen bis zu 250.000 Kubikmeter zusätzlichen Wasserabfluss abfedern müssten. Deshalb müssen die Wälder wieder gemischt aufgeforstet werden. 

Dass grüne Ideen auch in städtischen Bereichen erfolgreich sind, betonte Gemeinderätin Gerlinde Kieberl: „In Lienz haben wir 2010 schon diffussionsoffene Oberflächen in der Altstadt installiert. Das Wasser kann besser abfließen, es bilden sich keine Lacken.“ Auf das Schwammstadt-Prinzip, das auf dem Egger-Lienz-Platz eine erste Anwendung fand, ist sie besonders stolz: „Wenn wir wollen, dass Bäume in der Stadt älter werden, ist das das Zukunftsprinzip.“ 

Grüne wollen in der Regierung bleiben.

Matthias Schroll, Bezirkssprecher für Kitzbühel, betonte abschließend: „Klimaschutz ist Menschenschutz“. Die Grünen wollen nach der Wahl wieder Teil der Regierung sein: „Wir können nicht zuschauen, wie die anderen nichts machen“, so Mair. Man habe in den letzten fünf Jahren einiges gelernt und „gezeigt, dass wir es können – trotz mehrerer Regierungskrisen“. Zudem sind sich die Vertreter:innen der Tiroler Grünen auch einig: „Wenn es eine schwarz-blaue Mehrheit gibt, dürfte es auch zu einer schwarz-blauen Regierung kommen. Egal was im Vorfeld gesagt wird. Das hat man schon in Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich gesehen.“ 

Martin Senfter ist Dolomitenstadt-Autor und Musikexperte. Im Podcast „Dolo Music“ stellt er seine Lieblingstracks und deren Schöpfer:innen vor. Stories mit Tiefgang sind seine journalistische Stärke, ebenso wie einfühlsame Porträts spannender Zeitgenoss:innen.

16 Postings

gehmeinweg
vor 3 Monaten

Cordula, dein Mann Manfred wert die mit die Daten gfüttert hobm, woasch eigentlich wieviel 50% Mischwold in Osttirol isch, wenn ob 1250 Seehöhe nurmehr Fichte, Lärche mit Pioniere Birke, Voglbeere, Grünerle vorkommen. Bitte und Danke sagen und weiter so Forstdienst, hebs die 50%!!

 
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    Pilz
    vor 3 Monaten

    @ gehmeinweg nicht zu vergessen Esche, Berg-Ahorn, Zirbe, Tanne

     
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wolf_C
vor 3 Monaten

... die Betonparteien ziehen ihr Ding durch, zahlentundieanderen, und die Reichen richten sich s ...

 
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lichtinsdunkel
vor 3 Monaten

scheinheilige grüne, bei wind dagegen, bei wasserkraft dagegen, dafür fordern sie großen akkuspeicher, die hektarweise grund und boden in anspruch nehmen und auch versiegeln :-(

 
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    Burgi
    vor 3 Monaten

    Die ÖVP ist doch die Partei, die den Klimawandel mithilfe technischer Innovationen bewältigen möchte - am besten ohne einen Zentimeter von der bisherigen, ausbeuterischen und naturzerstörerischen Wirtschaftsweise abzuweichen!

     
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Rudl
vor 3 Monaten

Keine Stellungnahme zum geplanten Windindustrieprojekt in Assling? Eine Erklärung wie Renaturierung, Erhalt der Biodiversität usw. mit solchen Projekten auf komplett unerschlossenen Almen zusammenpasst, wäre wünschenswert! Starkregenereignisse häufen sich und Almrücken dürfen mit Straßen und Stahlbetonfundamenten versiegelt werden? Im Programm der Grünen steht: "In Tirol kommen Windräder außerhalb von Schutzgebieten genau dort infrage, wo bereits die Infrastruktur für die Erschließung vorhanden ist. Vorwiegend sind das Tal- und Hanglagen." Ist auf der Compedal absolut nicht der Fall! Wie kommt es also, dass man sich hier ruhig verhält?

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 3 Monaten

    Was bitte ist 'Windindustrie' ??

     
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      Rudl
      vor 3 Monaten

      Lieber Herr Schwarzer, den Begriff noch nie gehört? Obwohl ich sicher bin dass Sie wissen was gemeint ist aber für den Fall dass es nicht so ist, bitte einfach mal googeln;-) ...kommt 100fach daher

       
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      Village Pizza
      vor 3 Monaten

      Siehe die Definition von „Industrie“ im Duden [ebenso Gabler Wirtschaftslexikon]: „Wirtschaftszweig, der die Gesamtheit aller mit der Massenherstellung von Konsum- und Produktionsgütern beschäftigten Fabrikationsbetriebe eines Gebietes umfasst“). "Windindustrie" würde daher (massenweise) Wind erzeugen. Was Personen, die von "Windindustrie" sprechen, allerdings übersehen, ist die Tatsache, dass Windräder der Umwandlung von Bewegungsenergie (des Windes) in elektrische Energie dienen.

       
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    Burgi
    vor 3 Monaten

    @ Rudl: Die Grünen haben sich bei der Veranstaltung im Bärenstadl Assling ganz klar gegen einen Windpark auf der Compedal ausgesprochen!

     
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      Rudl
      vor 3 Monaten

      ...das stimmt Burgi! Meine Anregung bezieht sich auf mediale Auftritte seitdem! Seit der Veranstaltung im Bärenstadl hat man kein Wort mehr in dieser Sache von ihnen gehört oder gelesen.

       
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    wolf_C
    vor 3 Monaten

    ... in Assling wählen sie schwarz und blau, die, die grün wählen, sind nit 2stellig ...

     
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beobachter52
vor 3 Monaten

"In den letzten Jahren wurde einiges versäumt ...." meint die seit 15 Jahren im Landesforstdienst tätige grüne Politikerin?! Waren nicht die Grünen in der Tiroler Landesregierung? Haben da vielleicht auch die Grünen einiges versäumt oder ist es nur Besserwisserei "hinten nach"? Übrigens, der Redakteur hat seine Aufgabe bestens erfüllt! Viele lesen nur die Überschrift - und die ist ganz im Sinne der Redaktion ....

 
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    lichtinsdunkel
    vor 3 Monaten

    haben die Grünen keinen gebürtigen Osttiroler/In welche die Wahlkreisliste anführen könnte?

     
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      Pilz
      vor 3 Monaten

      Seit wann darf jemand, der meines Wissens auch in Untertilliach lebt, eine Wahlkreisliste NICHT anführen?

       
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Oggu84
vor 3 Monaten

Arge Wortwahl🫣 so geht's nicht.

 
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