Es ist einiges los gewesen, in den letzten Tagen und Wochen. Das Stuttgarter Trio Die Nerven hat das sechste Studioalbum „Wir waren hier“ veröffentlicht und dabei wieder einen Weg gefunden, die allgegenwärtige Frustration zu vertonen und sich von der Seele zu schreiben. Sehr feiner Post-Punk und Noise-Rock von Max Rieger, Julian Knoth und Kevin Kuhn.
Wem die Apokalypse aber zu wild ausfällt und wer es ein bisschen leichtfüßiger mag, der dürfte Nilüfer Yanya sehr gerne hören. Die britische Musikerin ist in unseren Breitengraden immer noch mehr Geheimtipp als echter Indie-Star, was sich mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums „My Method Actor“ ändern sollte. Hier kommen die besten Welten von Nilüfer zusammen – von satten E-Gitarren mit ordentlicher Verzerrung bis hin zu relativ zarten Arrangements, die trotz der Reduktion großartige Strahlkraft entfalten. Sound zum Träumen, aber auch zum Eskalieren.
Das größte und auch unerwartetste Comeback startete allerdings The Weeknd. Der kanadische Superstar hat eine neue Single parat und auch gleich eine Ankündigung zu einer neuen LP, die das Ende einer Trilogie darstellen soll. Wie immer setzt er auf einen Mix aus Retro- und Futuristicsounds. Kommt gar nicht mal so schlecht.
The Weeknd hat 2021 übrigens die Halbzeitshow beim Super Bowl gestaltet – und diese Woche hat die NFL verkündet, dass Kendrick Lamar kommenden Februar für die musikalische Umrahmung sorgen wird. Das kann nur großartig werden.
Speaking of großartig: Doechii zählt nun schon seit einigen Jahren zu den vielversprechendsten Künstlerinnen des Rap. Die 26-Jährige kann rappen, Geschichten erzählen, viele Facetten vorweisen, ist quasi ein Chamäleon, weil sie sich wirklich an jedes Umfeld hervorragend anpassen kann. Bisher gab es von ihr EPs und Mixtapes bzw. Singles zu hören, die mitunter viral gingen und sie in der Szene aufschlagen ließen. 2022 war sie auf der berühmten Newcomer-Liste des Hiphop-Magazins XXL, was immer noch als Indikator für bald folgenden Ruhm gesehen werden kann. Und ihre im März erschienene Single „Alter Ego“ war noch mal ein ordentlicher Karriere-Push.
Also ist es wenig verwunderlich, dass sie es vom Untergrund Floridas bis zum Genrekrösus Top Dawg Entertainment geschafft hat. Das ehemalige Label von Kendrick Lamar hat immer noch einen irrsinnig talentierten Roster vorzuweisen, von SZA bis Schoolboy Q oder jetzt eben Doechii. Allerdings wissen wir auch, dass TDE mitunter ein kompliziertes Konstrukt sein kann – SZA kann ein Lied davon singen (was sie übrigens schon getan hat) – da müssen Künstler:innen schon gerne mal zu lange warten, um ihre Musik bzw. ein Album zu veröffentlichen.
Vielleicht gibt es auch deshalb jetzt mal „nur“ ein Mixtape von Doechii. Das dauert dafür fast 50 Minuten und umfasst satte 19 Tracks. Und das ist richtig gut – also nicht nur das, was man zu hören bekommt, sondern auch, dass Doechii eben ein Mixtape als Veröffentlichungsform wählt und kein Album. Weil sie so vollkommen sorglos das zeigen kann, was sie möchte und bestätigt, was ohnehin alle Szenekenner schon wissen – sie kann alles: Catchy Pop-Hooks, R&B oder einfach nur mitreißenden, direkten Rap. Und den spiele ich euch mit zwei Tracks vor.
Zu guter Letzt hören wir auch noch in die Comeback-Single von FKA Twigs rein. Twigs spielt in einer eigenen Liga was Ästhetik anbelangt, jedes ihrer Videos wird zu höchster Kunstform und ihr spezielles Soundmuster berührt auf einzigartige Weise. Für niemanden passt die Bezeichnung Künstlerin besser als für FKA Twigs. Hört mal rein und sagt mir dann, wie ihr das alles findet. Viel Freude mit dieser kurzen Ausgabe von Dolo Music!
Die Tracks der Ausgabe:
Die Nerven – Das Glas zerbricht und ich gleich mit
Nilüfer Yanya – Like I Say [Explicit]
The Weeknd – Dancing in the Flames
Kendrick Lamar – DNA [Explicit]
Doechii – Denial is a river [Explicit]
Doechii – Nissan Altima [Explicit]
FKA Twigs - Eusexua
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