„Schmerz. Zorn. Rache.“ Auf der Umschlagrückseite von Bernhard Aichners neuem Thriller „Yoko“ sind bereits alle Inhaltsstoffe des Buches angeführt. Und schon nach den ersten paar Dutzend Seiten ist man bereit, die zartrosa Schleier, die das in Hellblau gehaltene Cover durchziehen, nicht als Zeichen der Hoffnung zu deuten, sondern als feinen Blutnebel. Denn Blut fließt zur Genüge. Nicht nur, weil es sich bei der Titelfigur um eine ausgebildete Fleischhauerin handelt.
Längst ist der in Osttirol aufgewachsene Fotograf und Autor Bernhard Aichner einer der härtesten Profis im literarischen Umgang mit dem Verbrechen. Sein Markenzeichen sind neben der fehlenden Scheu vor der ungeschminkten Beschreibung jener Brutalitäten, zu denen die Menschen fähig sind, seine starken Frauenfiguren. So steht die Bestatterin Brünhilde Blum im Mittelpunkt seiner erfolgreichen und in sechs Teilen verfilmten „Totenfrau“-Serie, und auch Yoko ist eine zarte Protagonistin, die die Umstände hammerhart werden lässt.
So konventionell die Grundstruktur dieses Rache-Thrillers ist, so einfallsreich sind die Details dieser Geschichte, für deren Lektüre man nicht nur der geschilderten Todesarten wegen einen guten Magen braucht. Das Schlachthaus, in dem Yoko an der Seite ihres Vaters alle Raffinessen der Fleischverarbeitung gelernt hat, ist zwar von ihr zu einer Glückskekse-Bäckerei umfunktioniert worden, doch wenn das Glück so ostentativ ausbleibt, lassen sich die alten Maschinen problemlos wieder in Betrieb nehmen. Ob dabei Schweine- oder Menschenfleisch als Rohstoff dient, ist buchstäblich Wurst.
Kein Glück hat Yoko, als sie sich eines Tages bei einer Glückskeks-Lieferung in einem China-Restaurant mit zwei Männern anlegt, die sich einen Spaß am Töten eines kleinen Hundes machen - und kein Glück haben jene, die in Yokos Umfeld sind, als sie zu einem Rachefeldzug ohne Gleichen aufbricht. Denn die chinesische Mafia geht mit größter Brutalität gegen alle vor, die ihnen in die Quere kommt. Und auch Yoko macht die Erfahrung, dass Töten nicht nur von Tieren ganz leicht von der Hand geht, hat man die erste, große Hemmschwelle einmal überwunden.
Aichner hat zu seiner rasant und straight erzählten Geschichte noch die eine oder andere überraschende Nebenhandlung verpackt, über die man nicht allzu viel verraten sollte. Selbst preisgegeben hat der Autor hingegen, dass „Yoko“ einen Folgeband erhält: Die Fortsetzung soll unter dem Titel „John“ in einem Jahr erscheinen.
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